Wo lebt man besser und billiger

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. Signatur 6/FLBL003379, auf dieses DDR-Flugblatt wird hier Bezug genommen Wo lebt man besser und billiger [] [] Eine vielbenutzte Platte in der kommunistischen Propaganda ist das Märchen vom "Ostzonenparadies" und die Erzählu...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Paul Hug & Co., Wilhelmshaven
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1951
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/8997399D-04BD-4866-8FED-A6688E1E1D0A
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; vgl. Signatur 6/FLBL003379, auf dieses DDR-Flugblatt wird hier Bezug genommen Wo lebt man besser und billiger [] [] Eine vielbenutzte Platte in der kommunistischen Propaganda ist das Märchen vom "Ostzonenparadies" und die Erzählung über die schlechten Lebensbedingungen in der Bundesrepublik. Viele Menschen im Westen, noch besser aber die Flüchtlinge aus der Sowjetzone, kennen jedoch die wahren Verhältnisse in der Sowjetzone, den Mangel, der dort 6 Jahre nach Kriegsende auch heute noch besteht und der die Menschen zwingt, Schwarzmarktpreise in den staatlichen HO-Läden zu bezahlen. Schon die Existenz der HO mit ihren vom Staat geforderten Wucherpreisen ist Beweis genug für die schlechte Lebenslage, in der die Menschen zu leben gezwungen sind und aus der der Staat ein Geschäft zu machen sich nicht scheut. [] Gewiß, auch der Westen ist kein Paradies, auch im Westen leben Menschen, vor allem die Rentner und Invaliden, in Armut und Not. Aber im Westen sind Hunger und Mangel nicht mehr die Massenerscheinungen wie in der Ostzone. Zwischen Ost und West gibt es einen wesentlichen Unterschied: Im Westen besteht die Möglichkeit, für eine Veränderung der Verhältnisse zu kämpfen. Im Westen bemüht sich die SPD mit ihrer sozialverpflichteten Oppositionspolitik, eine gerechte Verteilung des Sozialprodukts und der Nachkriegslasten zu erreichen. Die Gewerkschaften sind bestrebt, durch höhere Löhne und Renten und die wirtschaftliche Gleichberechtigung der Arbeitnehmerschaft eine Verbesserung der sozialen Lage zu erkämpfen. [] Im Osten aber herrscht die Unfreiheit. Jede Opposition wird mit Terror unterdrückt. Die Gewerkschaften sind als Neuauflage der DAF zum ausbeutenden Organ der sowjetzonalen Satellitenregierung herabgewürdigt. [] Ulbricht behauptet: "In der Sowjetzone ist die Zeit der Erfolge gekommen!" [] Wie sieht es in der Sowjetzone aber wirklich aus? [] Lüge ist, daß in der Sowjetzone die Lebensmittelrationen zur Ernährung der Normalverbraucher ausreichen. [] Wahrheit ist, daß die bei der Landwirtschaft rigoros eingetriebenen landwirtschaftlichen Erzeugnisse zum weitaus größten Teil durch die sowjetische Besatzungsmacht beansprucht werden und dadurch eine geordnete Versorgung der Bevölkerung unmöglich gemacht wird; daß die Sowjets 80 Prozent des Fleischaufkommens, 40 Prozent der ostzonalen Fischfang-Ergebnisse und 65 Prozent der Fetterzeugung für sich beschlagnahmen. [] Wahrheit ist, daß die Bevölkerung auch im Jahre 1951 nur an 10 Tagen im Monat die kartenmäßig vorgesehene geringe Fleischzuteilung erhält, daß die Bevölkerung an 20 Tagen im Monat auch heute noch mit minderwertigem Fisch und Käse vorliebnehmen muß, daß mindestens Dreiviertel der Fettzuteilung in der Regel aus kaum genießbarer Margarine und minderwertigen Schlachtfetten besteht. [] Wahrheit ist, daß die Bevölkerung der Sowjetzone gezwungen ist, die ihr vorenthaltenen Lebensmittel in den Staatswucherläden der Handelsorganisation (H0) zu kaufen, weil sich von den Rationen allein kein Mensch in der Sowjetzone auskömmlich ernähern [!][ernähren] kann. [] Das sind die Preisverhältnisse in Ost und West: [] Im HO In der [] der Sowjetzone Bundesrepublik [] Fleisch je Pfd. DM 12,00 DM 1,90 - 3,00 [] Wurst je Pfd. DM 13,00 - 16,00 DM 1,20 - 3,50 [] Butter je Pfd. DM 12,00 DM 3,20 [] Tafelöl je Liter DM 10,00 DM 2,00 [] Margarine je Pfd. DM 7,00 DM 1,00 - 1,20 [] Halbfettkäse je Pfd. DM 7,00 DM 1,40 [] Bücklinge je Pfd. DM 3,00 DM 0,70 [] Weizenmehl je Pfd. DM 1,80 DM 0,40 [] Schokolade, Tafel DM 8,00 DM 0,70 - 1,40 [] Herrenschuhe DM 140,00 DM 25,00 - 40,00 [] Lüge ist, daß in der