Frühjahrsputz

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht Frühjahrsputz [] das ist gewiß [] bringt oft gar arge Bitternis. [] Nicht nur, daß man ohne Rasten [] schrubben, fegen muß und hasten, [] daß das Sauerkraut verbrennt [] und der Mann ins Wirtshaus rennt. [] Außer all dem Blitz-Bl...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bezirk Südwest
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 04.03.1956
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/78B3D515-765B-4CA0-8210-6F9CBD3E93AC
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Gedicht Frühjahrsputz [] das ist gewiß [] bringt oft gar arge Bitternis. [] Nicht nur, daß man ohne Rasten [] schrubben, fegen muß und hasten, [] daß das Sauerkraut verbrennt [] und der Mann ins Wirtshaus rennt. [] Außer all dem Blitz-Blank-Scheuern [] will man auch sein Heim erneuern. [] Sie und er führ'n oft Debatten, [] ob man soll die Bodenmatten - [] die schon lange gar nicht passen - [] noch ein weiteres Jahr belassen. [] Oder soll man neue kaufen. [] Ach - es ist zum Haare raufen! [] Und so ist es allemal: [] Wer die Wahl hat, hat die Qual! [] Es ist schon ein Kreuz ... [] dieses alljährliche Großreinemachen zur Frühjahrszeit. Es wird gesäubert, geordnet und beiseite gelegt, was sich an unnützem Plunder angesammelt hat. Nachher atmet alles erleichtert auf und freut sich königlich über das blitzblanke eigene Nest (wenn auch Vati seine Sachen nicht mehr am alten Platz vorfindet). Wohl dem, der eine gute Hausfrau hat! [] In unserem Landeshaus Baden-Württemberg ist nur alle vier Jahre Großreinemachen. Um so gründlicher muß es sein. Merken Sie sich den Termin vor: es ist der 4. März. Das ist der Tag der wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürger. Sie müssen prüfen, was repariert und neu angeschafft werden soll, was bleiben kann oder - und das ist auch manchmal nötig was zum Abfall gehört. [] Sie selbst entscheiden [] darüber. Und nur Sie. Vor vier Jahren begannen wir einen Neubau. Nicht alles konnte zur vollen Zufriedenheit der Mieter getan werden. Dem einen gefällt die Fassade nicht, der andere wünscht sich einen größeren Garten oder schönere Zimmer. Es ist genau wie im trauten Familienkreise. Auch dort muß man sich zusammenraufen und eins nach dem anderen verwirklichen, denn das Geld ist knapp. Die dringlichsten Anschaffungen müssen zuerst gemacht werden. Nicht anders ist es beim Neubau des Landeshauses. [] Wir möchten Ihnen sagen [] was wir getan haben, um das Haus nach unseren Vorstellungen zu bauen. Mit "wir", entschuldigen Sie, daß wir das bisher versäumt haben zu sagen, sind die 38 sozialdemokratischen von den 121 Abgeordneten des ersten baden-württembergischen Landtages gemeint. Sie machten sich an die Arbeit, um das Fundament unseres Landeshauses - die Verfassung - zu schaffen. Sie enthält unseren Vorschlägen entsprechend keine Wunschbilder, sondern Grundsätze, die verwirklicht werden können. Beispielsweise wäre die Schulgeld- und Lernmittelfreiheit ohne die zähe und unverdrossene Arbeit der 38 Sozialdemokraten in der Verfassung nicht festgelegt worden. Jedes Kind kann nun völlig unabhängig vom Geldbeutel des Vaters die öffentliche Schule besuchen, die seiner besonderen Begabung entspricht. Und wie wertvoll diese Regelung besonders für die Jungen und Mädel unserer vielen Kriegsbeschädigten und für die Kriegerwaisen, aber auch für intelligente Arbeiter- und Bauernkinder ist, werden Sie [] in der eigenen Familie [] oder bei Ihren Nachbarn feststellen können. Wir sind auch dafür, daß unsere Kinder die Simultan- oder christliche Gemeinschaftsschule besuchen. Oder meinen Sie, daß es gut sei, wenn Ihr Sohn in der Volksschule von seinen Freunden getrennt ist, nur weil Sie einer anderen Konfession angehören? Wer fragt im Betrieb oder im Büro, wer fragt im Gymnasium danach? Wir wollen, daß unsere Kinder ordentliche, aufrechte Menschen werden, die sich gegenseitig achten und schützen und die das christliche Sittengesetz ernst nehmen. [] Dafür treten wir ein [] und handeln danach, wenn wir erklären, daß z. B. Schulräume, Wohnungen und Hilfe für die notleidenden Fürsorgeempfänger immer noch am dringlichsten sind. Bisher konnten wir vorgesehene Kürzungen dieser Mittel verhindern und darüber hinaus beachtliche Erhöhungen durchsetzen. Ebenso war es bei der Gewerbe- und Industrieförderung. Heute gehört Baden-Württemberg in der Ausgeglichenheit seiner gewerblichen Wirtschaft zu den krisenfesten und gesunden Länder der Bundesrepublik. Nicht immer fanden wir bei den anderen Unterstützung für die Bereitstellung von Zuschüssen und Darlehen. Viele kleine Handwerksbetriebe und viele Fabriken konnten mit dieser Hilfe in allen Teilen unseres Landes, besonders in den Notstandsgebieten, eingerichtet werden. So