Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals
Die Fackel [] Nummer 1 [] Wählerzeitung für die Kommunalwahl [] 1956 [] Motto: "Es ist unmöglich, die Fackel der Wahrheit durch die Menge zu tragen, ohne jemanden zu versengen." [] Ihr naht Euch wieder, schwankender Gestalten! [] Am 28. Oktober 1956 fällt eine für die Stadt Wilhelmshaven und ihre Bevölkerung wichtige Entscheidung. Vier Jahre sind vergangen, seit der Rechtsblock unter grellen Fanfarentönen sein Regiment antrat, was er offen als "Machtübernahme" bezeichnete. Mit dem Wahltag ist der Zeitpunkt der Abrechnung gekommen. [] Lassen Sie und daher zurückblenden in die Zeit vom November 1952: [] Es begann mit einer Brandstiftung. Und mit einem furchtabaren Wort. Da man die SPD sachlich in ihrer Arbeit nicht treffen konnte, erfand man damals das berühmte Mittel "Antimarx". Ein "Antimarxistischer Block" wurde gegründet. Unter diesem furchterregenden Begriff sollten die "guten Absichten" der Veranstalter sichtbar werden. Diese Blockisten richteten damals einen sog. "Scheinwerfer" aufs Rathaus und verkündeten laut und schriftlich: [] "Wir werden dieses Rote Rathaus ausräuchern." [] Das ist eine klare Aufforderung zur Brandstiftung. Ähnliche Töne hörte man schon einmal von einem Größenwahnsinnigen, der im Anfang des letzten Krieges verkündete: "Wir werden ihre Städte ausradieren!" So sprach der "glorreiche Führer", und die gewaltigen Trümmerberge solchen Wahnsinns sind heute noch nicht weggeräumt. [] Mit Brandstiften also begann es. Man wollte die "Roten" im Rathaus "ausräuchern". Mit dieser brandigen Parole eröffnete der Wahlblock Ende 1952 den Wahlkampf. [] Ein Jahr später klang es noch ärger aus diesen Reihen. Der "größte Lump im ganzen Land", so beschimpfte der eine Rechtsblockist einen ehemaligen Blockisten, der sich abspaltete, weil der Schimpfer zum zweiten Male Oberbürgermeister werden wollte. Herr Raschke hat in jenen Tagen das Schimpfwortlexikon weidlich ausgenutzt. [] Und heute? Brüderlich vereint sie man diese "fluchbeladenen" Gegner von neuem angetreten, weil sie gegen die starke SPD einzeln und jeder für sich nichts ausrichten können. Sie nehmen wieder einmal den Rechenschieber zu Hilfe. [] Weil ihre Politik schwach ist, sind sie im Rechnen gut. [] Und so addieren sie fleißig Stimmen, die einer Blockpartei allein niemals zukommen würden. Sie sind also wieder unter die Sammler gegangen. Bei dieser Tätigkeit werden wir sie genauestens beobachten. Ihr Hauptargument ist die Zahl, nicht der einzelne Kopf. [] Der berühmte Schriftsteller Kurt Hiller hat einmal ein Buch geschrieben: "Köpfe - Tröpfe". Schade, daß ihm Wilhelmshavener Antimarx-Verein damals für sein Quellenstudium nicht zur Verfügung stand. [] M. A. [] Die CDU vor Wahlen zittert, weil sie die neuen Zahlen wittert [] Leere Worte - keine Taten! [] Vor vier Jahren hieß es in einem Aufruf des Antimarxistischen Wahlblocks: [] "Wir wollen keine Interessenten-Politik im Rathaus. Wir wollen Sauberkeit und Sparsamkeit in allen Stellen. Wir wollen Wilhelmshaven herausbringen aus der Sphäre eines Notstandsgebietes durch Schaffung weiterer Arbeitsplätze im Rahmen der gesamtdeutschen Wirtschaftsentwicklung. Nach Jahren der Spaltung und Bitterkeit erstreben wir eine gegenseitige Achtung und Rücksicht bei der Lösung der Aufgaben, vor die wir gestellt werden." [] Im Gegensatz zu dieser Verlautbarung stellen wir fest, daß noch nie so viel Interessentenpolitik im Wilhelmshavener Rathaus betrieben worden ist als in den letzten vier Jahren. Die "Fackel" wird in ihren nächsten Nummern ausführlich darüber berichten und ihre Behauptungen auch mit entsprechenden Beispielen belegen. [] Gegen das Versprechen, weiter Arbeitsplätze zu schaffen, spricht die Tatsache, daß in Wilhelmshaven immer noch 2668 Männer und 1457 Frauen arbeitslos sind und keine Anstrengungen mehr gemacht werden, diese bedauernswerten Opfer der "Sozialen Marktwirtschaft" in Lohn und Brot zu bringen. Vor allem wurde und wird nichts getan, um die schon seit zehn Jahren und länger erwerbslosen älteren Arbeitskräfte wieder in den Produktionsprozeß einzugliedern. [] Was man von der "gegenseitigen Achtung und Rücksicht" im Lage des "Antimarxistischen Wahlblocks" zu halten hat, darüber weiß die Bevölkerung Wilhelmshavens inzwischen selbst bestens Bescheid. [] Wer wirklich wieder Sauberkeit und Sparsamkeit in der Verwaltung will, wählt diesmal SPD [] Am 28. Oktober 1956 wird Abrechnung gehalten mit der vier Jahre lang betriebenen Rechtsblockpolitik im Wilhelmshavener Rathaus, die das kommunale Leben der Stadt zum Stillstand brachte und nur für das Wohl einzelner Interessengruppen sorgte. [] Vor drei Jahren: [] Man schlägt sich [] Sie sehen hier im Bilde zwei prominente Mitglieder des im zarten Alter von kaum zwölf Monaten verschiedenen Antimarxistischen Wahlblocks, wie sie einen mehr unfairen als fairen Boxkampf um den Stuhl des Oberbürgermeisters ausfechten. Sieger ist am Ende des Kampfes keiner von beiden geblieben. Die Leidtragenden sind all diejenigen, die einmal geglaubt haben, ein "Block" könnte für alle Zeiten allen Belastungen trotzen. Heute: [] Man verträgt sich [] Der Tanz beginnt von neuem [] Die Zeit ist wieder da, die die alten Kampfhähne für neue Wahlschlachten vereint. Sie glauben, daß es noch genügend Leichtgläubige gibt, die ihren grellen Fanfarentönen nachlaufen. Inzwischen aber haben vier Jahre Blockpolitik gezeigt, daß leere Versprechungen noch, längst keine Taten sind. Die Wähler werden sich dieses Mal nicht wieder an der Nase herum führen lassen. [] Wer dieses Theater nicht will wählt SPD [] Herausgeber: Wahlausschuß der SPD, Kreisverein Wilhelmshaven, Adalbertstr. 2 - Druck: Paul Hug & Co, Wilhelmshaven
|