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An alle Kleingartenfreunde [] IN HAMBURG [] LIEBE GARTENFREUNDE [] Aus der Fülle und Erfahrung meiner Arbeit als Vorsitzender des Landesbundes Hamburg der Kleingärtner e. V., als Mitglied der Deputation der Baubehörde und als Abgeordneter der Hamburger Bürgerschaft erlaube ich mir heute, euch alle persönlich anzusprechen. [] Als ich mich vor vier Jahren dazu entschloß, Mitglied der Hamburger Bürgerschaft zu werden, war der Entschluß kein leichter. Ich wußte, daß mancher Gartenfreund darin eine politische Einseitigkeit sah und die Gefahr darin erblickte, unser Landesbund könnte sich einseitig politisch orientieren und festlegen. Auch darüber wurden Besorgnisse laut: Eine solche Bürgerschaftsarbeit, würde eine persönliche Belastung mit sich bringen, die die Arbeit in der Kleingartenbewegung benachteiligen könnte. [] Das alles war mir bekannt. Und trotzdem wurde ich Mitglied der Hamburger Bürgerschaft. Ich will es bekennen: Diesen Beschluß habe ich zu keiner Stunde gerade im Interesse unserer Kleingartenbewegung zu bereuen gehabt. [] Was waren nun die Gründe? Die Veränderungen in der Kleingartenbewegung Hamburgs seit der Ausbombung 1943 verlangten gebieterisch eine klare und deutliche Stellungnahme im kommunalpolitischen Leben unserer Vaterstadt. Wohnungsfragen waren von Kleingartenfragen für den denkenden Menschen nicht mehr zu trennen. Unsere Mitglieder waren - durch die Not der Zeit - gezwungen, in ihren Gärten zu wohnen. Eine Fülle von Fragen ganz besonderer Art - die wir vorher nie gekannt hatten - tauchten auf. Sie mußten im Interesse unserer Mitglieder gelöst werden. Die Erledigung solcher uns alle berührenden Fragen konnte und durfte nicht allein der Verwaltung unserer Stadt überlassen bleiben. [] Es kam auf eine klare Erkenntnis in der Entwicklung der Dinge an. Will man dieses gewordene Problem meistern, muß man sozial ausgerichtet sein. [] Als Sohn eines Hafenarbeiters ist es für mich selbstverständlich: Verständnis und Erfolg in einer solchen Arbeit kann nur die Partei gewährleisten, die seit Beginn ihrer Arbeit an sich immer für den Bedrängten und wirtschaftlich Schwachen eingesetzt hat: die Sozialdemokratie. In dem Wahlprogramm meiner Partei des Jahres 1949 haben wir versprochen, uns für die Belange unserer Hamburger Kleingärtner ganz besonders einzusetzen. Im Vertrauen darauf habt ihr alle, liebe Gartenfreunde, mit überwältigender Mehrheit uns Sozialdemokraten gewählt! In wenigen Tagen stehen wir nun erneut vor der Entscheidung: [] Sozialdemokraten zu wählen! [] Ihr habt ein Recht darauf, zu wissen, was auch in unserer Kleingartensache getan und geschafft wurde. Und fürwahr: es wurde vieles erreicht, worauf meine Partei und auch ich, unter Berücksichtigung eines totalen Zusammenbruchs, stolz sind, es fast immer gegen den Widerstand der bürgerlichen Parteien geschafft zu haben. [] Durch das Wohnen in unseren Gärten ergaben sich zwingende Aufgaben unserer Stadt. Es galt, vernünftige Wege anzulegen, Wasser in die Kolonien zu bringen, Lichtanschlüsse herzustellen und vieles andere mehr. Das kostet bekanntlich Geld und immer wieder Geld. [] 1949 waren es 539778 DM [] 1950 waren es 334698 DM [] 1951 waren es 720000 DM [] 1952 waren es 1295400 DM [] 1953 sind es 280000 DM [] dazu noch [] aus dem Notstandsprogramm 1300000 DM [] das sind fast [] 4½ Millionen DM [] verlorener Zuschüsse, d. h. diese Summen brauchen nicht zurückgezahlt zu werden. [] Was hätten wir Kleingärtner wohl machen sollen, wenn wir ohne Hilfe des sozialdemokratischen Senats alle diese Gelder hätten allein aufbringen müssen? [] In allen anderen Ländern, wo wir Sozialdemokraten keinen maßgeblichen Einfluß haben, müssen die Kleingärtner mit ihren eigenen Problemen auch allein fertig werden. [] Wohnhäuser in unseren Kleingärten [] Mit Trümmermaterial haben wir recht und schlecht gebaut. Lag nun nicht die Verpflichtung vor, da wir jetzt u. U. gezwungen sind, dauernd in unseren Gärten zu wohnen, hier auch die Hilfe des Staates in Anspruch zu nehmen? [] Ohne dingliche Sicherung, nur aus dem Prinzip des Helfens heraus, hat die Finanzbehörde nach einem Beschluß der sozialdemokratischen Bürgerschaftsfraktion bis auf den heutigen Tag fast 13 Millionen D-Mark unseren Kleingartenfreunden zum Bau eines Hauses zur Verfügung gestellt. [] Sanierung von Kleingartengebieten [] Liebe Gartenfreunde! Eine