An die Wähler des Wahlbezirks 6, Hamburg

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. auch Signatur 6/FLBL001424 An die Wähler des Wahlbezirks 6, Hamburg [] Liebe Wählerin! Lieber Wähler! [] Eine große Schicksalsfrage müssen Sie am 13. Oktober entscheiden helfen. An jeden Deutschen, an jeden Hamburger ist diese Frage ges...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Hamburg, Auerdruck GmbH, Hamburg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 13.10.1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/B96E8457-AD6E-4047-AAB1-11138C4BB40B
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. auch Signatur 6/FLBL001424 An die Wähler des Wahlbezirks 6, Hamburg [] Liebe Wählerin! Lieber Wähler! [] Eine große Schicksalsfrage müssen Sie am 13. Oktober entscheiden helfen. An jeden Deutschen, an jeden Hamburger ist diese Frage gestellt. Die Frage lautet: Welche deutschen Kräfte, welche Parteien sollen jetzt mit dem Vertrauen des Volkes das Wohl der Allgemeinheit vertreten, wer soll Einfluß auf alle Schicksalsfragen des deutschen Volkes nehmen? [] Noch niemals ist diese Frage so eindeutig, so ernst, so mahnend gestellt worden. Das deutsche Volk wurde leider ein Opfer des fluch- und schuldbeladenen Nazisystems. Die Siegermächte haben dem Volke darum jetzt den Auftrag erteilt, mit Unterstützung der Besatzungsmächte zwar, aber mit eigener deutscher Verantwortlichkeit Regierungssysteme und Verwaltungen aufzubauen, in denen Menschenwürde, Anstand und Sitte die Triebkräfte des Handelns sind, in denen Friedensliebe und soziale Gerechtigkeit anerkannte Grundsätze menschlicher Lebensauffassung darstellen. Von diesen Grundsätzen muß jede Demokratie getragen sein, wenn überhaupt sie den Ehrentitel Demokratie führen soll. [] Wir können verstehen, daß viele Deutsche nach dem furchtbaren Hitlersystem an der Menschheit und ihren Idealen zweifelnd geworden sind. Dieser Zweifel darf aber niemals Herrschaft über Sie erlangen, darf Sie niemals in eine Entsagung und Teilnahmslosigkeit am öffentlichen Geschehen drängen. Sie dürfen auch nicht glauben, es sei möglich abseits zu stehen und dann menschliche Ideale zu kultivieren. Wahre Menschlichkeit und Politik sind nicht voneinander zu trennen. Der unpolitische Mensch ist vor 13 Jahren den Sirenenklängen des Diktators Hitler verfallen, gerade weit er unpolitisch war. Das darf nie wieder geschehen. [] Und nun die Frage: Wie sollen Sie sich entscheiden? Wir sagen Ihnen, beurteilen Sie Parteien wie Menschen. Wenn Sie Menschen lange kennen, dann können Sie sich ein Urteil über diese Menschen bilden. Kann es Ihnen da schwerfallen, die deutsche Sozialdemokratie zu bewerten? Sie und nur sie allein war - im Gegensatz zu allen anderen Parteien, die wieder auf die politische Bühne treten, zum Teil nur mit einer neuen Firma, zum Teil nur mit zeitgemäß veränderten Programmpunkten - immer die Partei des Friedens und der Völkerverständigung, die Partei der Armen und Schwachen, die wirklich unabhängige Partei für wahre Demokratie und echten Sozialismus. Wir sehen im Sozialismus keine öde Gleichschaltung, sondern lebendige Teilnahme aller Schaffenden, aller Arbeiter und Angestellten, aller Beamten, Gewerbetreibenden und Kaufleute an dem Streben nach dem gemeinsamen Ziel einer sozialen Gerechtigkeit. [] Das ist unser Weg und Ziel. Wenn das auch Ihr Ziel ist, dann müssen Sie mit uns den gleichen Weg gehen. Ihre Entscheidung kann dann nur sein: Am 13. Oktober die Kandidaten der SPD zu wählen. [] Olga Brandt-Knack Peter Hass Nikolaus Jürgensen Max Thoma [] Olga Brandt-Knack Hamburg 21 Künstlerin und Hausfrau Olga Brandt-Knack wurde 1885 zu Hamburg geboren. Schon mit acht Jahren kam die Theatertanzschule der Hamburger Staatsoper und gehörte dem Institut ununterbrochen von 1900 bis 1932 an. Hierbei hat sie sich als Ballettmeisterin seit 1918 besonders um die künstlerische Gestaltung der Tanzkunst über den Rahmen Hamburgs hinaus verdient gemacht. Seit 1912 stand sie in der gewerkschaftlichen Organisationsarbeit ihrer Berufskollegen, schon 1920 