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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Der Mann der den Mut hatte [] Er spottet seiner Fesseln [] Der Mann, der den Mut hatte, für Deutschland und für die Lebensinteressen des deutschen Volkes offen einzutreten, sitzt heute hinter Gefängnismauern. Das schwere Eisentor des Männergefängnisses in Düsseldorf-Derendorf hat sich für Monate hinter ihm geschlossen. Es ist Abend. Der Gefangene wandert in seiner Zelle hin und her. Er hört den abendlichen Singsang, der vom benachbarten Mädchenerziehungsheim über die Mauern herüberklingt. [] Er lächelt, denn er denkt an die vielfältigen Bemühungen der bürgerlichen Gesellschaft, mit Singsang und Eisengittern die Menschen zur Gefügigkeit zu "erziehen". Ein Versuch, der immer wieder scheitert, weil der Lebenswille der Menschen stärker ist als alle Erziehungskünste - er spottet der schönen Lieder wie der Eisenfesseln. [] Unter den Schlägen des Lebens hart geworden [] Den Gefangenen, von dem wir hier sprechen, zeichnet im besonderen Maße dieser Lebenswille aus. Hätte er sonst die Schläge zu ertragen vermocht die das Leben austeilt, wenn man als Sohn eines armen Elbinger Arbeiters geboren wird und schon als Kind mitsorgen muß, die Existenz der Familie zu sichern? [] Als Achtzehnjährigen schleppte man den Jungen in die verschlammten Gräben des 1. Weltkrieges. Zehntausende versanken in ihnen. Nicht nur die Toten. Auch Überlebenden, die den Schmutz der Gräben eines Tages von ihren Stiefeln klopften, war die menschliche Seele, ihr Selbstbewußtsein, im Schlamm von Flandern oder Galizien steckengeblieben. Max jedoch gehörte zu jenen, die gestärkt aus dem Granathagel des ersten Völkermordens hervorgingen. [] "Ihr Vater war der Krieg - ihre Mutter die Revolution" [] hat einmal der Dichter Ernst Toller von dieser Generation gesagt. Der Krieg formte sie. Es war eine harte Schule. Die Novemberrevolution sollte für viele die Bewährungsprobe werden. Und Max bestand sie. Max Reimann stand unter den Matrosen und Soldaten der Revolution, er war einer der ersten, die sich zu Spartakus bekannten, er zählt zu den Gründern der KPD. [] Kühne Hoffnungen der ersten Revolutionswochen zerstoben im MG-Feuer der Noske'schen Freikorps. Max ging ins Ruhrgebiet. Dieser unscheinbare Fleck der Erde birgt in seinem Schoß nicht nur die reichsten Kohlenflöze Deutschlands, in diesem Land zwischen Rhein und Ruhr lebt auch ein Menschenschlag, der sich auszeichnet durch seinen aufrechten proletarischen Sinn. [] Max fuhr mit den Kumpels in die Grube. Aber er hielt auch Einzug in ihre menschliche Gemeinschaft. Sie erkannten in ihm bald einen ihrer Besten. Er erwarb sich ihr Vertrauen, und der Tag, da seine Kameraden ihn zum erstenmal in den Betriebsrat wählten, zählt zu dem Feiertagen in Max Reimann's Leben. [] Vom Vertrauen seiner politischen Freunde wurde er sehr bald an die Spitze der Arbeiterbewegung gehoben in einem Bezirk, der damals schon zu einem Brennpunkt der politischen Auseinandersetzungen geworden war. Als die Nacht des Nationalzozialismus [!] sich über Deutschland senkte, stand Max Reimann als leitender Funktionär an der Spitze der Kommunistischen Partei des Ruhrgebietes. [] Menschen solcher Axt kapitulieren nicht [] Er übernahm zunächst die Leitung der illegalen Gewerkschaftsarbeit im Kohlenpott und später die Führung der Betriebsarbeit der verbotenen Partei für ganz Deutschland. In seiner Hand liefen die geheimen Fäden zusammen, die tausende kleine antifaschistische Betriebsgruppen in Zechen und Hüttenwerken, Fabriken und Werkstätten zu einem Netz des Widerstandes verknüpften. Keiner ahnte, wer die Weisungen gab, wer