Gefälschte Dokumente

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: Nachlaß Arthur Bratu im AdsD Gefälschte Dokumente [] Am 25. August 1953, drei Wochen vor der Bundestagswahl, veröffentlichte der parteiamtliche Pressedienst der CDU/CSU gefälschte Dokumente, die den Beweis erbringen sollten, daß di...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand, Druckhaus Deutz, Köln
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 01.1954 - 02.1954
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/144D6997-D300-498F-BDC9-FF5775E1D937
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: Nachlaß Arthur Bratu im AdsD Gefälschte Dokumente [] Am 25. August 1953, drei Wochen vor der Bundestagswahl, veröffentlichte der parteiamtliche Pressedienst der CDU/CSU gefälschte Dokumente, die den Beweis erbringen sollten, daß die SPD ihren Bundestagswahlkampf u. a. mit Mitteln der Arbeiter-Wohlfahrt und des Bundesjugendplanes finanziert. [] Das wer eine von den vielen falschen Behauptungen der von Dr. Adenauer geführten CDU/CSU, gegen die sich die SPD im Wahlkampf zu wehren hatte. [] Falsche Behauptungen deshalb: [] weil keines dieser "Dokumente" wirklich existiert; [] weil der Inhalt dieser "Dokumente" völlig frei erfunden wurde; [] weil die angeblichen Unterschriften unter den "Dokumenten" sämtlich gefälscht waren. [] Diese sogenannten Dokumente sind bewußte Fälschungen [] erklärte die SPD und kündigte an, daß sie sofort die notwendigen gerichtlichen Schritte gegen Verfasser und Verbreiter dieser Fälschungen einleiten werde. [] Zu den Verbreitern des Inhalts dieser "Dokumente"' gehörte Dr. Adenauer, Erster Vorsitzender der "Christlich-Demokratischen Union". [] Und heute? Fünf Monate nach der Wahl? [] Nach langen Verzögerungsversuchen hat sich die CDU/CSU, vertreten durch Dr. Adenauer, endlich am Mittwoch, dem 27. Januar 1954, zur Abgabe folgender Erklärung vor Gericht bequemt: [] "Die im DUD vom 25. August 1953 veröffentlichten angeblichen "Dokumente" haben sich als falsch erwiesen. Dadurch hat sich das besonders als unrichtig herausgestellt, daß aus Mitteln der Arbeiter-Wohlfahrt und des Bundesjugendplanes Wahlkampfgelder an die SPD gegeben worden seien. Die Beklagte, der die "Dokumente" unaufgefordert und unentgeltlich zur Verfügung gestellt waren, bedauert, daß sie die an ihr geübte Täuschung nicht von vornherein erkannt und die Verbreitung vorgenommen hat ..." [] Falsche Beschuldigungen [] Dr. Adenauer hat im Wahlkampf behauptet, der SPD-Unterbezirksvorsitzende von Solingen, Heinr. Schroth, sowie der der SPD angehörende DGB-Ortsausschußvorsitzende in Gelsenkirchen, Hubert Scharley, hätten je 10000 DM-West für Wahlzwecke aus der Ostzone erhalten. (Nebenstehend die Wiedergabe eines Originalbriefes Dr. Adenauers.) Wochenlang vorher hatte die CDU/CSU in Plakaten und Flugblättern die Sozialdemokratie denunziert, sie sei im Bunde mit Moskau - ausgerechnet die Sozialdemokratie, die in der Sowjetzone den schärfsten Kampf gegen die kommunistische Gewaltherrschaft führt! - Mit der Behauptung - aus dem Munde des Regierungschefs! -, daß mit Namen genannte Sozialdemokraten im Solde Moskaus stehen, sollte der Hetzfeldzug gegen die SPD gekrönt werden! [] Aber auch diese Behauptung war falsch [] Es war eine der gröbsten und übelsten Verdächtigungen, die je in einem Wahlkampf gegen die Sozialdemokraten verbreitet worden sind. Tatsache ist, [] daß weder Schroth noch Scharley einen Pfennig aus dem Osten erhalten haben, [] daß die angeblichen Beweise für die Behauptungen Dr. Adenauers von A bis Z gefälscht waren, [] daß Dr. Adenauer nicht in der Lage war, dem Gericht einen Zeugen für diese Behauptungen zu nennen. [] Die Sozialdemokratie hat sofort Klage gegen Dr. Adenauer und die damals unbekannten Verfasser der Fälschungen erhoben. [] Fünf Monate lang sind die Gerichtsverhandlungen von den Beklagten verzögert worden. Die Versuche der SPD, noch vor der Bundestagswahl eine gerichtliche Klärung zu erzielen, sind am Widerstand Dr. Adenauers gescheitert. [] Und was sagt Dr. Adenauer heute? [] Jetzt, fünf Monate nach den Wahlen, am Dienstag, dem 9. Februar 1954, ließ Dr. Adenauer vor Gericht erklären: [] "Auf Grund des gerichtlichen Verfahrens habe ich mich davon überzeugt, daß die mir über Herrn Schroth und Herrn Scharley erteilten Informationen, auf deren Richtigkeit ich nach dem vorgelegten Material vertraute, falsch waren. [] Ich nehme deshalb mit dem Ausdruck des Bedauerns meine Behauptung zurück, daß die Herren Schroth und Scherley Wahlgelder aus der Ostzone erhalten hätten." [] Das Bedauern des Kanzlers und seiner CDU/CSU überzeugt nicht! [] Der Kanzler sowohl wie sein parteiamtlicher Pressedienst haben sich gefälschte Dokumente zu eigen gemacht, um damit die Sozialdemokratie im Wahlkampf auf das gröbste zu verdächtigen. [] Erst vor den Schranken des Gerichts [] sahen sie sich gezwungen, die an ihnen verübte Täuschung mit Bedauern einzugestehen. [] Geblieben ist der Tatbestand, daß die CDU/CSU plumpe Falschmeldungen übernommen und mit ihnen den Wahlkampf bestritten hat. [] Der Wähler aber wurde durch die Anwendung solcher Mittel irregeführt! [] Kann man der CDU/CSU und dem Bundeskanzler Dr. Adenauer, die sich so leicht täuschen lassen und die mit solchen Mitteln den Wahlkampf geführt haben, noch Vertrauen schenken? [] Kann man annehmen, daß Dr. Adenauer und seine CDU/CSU in ihren sonstigen politischen Handlungen anders verfahren werden? [] In diesen beiden Fällen ist vor Gericht geklärt worden, wie unfair Dr. Adenauer und die CDU/CSU gehandelt haben! [] Deutscher Wähler! [] Denk daran, wenn die CDU/CSU wieder einmal um deine Stimme wirbt! [] Deutscher Wähler! [] Denk daran, wenn Dr. Adenauer wieder einmal etwas behauptet! [] Herausgeber: Vorstand der SPD, Bonn [] Druck: Druckhaus Deutz.
Published:01.1954 - 02.1954