Deutsche Mütter und Mädchen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Bitte lesen und weitergeben! [] [] Deutsche Mütter und Mädchen! [] Euer Ja dem Frieden! [] Nie wieder soll eine Mutter Euer ihren Sohn, eine Frau ihren Mann beweinen [] [] Auf der 8. Nationalratstagung der Nationalen Front des demokratische...

Full description

Bibliographic Details
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 07.05.1951
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/27C093E6-8A97-4BE6-A3DC-6ED0AC72D03B
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Bitte lesen und weitergeben! [] [] Deutsche Mütter und Mädchen! [] Euer Ja dem Frieden! [] Nie wieder soll eine Mutter Euer ihren Sohn, eine Frau ihren Mann beweinen [] [] Auf der 8. Nationalratstagung der Nationalen Front des demokratischen Deutschland am 7. Mai 1951 in Berlin ergriff Luise Ermisch, eine Heldin der Arbeit und Aktivistin aus Halle, das Wort. Sie sprach im Namen der weltumspannenden Gemeinschaft aller friedliebenden Menschen, besonders der Frauen und Mütter, zu unseren Schwestern im Westen Deutschlands. Ihr Diskussionsbeitrag mahnt zum restlosen Einsatz in der Volksbefragung gegen die Remilitarisierung Deutschlands und für den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland im Jahre 1951. [] Luise Ermisch erklärte folgendes: [] [] Mein eigenes Schicksal wiederholt sich in diesen Tagen tausendfach in Westberlin und Westdeutschland. Meine Eltern ließen mich das Schneiderhandwerk erlernen. Als ich im Jahre 1930 ausgelernt hatte, fand ich keine Arbeit. Ich war drei Jahre arbeitslos und fiel meinen Eltern, die auch nur ein kleines Einkommen hatten - mein Vater war Arbeiter - als gesunder, arbeitsfreudiger, junger Mensch zur Last. Plötzlich gab es Arbeit - als die Uniformfabriken aufgemacht wurden. Ich begann nun eifrigst Uniformen zu nähen, von denen ich heute weiß, daß sie für viele junge deutsche Männer das Totengewand geworden sind. Aber nicht genug damit. Im Jahre 1942 holte man mich auch von diesem Arbeitsplatz weg, denn man brauchte jetzt die weiblichen Jugendlichen für die Rüstung selbst. Ich wurde dienstverpflichtet in einer Schlosserei, in der ich dann jahrelang bei der Herstellung von Revolvern mitarbeiten mußte, und zwar bis Kriegsende 1945. - Wir deutschen Frauen und Mütter haben in diesen Jahren unsere Kraft hergegeben für die Vernichtung von Millionen von Menschenleben, für die Vernichtung unserer eigenen Heimat. [] [] Dank der Befreiung vom Faschismus durch die ruhmreiche Sowjetunion stehen wir Fragen aber heute mitten in der Produktion, in einer Produktion, die dem Aufbau, dem Frieden dient, in einer Produktion, von der wir wissen, daß sie unseren Kindern eine schöne Zukunft sichert, wobei der Handelsaustausch mit den befreundeten friedliebenden Völkern eine wesentliche Hilfe ist. Weil wir das wissen, wurde ein großer Arbeitsenthusiasmus bei unseren Frauen und Mädchen entwickelt. Die Aktivistenbewegung wurde auch unter den Frauen und Mädchen ausgelöst, die heute mit Begeisterung bei der Steigerung und Verbesserung der Produktion mitarbeiten. [] [] Die bitteren Lebenserfahrungen aus der Zeit des Faschismus haben aber nicht nur wir deutschen Frauen gesammelt, die die Konsequenzen daraus gezogen haben, sondern auch - wie wir das vor wenigen Tagen aus dem Munde der französischen Frauen erneut hörten - die friedliebenden Frauen Frankreichs und der ganzen Welt. Die Entwicklung in Westdeutschland erfüllt sie alle nicht nur mit ernster Sorge, sondern sie erkennen, daß die Entwicklung in Westdeutschland zu einer Weltkatastrophe führen muß, Die fortschrittlichen