die Ratschläge erteilte, wer zur Ausdauer anspornte und Mut zusprach, als der Kampf für die Freiheit und das Leben des deutschen Volkes hart wurde und die Opfer schmerzlicher mit jedem Tag. Nur die Kumpels an der Ruhr flüsterten manchmal einander zu: "Das könnte unser Max sein, das ist seine Art." [] Unter Einsatz von Freiheit und Leben - den Verfolgten ein selbstloser Helfer [] Ab 1938 der deutsche Faschismus die Tschechoslowakei überfiel, hielt Max sich gerade im Auftrage seiner Partei in diesem Nachbarlande auf. Tausende deutscher Männer und Frauen waren vor den Verfolgungen der Gestapo in dieses Asyl geflüchtet. Der Einmarsch der deutschen SS-Formationen gefährdete aufs Höchste deren Leben. Da übernahm Max Reimann die Aufgabe, diesen gefährdeten Menschen den Weg zur Flucht über die Grenze zu ebnen. Und er führte seine Aufgabe so gewissenhaft durch, wie die Menschen, die ihm ihr Schicksal anvertrauten, es von ihm erwarten durften. Nur eines gelang ihm nicht: sich selbst dem Zugriff der faschistischen Schergen zu entziehen. Im März 1939 wurde er beim Grenzübertritt verhaftet und ins Kz. geworfen. Der elektrisch geladene Drahtzaun von Sachsenhausen umgrenzte sechs Jahre lang bis zum Zusammenbruch 1945 sein Leben. [] Lebensretter im Schatten der Gaskammern und Krematorien [] Aber auch in der erstickenden Atmosphäre des Lagers, im Schatten der Gaskammern und der Tag und Nacht rauchenden Krematorien blieb Max Reimann, wer er war, der Kämpfer für eine friedliche und freie Zukunft seines Volkes. Er gehörte zu den Organisatoren den illegalen Lagerkomitees, dessen selbstlose Arbeit nicht nur den Hungrigen Brot und den Mutlosen Mut gab, sondern auch nicht wenige Gefangene vor dem sicheren Tode rettete. [] An einem Tag im Frühjahr 1944 wollte die Lagerleitung an sechs abgeschossenen Engländern ein hartes Exempel statuieren. Max Reimann fragte nie, welcher Nation ein Gefangener angehöre. Er war ihm in gleicher Weise Schicksalsgefährte, und wessen Leben bedroht war, dessen nahm er sich nach besten Kräften an. So erfreuen sich auch jene sechs britischen Soldaten heute noch ihres Daseins, denn es gelang, sie einige Tage zu verbergen und dann unter Namen und Nummer inzwischen verstorbener Gefangener weiter zu führen. [] Befreit - wieder an der Spitze der Arbeiterbewegung [] Als Max Reimann im Frühjahr 1945 zum erstenmale die Zechenhalden des Ruhrgebietes wiedersah, brannten seine Augen. Manchen alten Genossen fand er nicht wieder, aber die Überlebenden waren keinen Augenblick darüber im Zweifel, wer von ihnen allen ihr größtes Vertrauen verdiene. So wählten sie Max Reimann zunächst zum Bezirksvorsitzenden ihrer Partei, später zum Vorsitzenden der KPD in der britischen Zone und schließlich zum ersten Vorsitzenden der Kommunistischen Partei in den drei Westzonen Deutschlands. [] Ein böser Westwind plagt Land und Volk [] Ein neues Kapitel seines Lebens begann. Deutschlands Gegenwart ist von Wolken getrübt ... ein böser Westwind treibt sie über den Atlantik, und zwischen Rhein und Elbe setzen sie sich fest und fahren als zerstörende Hagelschauer und Blitzschläge auf unser geplagtes Land und Volk hernieder. [] Müssen wir diese Blitzschläge deutlicher beim Namen nennen? [] Wohlan denn: für manchen war der erste Blitz aus dem heiteren Himmel seiner Illusionen die Bekanntgabe der Londoner "Empfehlungen". Selbst ein routinierter Mann, wie Dr. Adenauer, verlor vorübergehend seine gottvertrauende Sicherheit und jammerte: [] "Was da herausgekommen ist, übersteigt die schlimmsten Erwartungen." [] Er und seinesgleichen fanden jedoch sehr schnell ihre Haltung wieder und preisen seitdem der Bevölkerung Westdeutschlands