Republik

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Republik [] Rüstringen, Sonntag den 14. März 1920. [] Die Oldenburger Regierung gegen die Gegenrevolution! [] Der Landtagspräsident eröffnet am Sonnabend abend 6 Uhr eine dringlich angesetzte Sitzung und teilt mit, daß<NZ&gt...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Regierung Oldenburgs, Paul Hug & Co., Rüstringen
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 03.1920
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/9FB2C3C2-7715-460D-BC82-F1E183E63164
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals Republik [] Rüstringen, Sonntag den 14. März 1920. [] Die Oldenburger Regierung gegen die Gegenrevolution! [] Der Landtagspräsident eröffnet am Sonnabend abend 6 Uhr eine dringlich angesetzte Sitzung und teilt mit, daß<NZ>er die Abgeordneten, soweit es ihm möglich war, aus Anlaß der Vorgange in Berlin gerufen habe. Er erteilte darauf sofort dem Ministerpräsidenten das Wort. [] Ministerpräsident Tantzen: Die Ereignisse in Berlin haben der Staatsregierung dringende Veranlassung gegeben, mit dem Landtag als der rechtmäßigen Volksvertretung zusammenzukommen. Was in Berlin geschehen ist, ist [] verbrecherischer Wahnsinn. [] Es ist ein Schlag gegen die junge deutsche Republik und gegen die Demokratie. Die Regierung ist einmütig der Meinung, daß, je rascher und rücksichtsloser den Leuten in Berlin das Handwerk gelegt wird, das um so besser für das deutsche Volk ist. Ich habe die feste Ueberzeugung, daß das Volk die Kraft haben wird, diesen reaktionären Schlag zu parieren. Es geschieht das hoffentlich so, daß den Putschisten ein für allemal die Lust vergeht, derartiges zu wiederholen. Für das oldenburgische Land liegen die Dinge so, daß wir versuchen müssen, ein Uebergreifen der Bewegung zu verhindern und Ruhe und Ordnung im Lande aufrecht zu erhalten. Nur dadurch lassen sich die Schrecknisse des Bürgerkrieges fernhalten. Was in Berlin wird, ist im Augenblick nicht zu sagen. Die Staatsregierung hat aber eben die Mitteilung erhalten, daß die Regierung der deutschen Republik und die Nationalversammlung außerhalb Berlins zusammentritt. Hoffentlich wird es Noske gelingen, den verbrecherischen Leuten das Handwerk zu legen, die das deutsche Volk erneut ins Unglück stoßen wollen. Die Staatsregierung erklärt vor aller Öffentlichkeit, daß sie keinen Strich von den Volksrechten preisgeben wird und sie weiß sich dabei einig mit dem ganzen Volk. Sie wird zu diesem Zweck alle Machtmittel anwenden, die ihr zur Verfügung stehen. Diese Mittel werden nicht schwach und nicht gering sein Die hiesige Sicherheitspolizei ist unbedingt sicher und wird jedem Befehl der Regierung folgen. Der Kommandeur der hiesigen Reichswehrtruppen hat mir heute mittag noch versichert, daß auch er und seine Truppe jedem Befehl folgen würden, dem sie ihrer Verpflichtung gemäß folgen müssen. - Auf meine direkte Frage hat er mir weiter erklärt, daß er auch dem Befehl folgen würde, nach Berlin zu ziehen, um die Erhardttruppen niederzuschlagen. Darüber hinaus wird dieüberwältigende Mehrheit des Volkes zur Regierung stehen. Wir erwarten von allen Teilen der Bevölkerung, daß sie ihre Pflicht tun, um das Wirtschaftleben im Gang zu halten. Nach meinen Verhandlungen mit dm Vertretern der Arbeiterschaft, wird diese von einem Generalstreik zunächst absehen, denn sie hat das Vertrauen zur Staatsregierung, daß sie die Volksrechte zu wahren wissen wird. Das Vertrauen soll sie nicht umsonst in sie setzen. So dürfte es uns gelingen, die Schrecknisse des Bürgerkrieges von Oldenburg abzulenken. Auch wenn die Berliner Ereignisse nicht den gewünschten raschen Verlauf nehmen. Ich hoffe, daß der Landtag einverstanden und seine Zustimmung kund gibt. Wenn das geschieht, wird keine Macht gegen die Regierung und das Volk aufkommen. (Allseitiges Bravo.) [] Abgeordneter Murken: Im Namen der deutschen demokratischen Fraktion gebe ich die Erklärung ab, daß wir voll und ganz hinter der Regierung stehen. Das was in Berlin geschehen, ist ein fluchwürdiges Verbrechen, ein großes Unglück, wie es größer Volk und Vaterland nicht geschehen konnte. Auch wir werden alle Mittel anwenden, um dem unerhörten Vorgehen in Berlin ein Ende zu machen. [] Abgeordneter Hug (Sozialdemokrat): Die demokratische Republik war das Produkt des elementaren Ausbruches des Volkswillens. Sie hat ihre gesetzliche Form gefunden auf den breiten Grundlagen der demokratischen Einrichtungen. Die Ereignisse in Berlin sind das Werk von Verschwörern, die zum Teil der Regierung Treue versicherten. Dies Versprechen haben sie nicht gehalten; es ist darum der denkbar schmählichste Verrat, den sie begangen haben. Das Volk hat seiner Zeit dem neuen Zustand zugejubelt und es wird nicht zu den alten Dingen zurückkehren. Wir sind erfreut über die feste Haltung der Regierung und werden sie in jeder Weise unterstützen. Wir warnen alle, die da meinen, es werde eine leichte Umwälzung geben. Die ungeheure Erregung der Arbeiterschaft beweist, daß sie wachsam ist und sich zur Wehr zu setzen weiß. [] Abgeordneter Leffers (Ztr.): Wir stehen auf dem Boden der Verfassung und sind mit den abgegebenen Erklärungen der Staatsregierung und der Parteien einverstanden. [] Abgeordneter Lohse (Dt. Volksp.) erklärt, daß seine Partei jeden Versuch verurteile, durch Anwendung von Gewalt die Verfassung oder die Regierung zu beseitigen. Seiner Meinung nach kann der Bestand der neu ausgerufenen Regierung nicht von Dauer sein, weil hinter ihr keine einzige größere Partei steht. In seinen weiteren Ausführungen wünscht er, daß eine künftige neue Regierung auch von seiner Partei mit gebildet werden müsse. Auch müßten bald Neuwahlen zum Reichstage stattfinden. [] Damit hatte die Sitzung, zu der ein großer Andrang auf den Zuhörertribünen herrschte, ihr Ende gefunden. [] Druckerei Paul Hug & Co., Rüstringen.
Published:03.1920