Jeder 2. Flüchtling arbeitslos

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Jeder 2. Flüchtling arbeitslos [] Jeder fünfte in Westdeutschland ist ein Flüchtling; jeder zweite dann aber arbeitslos. Von den Einheimischen ist jeder fünfte selbständig, von den Flüchtlingen aber erst jeder zwanzigste, so kennzeichnete auf...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Hannover, Buchdruckwerkstätten Hannover GmbH
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/196AE42A-9E89-4D42-9F3A-BBDB2B0FA5E3
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Jeder 2. Flüchtling arbeitslos [] Jeder fünfte in Westdeutschland ist ein Flüchtling; jeder zweite dann aber arbeitslos. Von den Einheimischen ist jeder fünfte selbständig, von den Flüchtlingen aber erst jeder zwanzigste, so kennzeichnete auf der Ostpreußen-Woche in Hannover der Sprecher der Ostpreußischen Landsmannschaft Dr. Schreiber die Lage der Heimatvertriebenen. [] Was läge näher, als durch großzügige Maßnahmen viele von ihnen wieder in Arbeit und Brot zu bringen? [] Das Gegenteil aber geschieht! [] Hier ein Beispiel: Schleswig-Holstein, in dem auf den Kopf der Erwerbstätigen jährlich 130,17 DM an Flüchtlingskosten entfallen, hat unter Führung seiner sozialdemokratischen Regierung ein Notstandsprogramm vorgelegt, durch das positive Maßnahmen zur Linderung der Flüchtlingsnot ergriffen werden sollen. [] Frankfurt sabotiert jede Hilfe: [] Der bizonale Frankfurter CDU-Verwaltungsrat machte aber die Durchführung dieser für die Flüchtlinge so wichtigen Maßnahmen praktisch unmöglich. So lehnte er jede Unterstützung von Flüchtlingsbetrieben ab, weil "die finanzielle Lage und die Zuständigkeit der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes es nicht gestatte, bizonale Mittel hierfür bereitzustellen". Dabei würde jeder Aufbau und Neubau eines Wirtschaftsgebietes doch nicht nur die gesamte Wirtschaft fördern, sondern auch den Fürsorgebedarf entscheidend verringern, zumal eine wirklich konstruktive Hilfe nicht auf der schmalen Landesbasis, sondern nur durch die übergeordneten Instanzen möglich ist. Aber: Die Flüchtlinge sollen weiter Fürsorgeempfänger bleiben! So will es eine Wirtschaftsverwaltung, die sich nicht scheut, Riesensummen für Wirtschafts- und Verwaltungsexperimente einzusetzen, die nur dem einen Zweck dienen, ihre Position zu verbreitern. So handelt eine kapitalistische Wirtschaftspolitik, die nur das eine Ziel kennt: Hohe Preise und noch höhere Profite zugunsten weniger kleiner Schichten und zu Lasten des Millionenheeres der wirtschaftlich Schwachen. [] Egoismus statt Solidarität! [] Es sind dieselben Kreise, die sich in den süddeutschen Ländern weigern, Flüchtlinge aus den überbelegten Ländern der Westzonen aufzunehmen und damit den vom Schicksal schwergeprüften Menschen wieder eine Existenzgrundlage zu geben. CDU/CSU und FDP geben in jenen süddeutschen Ländern sowohl als auch im Frankfurter Wirtschaftsrat den Ton an. Sie denken nicht daran, den Flüchtlingen positive Hilfe zu bringen, sobald es dabei um Opfer ihrer Kreise geht. In ihren Wahlversammlungen versprechen sie den Flüchtlingen den Himmel auf Erden. In der Praxis aber verhindern sie jeden Versuch, durch wirklich konstruktive Maßnahmen denjenigen Heimatrecht und Existenzmöglichkeit zu geben, die schließlich die unschuldigen Opfer jenes Hitler-Krieges sind, an dem gerade die Kreise ihr gerüttelt Maß Schulden tragen, die heute die flüchtlings-feindliche Frankfurter Wirtschaftspolitik bestimmen. [] Flüchtlinge! [] Erkennt, was hier gespielt wird! [] Laßt Euch nicht bei dieser Wahl zum Stimmenfang jener Parteien mißbrauchen, die Eure wahren Interessen mit Füßen treten! [] Gebt Eure Stimme nicht denen, die Hunderttausende von Euch arbeitslos machten! [] Kämpft mit der Partei, die für das Recht und das Wohl der wirtschaftlich Schwachen eintritt! [] Gebt Eure Stimme denen, die praktisch für Eure Interessen sorgen! [] Wählt Sozialdemokraten! [] Buchdruckwerkstätten Hannover GmbH, CDH 524, Kl. C [] Gedr. f. SPD Hannnover [!] [Hannover]
Published:14.08.1949