Einrichtungen wie Ruhr- und Besatzungsstatut als garantiert sicheren Wetterschutz (made in USA). [] Drei "Vizekönige" statt Selbstbestimmung [] Max Reimann und seine politischen Freunde haben von den Versuch gekämpft, ganz Westdeutschland in einen solch licht- und hoffnungslosen Lebensraum zu verwandeln. Er und die anderen Sprecher seiner Partei haben schon frühzeitig das deutche [!] [deutsche] Volk vor den "Segnungen" des Westens gewarnt. Aber diejenigen die sich heute anmaßen, im Namen des deutschen Volkes Politik zu machen, überhörten die Wünsche unseres Volkes und kapitulierten. So konnte durch Ruhr- und Besatzungsstatut dem deutschen Volk das Verfügungsrecht über seine Wirtschaft genommen werden, und die Eingriffe der Besatzungsbehörden in die Bonner-Grundgesetz-Beratungen machten die Verletzungen des Selbstbestimmungsrechtes des deutschen Volkes so deutlich, daß man die gegenwärtigen Zustände in Westdeutschland nur mit den Verhältnissen in Kolonialgebieten vergleichen kann. Selbst eine amerikanische Zeitung, die "New York Herald Tribune" vom 16.3. ds. Jahres, schreibt: [] "Die geplante westdeutsche Regierung ist auf den Status einer kolonialen Verwaltungsstelle reduziert, die nicht unter einem, sondern unter drei Vizekönigen, dem französischen, britischen und USA-Militärgouverneur, oder ihren zivilen Nachfolgern operiert." [] Wie in einer Kolonie ... [] Noch ist der westdeutsche Staat nicht ganz unter Dach und Fach, und schon zeigen sich die Folgen unserer Abhängigkeit von den westlichen Monopolherren. Die westdeutsche Wirtschaft wird nicht nach den Bedürfnissen der deutschen Bevölkerung, sondern ausschließlich nach den Gewinnabsichten ausländischer Trustherren und Börsenjobber gesteuert. Sie zwingen uns, unsere wertvollsten Rohstoffe - Kohle, Holz, Stahl, Schrott - die wir so dringend für unsere eigene Industrie benötigen, auszuführen und drosseln unsere Fertigwarenausfuhr. [] So stieg unsere Ausfuhr von Rohstoffen und Halbfertigfabrikaten von 878.3 Millionen im Jahre 1936 auf 999.9 Millionen Mark im Jahre 1948, während gleichzeitig unsere Fertigwarenausfuhr von 3.802,3 Millionen Mark auf 768.3 Millionen Mark herabgedrückt wurde. Die Folgen dieser Ausfuhrdrosselung konnten nicht ausbleiben. [] Konkurse steigen [] Im November des vorigen Jahres waren es nur erst 18 westdeutsche Unternehmungen, die der Machtpolitik des USA-Monopolkapitals zum Opfer fielen. Im Dezember stieg die Zahl der Konkurse auf 40, im Januar dieses Jahres auf 90 und im Februar auf 208. Allein in Nordbayern wurden im Monat Mai 566 Betriebe stillgelegt. [] Die Arbeitslosen-Schlange wächst [] Am stärksten wird natürlich von einer solchen Entwicklung die Arbeiterklasse betroffen. Die Zahl der Arbeitslosen in der Bizone stieg von 239.000 im Juni vorigen Jahres auf 1.191.000 im April dieses Jahres. Von dem Los, den Arbeitsplatz zu verlieren, sind in besonders hohem Maße die berufstätigen Frauen betroffen. Unter den 59.010 Arbeitern und Angestellten, die im April ihre Stellung verloren, waren nicht weniger als 41.507 Frauen. Weibliche Arbeitskräfte über 40 Jahre werden bereits überall als "zu alt" abgewiesen. Aber auch die Jugend bleibt nicht verschont. So konnten allein in Hamburg in diesem Jahr 800 junge Mädchen keine Lehrstelle finden. [] Kurzarbeit schmälert Löhne und Gehälter [] Die zunehmende Kurzarbeit, zu der viele Betriebe infolge des schrumpfenden Absatzes übergehen, führt zu weiterem Rückgang der Löhne und Gehälter. Im Bereich des Arbeitsamtes Solingen waren z. B. Anfang Mai bereits 362 Betriebe der Stahlwarenindustrie zur Kurzarbeit genötigt, nicht zuletzt deshalb, weil die Ausfuhr nur noch 15% der Stahlwarenausfuhr