französischen Frauen und die fortschrittlichen Frauen in den kolonialen Ländern haben den Kampf gegen die Rüstungsindustrie auf genommen. Die französischen Frauen haben mit vielen Beispielen bewiesen, welch erbitterten und organisierten Kampf sie gegen die Remilitarisierung Deutschlands führen. Die Leiterin der französischen Delegation rief uns auf diesem Freundschaftstreffen zu: "Unseren beiden Völkern drohen die gleichen Gefahren. Die Wiederbewaffnung Deutschlands und die Tatsache der künstlichen Teilung in zwei Lager würde für unsere beiden Völker das Schicksal Koreas heraufbeschwören. Wir denken an unsere Freundinnen in Westdeutschland, deren Söhne nach dem Willen Eisenhowers berufen werden, gegen unsere Söhne die Waffen für den imperialistischen Krieg in die Hand zu nehmen. Natürlich ist der Kampf gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands in erster Linie eure Angelegenheit. Aber es ist auch unsere Angelegenheit, das zu verhindern!" So sagte die Vertreterin der französischen Frauen. - Denn [] [] die Wiederbewaffnung Deutschlands und aller Länder des Atlantikpaktes muß verhindert werden. [] [] Wir alle haben den Frieden nötig und müssen ihn gemeinsam erkämpfen. Die Begeisterung, diesen Kampf zu gewinnen, muß noch verstärkt werden, denn die Kriegsbedrohung durch die herrschenden Kreise Amerikas wächst. Wieviel mehr ist es daher Aufgabe und heiligste Verpflichtung eines jeden deutschen jungen Mädchens, einer jeden deutschen Frau, ihre ganze Kraft einzusetzen gegen die Pläne eines Adenauer, gegen die Pläne eines Eisenhower, die unsere Heimat zu einem Land verbrannter Erde machen wollen. [] Aber auch wir werktätigen Frauen aus der Deutschen Demokratischen Republik können schon heute von uns sagen, daß wir uns bereits aktiv an dem Kampf gegen die Remilitarisierung beteiligen. Als das Verbot gegen die Volksbefragung in Westdeutschland in unserem Betrieb, in den Bekleidungswerken Mühlhausen, bekannt wurde, haben wir sofort in einer Protestversammlung gegen dieses Verbot Stellung genommen. [] Die Belegschaft, die zu 98 Prozent aus Frauen besteht, erklärte sich außerdem sofort einstimmig bereit, von Mai bis August jeden Monat einen Stundenlohn für die Weltfestspiele der Jugend und Studenten für den Frieden zu spenden. [] Die Frauen unseres Werkes brachten damit zum Ausdruck, daß die Weltfestspiele der Jugend und Studenten, die große Manifestation für den Frieden, getragen wird von unserer hoffnungsfrohen Jugend und gestützt und gefördert wird von den Frauen und Müttern dieser Jugend. So werden die deutschen Frauen und Mütter Jede Gelegenheit wahrnehmen, um den Kampf gegen die Remilitarisierung Deutschlands und für den Abschluß eines Friedensvertrages mit Deutschland noch im Jahre 1951 siegreich durchzuführen. [] Am 1. Juni, am Internationalen Kindertag, darf und wird es in Deutschland keine Frau und Mutter geben, die nicht ein Gelöbnis ablegt für die Erhaltung des Lebens ihrer Kinder, nicht nur mit Worten, sondern auch durch die Tat zu kämpfen, indem sie aus überzeugtem Herzen ihr Ja zur Volksbefragung gibt, indem sie jede Gelegenheit wahrnimmt, Verwandte und Bekannte in Westdeutschland wachzurütteln, damit auch sie trotz des Verbots Adenauers und Konsorten ihr [] [] Ja zur Volksbefragung geben. [] [] Wir deutschen Frauen und Mütter sind uns bewußt, daß es in der Entscheidung zwischen Krieg oder Frieden keine Neutralität und kein Beiseitestehen gibt. [] Es geht um unsere Heimat, um unsere Kinder! [] Es geht um den Fortbestand unserer deutschen Nation! [] Es geht um das Leben des Volkes! [] Es geht um den Frieden der Welt!
Published:07.05.1951