"Wirtschaft Horatio " . Ein Drama in 5 Akten

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; "WIRTSCHAFT Horatio" [] EIN DRAMA IN 5 AKTEN [] "Wirtschaft Horatio!" [] Ein Drama in fünf Akten [] I. Akt [] Das Tausendjährige Reich war mit der unbedingten Kapitulation untergegangen. [] Ins Licht der Nachkriegswelt tra...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Kieler Druckerei
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/C0597891-B050-42FF-8565-EC7B0D9A7776
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; "WIRTSCHAFT Horatio" [] EIN DRAMA IN 5 AKTEN [] "Wirtschaft Horatio!" [] Ein Drama in fünf Akten [] I. Akt [] Das Tausendjährige Reich war mit der unbedingten Kapitulation untergegangen. [] Ins Licht der Nachkriegswelt trat die CDU. Was würde sie für ein Gebilde sein? [] Sie begann ihren Weg, indem sie sich auf ihrem ersten Reichstreffen in Godesberg 1946 zu einem "Sozialismus aus christlicher Verantantwortung" [!] bekannte. [] Im Februar 1947 verkündete sie in ihrem Ahlener Programm: [] "Das kapitalistische System ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Inhalt und Ziel der sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein." [] Ehrliche christliche Wähler glaubten dies und gaben bei den folgenden Landtagswahlen der CDU ihre Stimmen. Die "Wirtschaftsführer" im Hintergrund schwiegen. [] II. Akt [] Die neuen Landtage wählten den Frankfurter Wirtschaftsrat. Es ergab sich, daß die CDU mit den anderen Bürgerparteien die Mehrheit bekam. [] Die bis dahin schweigsamen Wirtschaftsführer in der CDU nahmen jetzt die Führung in die Hand. [] O weh, wo blieb das Ahlener Programm, der "christliche Sozialismus?" [] "... Die Sozialdemokraten wollen die verrückte Planwirtschaft, aber ich will die freie Marktwirtschaft", sagte Dr. Adenauer, der Vorsitzende der CDU im April 1948 und ließ Prof. Dr. Erhard gewähren. [] III. Akt [] Der Tag X war gekommen und brachte die neue, feste Währung der D-Mark als Überraschung der Militärregierung für das westdeutsche Volk. [] Über Nacht waren die Schaufenster voll Waren. Was im Lande gehortet worden war, und zwar in einer Zeit, als man im Ausland für unsere hungernden, frierenden, kranken Greise, Frauen und Kinder gesammelt hatte, kam nun hervor, um Hortungsgewinne zu erzielen. Prof. Erhard war "glücklich", daß die deutsche Industrie "soviel" gehortet hatte; er bezeichnete die Hortungsgewinne als "phänomenal". "Bedarf ist das, was durch Kaufkraft unterbaut ist", sagte er und wiederholte "den oft ausgesprochenen Grundsatz, daß in einer geordneten Wirtschaft das Geld den einzigen Bezugschein darstellen darf". Prof. Erhard und die CDU sangen das Lob der freien, also der kapitalistischen Marktwirtschaft. Sie wiesen auf die Warenfülle in Geschäften und auf den Märkten hin und rühmten "ihr Werk" (zu dem die feste Währung und die Einfuhren des Marshallplanes das Wesentliche beigetragen hatten), - aber wer konnte kaufen? Wer hatte genügend vom Bezugschein Geld, um seinen Bedarf zu decken? Die Preise stiegen, phantastische Gewinne entstanden, Hausfrauen rebellierten auf den Märkten, die Gewerkschaften bekundeten durch eintägigen Generalstreik ihren Unwillen gegen Professor Erhards Wirtschaftspolitik. Der Wunderprofessor schaltete nun die Preisspiegelei und das Jedermann-Spiel ein. [] IV. Akt [] Wo die Gesetze der freien Marktwirtschaft gelten, ohne daß genügend Waren für den Gesamtbedarf vorhanden sind, ist das Ergebnis vorauszusehen: die Reichen werden reicher, die Armen werden ärmer! Und es gibt wieder eine Schicht der Reichen. [] Es gibt auch wieder das Gespenst der Arbeitslosigkeit. Ein Arbeitslosenheer gehört ja zu einer in Ordnung befindlichen kapitalistischen Marktwirtschaft. Eine Million und dreihunderttausend gehen stempeln. Die schaffenden Menschen, die die Steigerung der Produktion ermöglichen, wurden wiederum mit Arbeitslosigkeit oder Kurzarbeit belohnt. [] V. Akt [] Die Lebenszeit des Frankfurter Wirtschaftsrates ist abgelaufen. Über diesem Kapitel der deutschen Wirtschaftsgeschichte werden immer die Worte stehen: Warenhortung, Preistreiberei, Geldhortung, Fehlinvestion [!] [Fehlinvestition], Arbeitslosigkeit. [] Nun werden Bundestag, Bundesregierung und Bundesrat die Wirtschaftspolitik bestimmen. Wird dort wiederum als Stehauffigur Prof. Erhard erscheinen, der bei den Wahlen für die CDU kandidiert? Und soll er mit der CDU weiterhin an der Herausbildung eines kapitalistischen Klassenstaates arbeiten können? [] Die SPD will es verhindern. Sie weist auf das vergessene Ahlener Programm der CDU hin. Klarer und bestimmter, wie es in der Maienzeit des "christlichen Sozialismus" dort gesagt wurde, will sie die soziale Gerechtigkeit in einer neuen Sozialordnung verwirklichen, fern von Hitlers Zwangswirtschaft und der freien kapitalistischen Marktwirtschaft des Prof. Erhard und seiner CDU. [] Darum, lieber Kollege, der Du heut noch Arbeit hast, überlege, wem Du am 14. August Deine Stimme geben willst. Kläre Deinen Arbeitskollegen auf; die Arbeiterschaft darf sich nicht zersplittern. Nur eine starke Sozialdemokratie sichert Dir Dein Recht. [] Wähle den Kandidaten Nr. 1 den Kandidaten der SPD [] FINIS [] Wirtschaftsrat [] Kieler Druckerei, DF 81 - N 80000 8. 49 Kl. C
Published:14.08.1949