des Jahres 1936 beträgt. [] Der deutsche Handel wird erdrosselt [] Bei den Bayer-Werken in Wuppertal waren wegen der Exportschwierigkeiten für die deutsche Chemieindustrie Produktionseinschränkungen unausbleiblich. [] Die Remscheider Werkzeugindustrie, die vor dem Kriege 50% ihrer Produktion ausführte, berichtet von einem Rückgang ihres Exportes auf 70% im Jahre 1948. [] Die Essener Handelskammer meldet wachsende Absatzschwierigkeiten in Eisenerzeugnissen, Rückgang der Aufträge im Maschinenbau und in der Elektroindustrie und Arbeiterentlassungen in der Lederindustrie. [] Kein Wunder, wenn als Auswirkung dieser Produktionsschrumpfung auch der Umschlag des Hamburger Hafens, der einmal für die deutsche Wirtschaft das Tor zur Welt darstellte, im ersten Quartal 1949 um 43% zurückgegangen ist. Die Zahl der im Lübecker Hafen beschäftigten Hafenarbeiter ging gegenüber 1948 um 65% zurück. [] Trügerische Illusionen sind zerstört [] Diese Beispiele ließen sich beliebig vermehren. Sie stellen die traurige Bilanz einer westlich ausgerichteten Politik dar. Sie sind die ernsten Folgen des Marshall-Planes, der einmal von CDU- und SPD-Parteiführern mit der Geschäftigkeit von Handelsreisenden als der Hoffnungsstern für Deutschland angepriesen wurde. [] Max Reimann klagt an [] Die Partei des werktätigen Volkes, die KPD, hat diese Parteipolitiker vor dem ganzen deutschen Volk angeklagt. Und insbesondere Max Reimann nannte die Verräter deutscher Lebensinteressen offen bei dem Namen, den sie sich erwarben. Am 2. Januar dieses Jahres sagte er in einer großen Kundgebung der Kommunistischen Partei Deutschlands in der Rheinhalle zu Düsseldorf: [] "Ich erkläre hier ganz offen: derjenige deutsche Politiker, der unter dem Ruhrstatut an der Bildung einer westdeutschen Regierung mitwirkt und dadurch mithilft, über Westdeutschland ein Kolonialregime auszuüben, darf sich nicht wundern, wenn er vom deutschen Volk als Quisling betrachtet wird." [] Was ist ein Quisling? [] Seit dem Überfall Hitlers auf Norwegen im April 1940 ist der Name des norwegischen Verräters Quisling zu einem feststehenden Begriff in allen europäischen Sprachen geworden. Er kennzeichnet seitdem einen Menschen, der gegen die wirklichen Lebensinteressen seines Volkes mit der Besatzungsmacht zusammenarbeitet und dadurch zu einem Schädling und Verräter seines eigenen Landes wird. Die westdeutschen Parteiführer fühlten sich betroffen von Reimanns Ausspruch und schäumten vor Zorn. Dann geschah etwas Bezeichnendes: die Justiz der Militär-Regierung nahm sich ihrer Schützlinge an und stellte Max Reimann vor ein britisches Militärgericht. [] Polizeiaktionen vor dem Militärgericht [] Am 18. Januar trat Max Reimann vor den Richtertisch. [] Vor dem Gerichtsgebäude und auf allen Treppen und Korridoren stauten sich die Menschen, die durch Rufe und Gesang ihre Sympathie mit dem Angeklagten bekundeten. Gedankenschwer mußte am folgenden Tag die Zeitung der CDU, die "Rheinische Post", berichten: [] "... gewiß waren nicht alle Kommunisten" [] Da sich das Gericht in seiner Verhandlungsfähigkeit behindert fühlte, wurde die polizeiliche Räumung des Gerichtsgebäudes verfügt. Die Massen aber harrten vor dem Gerichtsgebäude aus, bis die Verhandlung des ersten Tages beendet war und begleiteten demonstrativ Max Reimann durch die Straßen Düsseldorfs. [] Kriegsverbrecher sind in Freiheit - Max Reimann wird ins Gefängnis geworfen [] Am dritten Tag des Prozesses warteten die Menschen jedoch vergeblich auf ihn. Es regnete, aber keiner verließ seinen Platz. Auch berittene Polizei vermochte die Menschen nicht zu verdrängen. Als aus dem Gerichtsaal die Nachricht auf die Straße