Sowjetzone der Lohn höher ist als im Westen. [] Wahrheit ist, daß die Gewerkschaften in der Bundesrepublik Lohntarife durchgesetzt haben, die die bisher gezahlten Löhne wesentlich übersteigen, während in der Sowjetzone die Kollektivverträge eine Senkung des Lohnniveaus zum Ziel haben und Lohnkämpfe und Streiks als Sabotage verfolgt werden! [] Da Akkordsystem in der Sowjetzone ist nichts anderes als ein Mittel zur Finanzierung des kommunistischen Staatsapparates und der von ihm durchgeführten Wirtschaftspolitik nach dem Prinzip des höchsten Nutzens für die sowjetischen Reparationsforderungen und Aufrüstungsmaßnahmen. [] Lüge ist, daß die Heimatvertriebenen in der Sowjetzone eine materielle Besserstellung erlangt haben. [] Wahrheit ist, daß in der Sowjetzone die Heimatvertriebenen durch Parolen einer sogenannten "politischen Gleichberechtigung" darüber hinweggetäuscht werden sollen, daß es die Sowjetzonenregierung war, die die Heimat von 11 Millionen Menschen auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht abtrat und daß man in der Sowjetzone gar nicht daran denkt, den Heimatvertriebenen und Ausgebombten einen Lastenausgleich zu gewähren. [] Lüge ist, daß in der Sowjetzone die Gleichberechtigung durchgeführt ist und Klassen abgeschafft sind. [] Wahrheit ist, daß in der Sowjetzone eine privilegierte Schicht der prominenten SEPisten geschaffen wurde, die alle Vorteile der Macht und der materiellen Besserstellung genießt: die politischen Aktivisten, die kommunistischen Funktionäre, die Offiziere der VoPo, die Wirtschaftsfunktionäre, die SSD-Männer und alle diejenigen, die sich dem kommunistischen System zur Verfügung stellen. [] Lüge ist, daß der Westen Deutschlands unter einem Kolonialstatut lebt. [] Wahrheit ist, daß die arbeitenden Menschen in Westdeutschland in Streiks, Lohnkämpfen und Verhandlungen ihre Interessen durchsetzen können! Die Wahrheit ist, daß in der Sowjetzone die Sowjets das kommunistische Ostzonensystem errichtet haben, das im Befehlsempfängerverhältnis zu Moskau steht. Die Sowjets haben in der Ostzone eigene Gesellschaften, die SAGs, die Wismuth AG., viele eigene Außenhandelsgesellschaften durch rücksichtslose Verfügung über deutsches Eigentum gebildet, die die Wirtschaft der Sowjetzone über die Reparationsentnahme hinaus für die Interessen und den Nutzen der sowjetischen Aufrüstung ausbeuten. Zur Erfüllung der aufgestellten sowjetischen Pläne werden durch jahrzehntelange Kämpfe erworbene Rechte der deutschen Arbeiterbewegung abgeschafft Die Zwangsarbeit wurde eingeführt und zum sowjetischen Wirtschaftsprinzip auch in den besetzten Ländern erhoben. Die Kommunisten bedienen sich unmenschlicher Methoden und übertreffen die kapitalistische Ausbeutung um ein Vielfaches. [] Das kommunistische Regime lebt auf Kosten der breiten Bevölkerungsschichten. Es gibt eine neue bevorzugte Schicht von Staats- und Parteifunktionären, die weit besser lebt, als die arbeitenden Menschen. Mit der praktisch halbierten Lebenshaltung der breiten Massen wird die Sowjetzonenbevölkerung gezwungen, sowohl die schweren Tribute an die Besatzungsmacht als die durch Verschulden der kommunistischen Planungsbehörden schlechte Produktivität der Betriebe zu bezahlen. Sie muß für den Wiederaufbau der demontierten Industrie aufkommen, die heute, zur Erfüllung der sowjetischen Wirtschaftspläne auf Befehl wieder aufgebaut wird. Sie muß die Verschleuderung von Steuergeldern für die kommunistische Propaganda, die korrupte Staats- und SEP-Bürokratie, die hohen Gehälter für die sowjetischen SEP-Funktionäre aus der eigenen Tasche bezahlen. Sie bezahlt sie mit der mangelhaften Versorgung, mit schlechten Löhnen, mit Versklavung und Ausbeutung. [] Das ist die Wahrheit über die Sowjetzone! [] Worin bestehen also die Erfolge, von denen Ulbricht spricht? In der Not? In der Furcht? In der Ausbeutung? [] Um diesen Zustand zu verewigen, betreibt die SEP die Abtrennung der Sowjetzone von Deutschland! Das darf nicht endgültig sein! Die Einheit Deutschlands ist der einzige Weg, diesem Zustand in der Sowjetzone ein Ende zu bereiten. Darum unser Ziel: [] Die Einheit Deutschlands in Freiheit! [] SPD [] Druck: Paul Hug & Co., Wilhelmshaven
Published:1951