Öffentliche Angestellte!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76 Öffentliche Angestellte! [] 15 Jahre sind seit den letzten Wahlen zum österreichischen Nationalrat, 13 Jahre seit den letzten Landtagswahlen verstrichen. Seither gab es keine freien Wahlen mehr...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ)
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 25.11.1945
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/CE8D7712-7DFA-481C-8027-C2BF70515FB6
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: SPD-Landesvorstand Bayern, Signatur 76 Öffentliche Angestellte! [] 15 Jahre sind seit den letzten Wahlen zum österreichischen Nationalrat, 13 Jahre seit den letzten Landtagswahlen verstrichen. Seither gab es keine freien Wahlen mehr in Österreich! Der Wahl- und Volksabstimmungsbetrug im Jahre 1938 kann nicht als freie Wahl gewertet werden, da weder eine freie Wahlwerbung, noch eine freie und geheime Stimmenabgabe von Hitlers Machthabern geduldet worden ist. [] Beamte, Lehrer, Angestellte, Arbeiter und Pensionisten der Staates, der Länder, Gemeinden und öffentlichen Körperschaften! Was haben euch die Jahre der Gewaltherrschaft gebracht? Zuerst Gehaltskürzungen, dann Abbau, dann Entrechtung, politische Verfolgung, Krieg, wirtschaftliche Verelendung, Hunger, Krankheiten, Katastrophen auf allen Gebieten! [] Erinnert euch dagegen an die Zeit der letzten freien Wahlen! [] Vergleicht! [] Uneingeschränkte politische Freiheit, von welcher ihr auch ungehindert Gebrauch gemacht habt. Ihr konntet kritisieren, eurer Unzufriedenheit Ausdruck geben, und hattet doch viel weniger Grund dazu als in den folgenden Jahren der Knechtschaft. Für eure Dienstbezüge konntet ihr nicht nur euch und eure Familien ernähren und bekleiden und die Kosten der gewohnten Lebenshaltung bestreiten; ihr konntet euch beispielsweise auch im Urlaub einiges leisten. [] Dann aber kamen die autoritären und totalitären Regierungen, die euch alles versprachen, was ihr nur wolltet. Eure Aufgabe war bloß, zu glauben, zu kuschen und zu gehorchen. Mit den Faschisten der verschiedenen Farben kam der politische Druck. Ein Teil von euch wurde hinausgeworfen, andere wurden in Zuchthäusern und Konzentrationslagern eingekerkert und bestialisch gequält, nicht wenige wurden mit oder ohne Gericht umgebracht. Aber auch diejenigen, welche im Dienste verblieben, weil die totalitären Regierungen ja nicht alle umbringen oder einsperren konnten, hatten unter dem Terror der faschistischen Vertrauensleute, die in Wirklichkeit Spitzel waren, unter bis zum Verbrechen parteiischen Personalverwaltungen und unter der ständigen Drohung schärfster Gewaltmaßnahmen schwer zu leiden. [] Die schwersten Opfer erforderte jedoch der Krieg, dessen Herbeiführung das lang verfolgte Ziel der Diktatoren war. [] Eure Söhne fielen oder kamen als Krüppel zurück, eure Töchter wurden zum Arbeitsdienst verschleppt, eure Frauen in die Kriegsindustrie gepreßt, eure Kinder "landverschickt". [] Es ist eure heilige Verpflichtung, alles daranzusetzen, daß solche Zeiten nicht wiederkehren. Die Verhinderung neuer Kriege, die bei der elementaren Gewalt der neuesten Kriegswaffen den letzten Rest menschlicher Kultur zerstören würden, ist aber nur dann möglich, wenn nie wieder eine Gewaltherrschaft an die Macht kommen kann, nur dann, wenn die Irrlehren von der Überlegenheit einer Nation über die andern, einer Rasse über die andern, von dem Heldentume, ja geradezu von der moralischen Überwertung der Gewaltanwendung gegenüber friedlicher Arbeitüberwunden werden durch gesunde demokratische Gedanken in der Politik und durch eine vom Gemeinschaftsinteresse bestimmte Führung der Wirtschaft. [] Angestellte und Arbeiter, Beamte und Lehrer! [] Ihr braucht beides, nicht nur Demokratie in der Politik, sondern auch eine im Interesse der Allgemeinheit geführte Wirtschaft, wenn ihr wieder bessere Zeiten erleben und die Rückkehr so schlimmer Zeiten verhindern wollt. Die beste politische Organisation des Staates, die Demokratie, reicht nicht aus, um eure Zukunft zu sichern, wenn die Führung der Wirtschaft nur von den Interessen einiger Kapitalisten geleitet ist, nicht aber von dem Interesse des Volkes. [] Die Wirtschaft muß so geführt werden, daß sie dem Volke nützt, sie muß sozial geführt werden. Die Demokratie in der Politik ist nicht gesichert, wenn sie nicht vom Sozialismus in der Wirtschaft begleitet ist Eine unfreiwillige Arbeitslosigkeit arbeitsfähiger Staatsbürger darf nie wieder vorkommen, weil sie das Vertrauen in die staatliche Ordnung erschüttert und antidemokratische Gedanken begünstigt. Die sofortige Arbeitsbeschaffung durch den Staat ist aber nur in der sozialistischen Wirtschaft möglich, daher kann die Demokratie nur in der sozialistischen Wirtschaft dauernd gesichert sein. [] Eine solche dauernde Sicherung durch die Demokratie im Staate und den Sozialismus in der Wirtschaft braucht aber gerade ihr, Arbeiter und Beamte, Lehrer und Angestellte der öffentlichen Verwaltung, am dringendsten! [] Demokratie und Sozialismus sind die Forderung der Zeit und die Bürgschaft eurer glücklichen Zukunft. [] Demokratie und Sozialimus sind die Parolen jener Partei, der ihr als der besten Vertretung eurer Interessen durch eure Stimmen zum Sieg verhelfen müßt, der [] Sozialistischen Partei!
Published:25.11.1945