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Ernst Winter antwortet dem DGB [] Bundestagskandidat der SPD [] 1 Frage: Treten Sie für eine Revision des Betriebsverfassungsgesetzes im Sinne der gewerkschaftlichen Forderungen ein? [] Antwort: Ich unterstütze nicht nur die gewerkschaftlichen Forderungen noch Mitbestimmung, sondern werde - wie seit meiner frühesten Jugend - immer bereit sein, für Ihre Verwirklichung zu kämpfen. Das Betriebsverfassungsgesetz muß revidiert werden! [] 1 Frage: Sind Sie für eine Fortsetzung der Erhardschen Wirtschaftspolitik, oder wünschen Sie eine Neuordnung der Wirtschaft nach den Vorschlägen des Deutschen Gewerkschaftsbundes? [] Antwort: Die "freie Marktwirtschaft" Professor Erhards hat die Reichen reicher und die Armen ärmer gemacht. Darum befürworte ich die DGB-Vorschläge zur Neuordnung der Wirtschaft mit dem Ziel: Vollbeschäftigung und soziale Gerechtigkeit! [] 3 Frage: Unterstützen Sie die gewerkschaftliche Forderung, daß an Stelle der paritätischen Besetzung die Zwei - Drittel -Mehrheit der Versicherten in den Organen der Sozialversicherung hergestellt wird? [] Antwort: Millionen Versicherte stehen nur wenigen Arbeitgebern gegenüber. Deswegen müssen in der Sozialversicherung die Versicherten die Zwei-Drittel-Mehrheit haben. [] 4 Frage: Was halten Sie von dem gewerkschaftsfeindlichen Kurs rechtsgerichteter Kräfte in der Regierungskoalition, insbesondere von der beabsichtigten Einengung der gewerkschaftlichen Aktionsfreiheit und wie denken Sie über die Unterdrückung der Arbeitnehmer und ihrer Gewerkschaften in der Sowjetzone? [] Antwort: Ohne freie und unabhängige Gewerkschaften gibt es keine Demokratie. Wer die Aktionsfreiheit der Gewerkschaften einengen will oder die Gewerkschaften zu spalten versucht, arbeitet den Totengräbern der Demokratie von links und rechts in die Hände. [] Die Sorge um einen gesicherten Arbeitsplatz, für gerechte Entlohnung und Erfüllung der Gleichberechtigung aller schaffenden Menschen in Wirtschaft und Gesellschaft wird auch im Bundestag weiter meine Hauptaufgabe sein. [] Daten aus meinem Leben: [] Ich, Ernst Winter, bin am 13. August 1888 in Aerzen geboren und erlernte das Schlosserhandwerk. 1906 kam ich nach Hannover und habe bei den Firmen Hawa; Dreyer, Rosenkranz & Dropp; Körting; Hanomag gearbeitet. Am 17. April 1906 trat ich in den Deutschen Metallarbeiter-Verband ein und bin seit 1907 Vertrauensmann dieser Gewerkschaft. Mein Eintritt in die SPD erfolgte im Jahre 1909, und seitdem bin ich immer politisch tätig gewesen. Im Jahre 1917 wurde ich Mitglied des Arbeiter-Ausschusses und im Jahre 1920 des Betriebsrates und Arbeiterrates der Hanomag, dessen 1. Vorsitzender ich im Jahre 1922 wurde. Ab 1929 wurde ich im damaligen Deutschen Metallarbeiter-Verband angestellt und 1933 durch die Nazis entlassen. [] Während der Nazizeit war ich Vertreter in technischen Ölen und Fetten und dann wieder seit 1945 Betriebsratsvorsitzender der Hanomag. Nach Erteilung der Fabrikationserlaubnis durch die Besatzungsmacht habe ich, durch vernünftige Zusammenarbeit mit dem Vorstand der Hanomag und darüber hinaus mit den Behörden, wesentlich dazu beigetragen, daß die Arbeitsplatze für meine Kollegen in der Hanomag gesichert wurden. [] Die soziale Gerechtigkeit sichert den demokratischen Staat, sichert uns Frieden, Freiheit und nationale Einheit. [] Hannover-Linden, den 3. November 1952 [] ERNST WINTER [] Verantwortlich: Ernst Winter, Hannover. - Druck: Hannoversche Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover.
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