sickerte, daß Max Reimann zu drei Monaten Gefängnis verurteilt und im Gerichtssaal verhaftet sei, war die Empörung der versammelten Menschen unbeschreiblich. Ihr Zorn war umso berechtigter, als eben in diesen Tagen Kriegsverbrecher vom Range Schachts und Papens in Freiheit gesetzt wurden. Der Mann aber, der sechs Jahre im Kz hatte zubringen müssen, mußte erneut ins Gefängnis. [] Fritz Heine vom Parteivorstand der SPD erklärte dazu (laut DPD), Leute wie Max Reimann hätten in der Politik einer Demokratie nichts zu suchen, sondern gehörten vor Gericht. Das sei schon längst notwendig gewesen. Fraglich sei allerdings, ob es zweckmäßig sei, daß sich ein Militärgericht mit diesen Dingen befasse. [] Dienstboten, Chauffeure und sonstiges Hilfspersonal genießen besonderen Schutz [] Man versteht die Verlegenheit der CDU- und SPD-Politiker, wenn man sich die Begründung des Urteils des britischen Militärgerichtes näher ansieht, denn dieses Urteil bestätigt gerichtsnotorisch diesen Parteiführern ihre wahre Rolle. Der englische Anwalt Max Reimanns, Mister Collard, stellte fest, daß von einem Vergehen im Sinne der Anklage keine Rede sein könne. Die Verordnung, auf die sich die Anklage stütze, beziehe sich auf Chaffeure, Köchinnen, Stubenmädchen, Kellner und anderes Hilfspersonal im Dienste der Militärregierung und stelle diese Personen unter deren besonderen Schutz. Der britische Richter führte aus, daß deutsche Politiker, die unter der Bedingung des Ruhrstatuts mit der Militärregierung zusammenarbeiten, Personen sind, die der Militärregierung und den Alliierten Streitkräften Beihilfe leisten. Daher würden diese deutschen Politiker unter die Verordnung der britischen Militärregierung Nr. 8 fallen, die alle Personen schützt, die im Dienste der Militärregierung stehen. [] Man kann verstehen, daß die Parteiführer der CDU, SPD, FDP und auch des Zentrums von einer solchen Begründung des Urteils gegen Max Reimann nicht gerade angenehm berührt waren, denn sie bestätigte im Grunde das, was Max Reimann gesagt hatte. [] Max Reimanns 'Nein' zur Spaltung Deutschlands [] Vorübergehend wurde Max Reimanns Strafverbüßung unterbrochen. Es war der Protest breiter Schichten unseres Volkes gegen das Urteil und die Inhaftierung von Max Reimann, daß man ihm Gelegenheit geben mußte, bei den Beratungen des Parlamentarischen Rates in Bonn seine Wähler zu vertreten. [] Und wieder war er der kühne Tribun seines Volkes. Auch das drohende Damokles-Schwert seiner neuen Inhaftierung konnte Reimann keinen Augenblick hindern, die Verfassungsmacher in Bonn als die getreuen Diener ihrer Majestät Militärregierung anzusprechen. Er und sein Parteifreund Renner waren am Ende der Beratungen die einzigen Abgeordneten des Parlamentarischen Rates, die gegen die 63 Stimmen aller anderen Parteivertreter das "Grundgesetz" ablehnten, weil es keine frei geschaffene demokratische Verfassung ist, sondern nur die Ausführungsbestimmung des Besatzungsstatutes darstellt und dem deutschen Volk nicht die ersehnte nationale Einheit bringt, sondern die unselige Spaltung verewigen soll. [] Die Freiheit der Person wird mißachtet [] Die dem Gesetz zustimmenden Parlamentarier-Hände standen noch erhoben in der Luft und gaben vor, damit auch jenem Artikel Gesetzeskraft zu geben, der die Freiheit der Person ausdrücklich garantiert, da waren schon die Häscher unterwegs, um Reimann beim Verlassen des Ratsgebäudes erneut zu verhaften. Sie kamen aber zu spät. Er wurde jedoch einige Tage später, auf dem Wege zu einer Parteikonferenz, in der Nähe von Paderborn von einer deutschen Polizeistreife angehalten und festgenommen. [] Jetzt sitzt Max Reimann, der mutige Vorkämpfer des deutschen