gelang es, immer wieder neue Arbeitsplätze zu schaffen. Das ist ein Erfolg der fast zehnjährigen Arbeit des sozialdemokratischen Wirtschaftsministers Dr. Veit und der Abgeordneten seiner Partei! [] In Baden-Württemberg leben 1,3 Millionen Kriegshinterbliebene, Kriegs- und Schwerbeschädigte. Ihnen [] wirksam zu helfen [] wurde von der Bundesregierung in Bonn bisher versäumt! Unser sozialdemokratischer Arbeitsminister Hohlwegler - Sie kennen ihn sicher von seinen Sprechtagen - tritt unermüdlich für diese Mitbürger ein. Nicht ohne Erfolg! Vielen Kriegshinterbliebenen und Rentnern hat sein Wirken Hilfe gebracht. Wie er für ein menschenwürdiges Leben dieser Bedürftigen kämpft, so hat es der sozialdemokratische Innenminister Ulrich in den vergangenen Jahren als seine Hauptaufgabe angesehen, gesunde Wohnungen zu schaffen. 221000 zerstörte Wohnungen hat uns der Krieg hinterlassen. 1500000 Flüchtlinge und Vertriebene kamen zu uns, so daß insgesamt 800000 Wohnungen fehlten. Davon konnten bis jetzt mehr als 500000 gebaut werden. [] Alles können wir nicht [] hier aufzählen, was wir geleistet haben. Aber hoffentlich denken Sie daran, daß Ihr Kreuz auf dem Wahlzettel am 4. März Quittung und Vollmacht ist - Quittung für die Arbeit der vergangenen Jahre, Vollmacht für die nächsten vier Jahre. [] Prüfen Sie sorgfältig [] wem Sie Ihr Vertrauen schenken. Denken Sie auch daran, daß der neue Landtag so wichtige Gesetze wie das allgemeine Schulgesetz und das Lehrerbildungsgesetz beschließen wird. Sie entscheiden mit Ihrem Wahlzettel, ob im Lande der Geist der Duldsamkeit herrschen wird und die Zusammengehörigkeit unsere Bevölkerung von der Schule her beginnt - oder nicht. [] Wenn Sie uns durch Ihre Wahl am 4. März 1956 zu einer starken Fraktion verhelfen, werden die Abgeordneten der SPD zu Ihrem und unser aller Nutzen das durchsetzen, besonders aber die folgenden vier Forderungen verwirklichen können. [] 4 Punkte, die alle angehen! [] 1 [] In vier Jahren muß in unserem Lande jeder menschenwürdig wohnen! [] Alle verfügbare Kraft für den Wohnungsbau! Es fehlen in Baden-Württemberg allein im sozialen Wohnungsbau noch Wohnräume für 500000 Menschen. Deshalb auch künftig keine Verringerung, sondern Erhöhung der öffentlichen Mittel! [] 2 [] In vier Jahren jeder Schulklasse das eigene Klassenzimmer! ... [] Schluß mit dem Schichtunterricht unserer Kinder! Noch fehlen 2600 Schulräume. Jeder Raum kostet 60000 DM. Der Staat muß deshalb ausreichende Zuschüsse an die Gemeinden geben! [] ... und in den nächsten vier Jahren mindestens 1000 Turnhallen für unsere Jugend und Sportler! [] Turnen und Sport erhält den Menschen gesund! Noch fehlen 2700 Turnhallen und Sportanlagen. Jede Gemeinde soll damit ausgestattet werden. [] 3 [] In vier Jahren 500 Millionen DM für mehr Sicherheit durch bessere Straßen! Auch Du bist täglich in Gefahr! Noch fehlen zwei Milliarden DM Landesmittel, um unsere Straßen in Ordnung zu bringen. Wir wollen in vier Jahren 5W Millionen DM davon aufbringen. Das ist das Doppelte der bisher vom Lande gewährten Gelder. [] ... und 100 Millionen DM für saubere Flüsse und Wasserversorgung! [] Trinkwassermangel gefährdet Mensch und Tier! Unser Innenminister Ulrich hat schon vor zwei Jahren für einen Zehn-Jahresplan 900 Millionen DM für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung berechnet. Die Gemeinden können aus eigener Kraft diese Summen nicht aufbringen. Der Staat muß helfen! [] 4 [] Sparsame Verwaltung - kein aufgeblühter Staatsapparat! ... [] Schluß mit dem Paragraphengestrüpp! Überflüssige Gesetze müssen aufgehoben und die Arbeit in den Behörden auf moderne, rationelle Methoden umgestellt werden. Vernünftige Neuordnung unserer Verwaltung unter Berücksichtigung wirtschaftlicher und verkehrspolitischer Zusammenhänge auf der Grundlage eines Gutachtens von unabhängigen Sachverständigen. [] ... nur soviel Minister, wie unbedingt nötig! [] Regierungsbildung nur nach sachlichen Gesichtspunkten! Keine Konzessionsschulzen, sondern mutige Männer, die die Interessen der Bürger unseres Landes überall, auch in Bonn, mit Nachdruck vertreten - besonders im Hinblick auf die zentralen wirtschaftlichen Aufgaben im Zusammenhang mit der Aufrüstung (Kasernenbauten, Landbeschlagnahme, Arbeitskräftemangel, Rekrutierung). [] Das sind 4 klare Punkte für die Arbeit der nächsten 4 Jahre. Sie können - ohne daß Sie auch nur einen Pfennig mehr Steuer zahlen müssen - verwirklicht werden. Aber nur dann, wenn Sie, wenn alle uns helfen. Sie helfen uns, wenn Sie sozialdemokratische Kandidaten wählen. [] Sprechen Sie auch mit Ihrer Familie und mit Ihren Freunden und Bekannten. Und sagen Sie allen: [] Helle Köpfe wählen [] SPD [] Verantwortlich: Sozialdemokratische Partei Deutschland, Bezirk Südwest
Published:04.03.1956