trat sie in die Sozialdemokratische Partei ein. In der Zeit von 1918 bis 1933 hat sie sich als Künstlerin bewußt in den Dienst der Allgemeinheit gestellt, und absolute Erfolge auch auf sozialem Gebiet zu verzeichnen. Ihr Rat und ihre Lebenserfahrung, besonders nach 1945 in der neuen SPD geschätzt, wird sie als Vertreterin in der Bürgerschaft auszeichnen können. [] Peter Hass Hamburg 33 Metallarbeiter Peter Hass stammt aus Flensburg, wurde 1903 geboren und kam mit fünf Jahren nach Hamburg. Von 1918 bis 1921 erlernte er das Schmiedehandwerk, betätigte sich bei Blohm & Voß, wanderte durch Deutschland und Österreich und kehrte 1923 nach Hamburg zurück. Er arbeitete dann erneut auf Hamburger Werften. In der frühen Jugend Mitglied der sozialistischen Jugend und des Metallarbeiterverbandes, wurde er 1920 Mitglied der SPD, zuletzt bis 1933 als Mitglied der Bürgerschaft tätig. Als Angehöriger der sozialistischen Widerstandsbewegung organisierte er die illegale Organisationsarbeit. Floh, verfolgt von der Gestapo, 1936 ins Ausland und kehrte 1946 aus Schweden zurück. Im Jahre 1937 wurde er in Abwesenheit vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Der bewährte Vertreter der Sozialdemokratie vertritt heute die politische Organisation seines Wohnbezirks als Distriktsleiter. Als Sekretär der Arbeiterwohlfahrt bemüht er sich besonders um die Herstellung Internationaler Verbindungen mit dem Ausland. [] Nikolaus Jürgensen Hamburg 33 Kaufmann Nikolaus Jürgensen entstammt einer Arbeiterfamilie mit fünf Kindern. Er besuchte die Volksschule. Sein Vater vertrat lange Jahre den Wahlkreis Schleswig-Holstein im Preußischen Landtag. Mit 17 Jahren kam der heute 40jährige Kaufmann in die Sozialdemokratische Partei und war zuletzt Vorsitzender der Organisation seiner Heimatstadt Eckernförde. Im April 1933 wurde er aus seiner Stellung im Krankenkassendienst entlassen und verhaftet. In der Folgezeit unter Polizeiaufsicht stehend, war er vier Jahre ohne Beschäftigung. 1937 kam er nach Hamburg und erwarb eine Stellung in der gewerblichen Wirtschaft. Heute betätigt er sich als selbständiger Kaufmann. Als Vertreter der jüngeren Generation in der Arbeiterbewegung verbindet er die lebendige Tradition aus der parlamentarischen Tätigkeit seines Vaters mit den neuen Verhältnissen. [] Max Thoma Hamburg 43, Buchdrucker Max Thoma ist 56 Jahre alt. Sein Vater war Tischler. In Luzern (Schweiz), wo er geboren wurde, besuchte er die Volksschule, erlernte in Augsburg später den Buchdruckerberuf und ging auf die Wanderschaft. 1908 wurde er Mitglied des Buchdruckerverbandes und der Sozialdemokratischen Partei. Während des ersten Weltkrieges war er Soldat und verwundet. 1918 betätigte er sich als Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates und als stellvertretender Stadtkommandant in Augsburg. 1919 Redakteur in Würzburg, arbeitete er später auch als solcher in Frankfurt am Main an der "Frankfurter Volksstimme". An der Akademie der Arbeit in Frankfurt studierte er besonders Arbeitsrecht und Verwaltung. Von 1925 bis 1933 fungierte er als Sekretär der SPD in Stade. Nach 1933 mehrfach in Haft, siedelte er nach Hamburg über, war mehr als sechs Jahre arbeitslos, dann bis 1945 Maschinensetzer in Hamburger Zeitungsbetrieben. Seit Juni 1945 im Vordergrund der Neuorganisation der Sozialdemokratischen Partei stehend, betätigt er sich jetzt als Vorsitzender seiner gewerkschaftlichen Berufsorganisation. [] Die Sozialdemokratie ist die Partei aller Schaffenden [] Demokratie: ihre Lebensform [] Planwirtschaft: der Weg der Vernunft [] Sozialismus: das Ziel einer gerechten Lösung aller Menschheitsfragen [] 3 Olga Brandt-Knack Künstlerin und Hausfrau SPD [] 7 Peter Hass Metallarbeiter SPD [] 8 Nikolaus Jürgensen Kaufmann SPD [] 22 Max Thoma Buchdrucker SPD [] So sieht der Stimmzettel aus [] (Nicht für die Wahl verwenden!) [] Jeder Wähler hat 4 Stimmen! [] Entscheide richtig! [] Dein Kreuz hinter jeden Namen der 4 SPD-Kandidaten! [] Auerdruck GmbH., EP 36, Hamburg 1 - 727/ 20500/ 10.46/ Kl. C
Published:13.10.1946