Volkes, wieder hinter dem Gefängnisgitter, und dies zu einer Zeit, wo die Ereignisse wie selten zuvor sein Auftreten erfordern. Zu der Zeit, da man sein Urteil sprach, verurteilte man sechs deutsche Arbeiter in Bochum zu Gefängnisstrafen, weil sie sich geweigert hatten, deutsche Betriebe zu demontieren. [] Demontagen ohne Ende [] Es ist wohl kein Zufall, daß man Max Reimann in dem Augenblick inhaftierte, da erneut Demontagen lebenswichtiger Industrieanlagen des Ruhrreviers angeordnet sind. Mehr als 800000 Menschen werden durch diese Demontagen unmittelbar oder mittelbar betroffen. Dies sind die realen Auswirkungen des Marshall-Planes, den uns die Doktoren Adenauer und Schumacher nicht genug preisen konnten. [] Setzt Eure Hoffnungen nur auf die eigenen Kräfte! [] Diese Krähe aber vereinigt Ihr alle, die Ihr das Wohl Eures Volkes erstrebt, schließt Euch zusammen - ungeachtet Eurer Berufe und Eurer Weltanschauung. Findet zueinander über alles bisher Trennende zum gemeinsamen Kampf [] für die Einheit und Unabhängigkeit Deutschlands, [] für einen gerechten Friedensvertrag, [] für den baldigen Abzug aller Besatzungstruppen [] Die Zonengrenzen müssen fallen [] Erst die Wiederherstellung unserer nationalen Einheit und Unabhängigkeit gibt uns die Möglichkeit, unsere zerrüttete Wirtschaft wieder auf normale Touren zu bringen. Die Zonengrenzen müssen fallen, damit Deutschlands Wirtschaft wieder gedeihen kann. Aber auch unsere Handelsbeziehungen mit dem Ausland dürfen nicht von der Gnade oder Willkür ausländischer Monopolherren abhängig sein. Unsere Industrie braucht friedliche Handelsbeziehungen mit allen Völkern der Erde, insbesondere auch ungehinderte Wirtschaftsbeziehungen mit unseren östlichen Nachbarvölkern. [] Das deutsche Volk muß sein Leben selbst bestimmen [] Ein gerechter Friedensvertrag muß dem deutschen Volk seine Souveränität, sein Selbstbestimmungsrecht wiedergeben. Nur im Rahmen eines geeinten, freien und unabhängigen Deutschlands ist unser Volk in der Lage, sein politisches Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, und im friedlichen Einvernehmen mit seinen Nachbarvölkern zu leben. [] Wohnungsbau und Hilfe für die Armen statt Besatzungskosten [] Heute verschlingen die Besatzungskosten der Westzonen über 5 Milliarden Mark pro Jahr. Das ist die Hälfte des gesamten Steueraufkommens. Deshalb fordern wir den Abzug der Besatzungstruppen, damit diese Mittel dem Aufbau von Wohnungen und der Hilfe für Flüchtlinge, Kriegsbeschädigte und Sozialrentner zugeführt werden können. [] Das sind die Forderungen der Kommunistischen Partei Deutschlands [] Wo immer Kommunisten stehen, treten sie rückhaltlos und unerschrocken für diese Forderungen ein. In dem Bestreben, dem deutschen Volk die nationale Einheit und Unabhängigkeit zu erringen, sind alle Kommunisten bemüht, es ihrem mutigen Vorkämpfer Max Reimann gleichzutun. [] Freiheit für Max Reimann! [] Dieser Ruf ist längst nicht mehr nur der Ruf der Kommunisten allein. Hunderttausende Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung sehen in Max Reimann den aufrechten Vertreter der Lebensinteressen des deutschen Volkes und fordern deshalb seine Freilassung. [] Darüber hinaus sollte jeder Mann und jede Frau des deutschen Volkes die Kommunisten in ihrem Kampf für Deutschlands Zukunft unterstützen, denn: [] Der Kampf der Kommunisten ist Euer Kampf! [] Deshalb wählt die Partei Max Reimanns! [] Wählt KPD! [] Herausgeber: Parteivorstand KPD - Verantwortlich: Ernst Eichelsdörfer, Frankfurt am Main, Gutleutstraße 8-12 - Veröffentlicht unter Mil.-Reg. Inf.-Control, Lizenz-Nr. US-W-2064 Auflage 500000. Nuhr-Druck, Kassel-W.
Published:14.08.1949