Hauptaufgabe, die meine Partei und ich in der letzten Bürgerschaftsperiode sahen und auch in Zukunft sehen, ist die vernünftige Regelung der Wohnverhältnisse in den Kleingärten. Überall da, wo die Möglichkeit besteht, muß der Wohnraum - den wir uns erstellt haben - erhalten bleiben. Schöne ermutigende Erfolge sind schon in den letzten Jahren errungen worden. [] Erhaltung unserer Kleingärten [] Überall dort, wo nicht saniert werden kann, liegt unsere Aufgabe in der Erhaltung und Vermehrung der Kleingärten. Wir wollen und müssen diese uns alle angehenden Dinge auch in der Zukunft fortsetzen. Um das zu erreichen, muß sich jeder Gartenfreund darüber klar sein, er kann in seinem eigenen Interesse [] nur Sozialdemokraten wählen! [] So gibt es eine ganze Reihe von besonderen Fragen mehr, die es galt, in unserem Sinne zu regeln. Eine solche Regelung ist nur möglich in engster Zusammenarbeit einer sozialbewußten Regierung und der Vertretung der Kleingärtner. [] Wie sieht es mit den Wohnnutzungsgebühren aus? [] In allen Ländern ohne sozialdemokratische Regierung haben die Grundeigentümer sich mit ihrer Forderung von DM 1,50 per umbauten Quadratmeter durchgesetzt. Jetzt warten sie darauf, daß ihnen ein für sie günstiges Wahlergebnis auch in Hamburg diese Chance bietet. Das würde bedeuten: Wir Kleingärtner müssen dann sechsmal mehr zahlen als jetzt. [] Wer das nicht will, kann doch [] nur Sozialdemokraten wählen! [] Oder wie ist es mit der Frage der Entschädigungen bei Räumungen? Im Zuge des Wiederaufbaues unserer Vaterstadt werden wir immer mit Räumungen zu rechnen haben. Liebe Gartenfreunde, war es da nicht Pflicht von mir und meiner Partei, dafür zu sorgen, daß entschädigt wird und für die Unterbringung Sorge getragen werden muß? Bei einem sozialdemokratischen Senat war das in Hamburg eine soziale Verpflichtung. [] Fragt die Mitglieder in Waltershof, Vierbergen usw., ob die Entschädigung nicht etwa zu ihrer Zufriedenheit ausgefallen ist. [] Glaubt jemand von uns, wenn die anderen regieren, daß es dann auch noch selbstverständlich ist? [] Waren es so, liebe Freunde, die besonderen Probleme, die der Krieg mit sich gebracht hat, die es galt, in den vergangenen vier Jahren in unserem Sinne zu meistern, so gilt es auf der anderen Seite aber auch, zu einer stetigen Fortentwicklung unserer Kleingartenbelange zu kommen. Dazu braucht man Land. Glaubt jemand von euch, daß Grundeigentümer, die doch ihre Vertretung nur in der CDU, FDP oder DP sehen, zur Hergabe solchen Landes bereit sind, wenn sie für Bauzwecke mehr Geld erhalten können? [] Nein, um ein solches Ziel zu erreichen, ist eine Grundhaltung nötig, die sich leiten läßt vom Gedanken des Volksganzen und nicht nur einer Schicht. Der Hamburger Senat hat zum besseren Ausbau unserer Kleingartenanlagen, zur Ausweisung neuen Geländes wesentliche Ansätze gemacht. [] Erst in diesem Jahre ist zum Erstellen von Sommerlauben ein neuer Fonds von 50000 DM für uns Kleingärtner zur Verfügung gestellt worden. [] So, liebe Gartenfreunde, werdet ihr an diesen wenigen Beispielen in meinem Briefe erkannt haben, wie wichtig für uns Kleingärtner der Tag zur Wahl der Bürgerschaft ist. [] Möge sich ein jeder dieser Tatsache bewußt sein! [] Zum Schluß, liebe Gartenfreunde, wende ich mich an solche Freunde, von denen ich weiß, daß sie keine Sozialdemokraten sind. [] Etwas Überlegung führt doch zu folgendem Ergebnis: Die Gegner der Sozialdemokratie haben sich unter Hintansetzung alles Trennenden zu einer Partei vereinigt, nur um uns Sozialdemokraten zu schlagen. Gelingt es ihnen, dann ist es nicht schwer, festzustellen, wir Kleingärtner werden dann manches nicht mehr haben, was heute erreicht wurde. [] MIT SCHREBERGRUSS [] ALBERT BERG [] Es gibt also nur eine Aufgabe für jeden Kleingärtner, gleichgültig, wo er sonst stehen mag, am Sonntag, dem 1. November 1953, das Kreuz nur in den Kreis der Liste 1 zu setzen. [] ALLE WÄHLEN MIT MAX BRAUER [] LISTE 1 [] So war es vorher [] Aufbauleistungen für unsere Kleingärtner [] Sanierungen [] So ist es heute [] Neue Kleingärten [] 295600 Wohnungen waren zerstört. [] 106538 Wohnungen sind seit 1945 neu aufgebaut. [] Ein Drittel der Wunde kannte schon wieder geschlossen werden. [] Sozialdemokratische Aufbauleistungen [] IN HAMBURG [] Herausgeber: Albert Berg, M.d.B. - Druck: Alsterdruck GmbH., Hamburg 1
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