Gebot der Stunde No. 1; Her mit der wahren Demokratie

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals ohne Interpunktion Gebote der Stunde - No. 1 [] Her mit der wahren Demokratie! Die blutige Orgie des Völkermordes geht ihrem Ende entgegen. Das Volk schaut sich nach den Schuldigen des ruchlosen Verbrechens um, will sie zur Verantwortung ziehe...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: N.N.
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 11.1918
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/CAFBC402-AD58-4807-8F6B-D182300DDCF8
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals ohne Interpunktion Gebote der Stunde - No. 1 [] Her mit der wahren Demokratie! Die blutige Orgie des Völkermordes geht ihrem Ende entgegen. Das Volk schaut sich nach den Schuldigen des ruchlosen Verbrechens um, will sie zur Verantwortung ziehen. In der Reihe dieser schuldbeladenen Verbrecher, die den Weltkrieg auf dem Gewissen haben, stehen zuvörderst die deutschen Dynastien, die Hohenzollern mit den zwei Dutzend ihrer Sippschaften, die auf deutschen Thronen und Thrönchen sitzen. Die neue Regierung, die sich das Mäntelchen der "Demokratie"<NZ>umhängt, hat sich gleich zu Anfang einen Prinzen und Thronfolger<NZ>an die Spitze gestellt, um der Welt zu zeigen, dass sie die Demokratie mit der Monarchie vereinigen will. Das deutsche Volk soll als Sklaven- und Bedientenvolk auch seine angebliche demokratische Freiheit als Gnadengeschenk aus den Händen der angestammten Fürsten empfangen. Aber Hohenzollern-Monarchie und wahre Demokratie, das lässt sich vereinigen wie Feuer und Wasser. Die deutsche Monarchie ist das Bollwerk, hinter dem sich die schlimmsten Feinde des Volkes verschanzen: Junker, Pfaffen, Grosskapitalisten, Kriegsgewinnler, alldeutsche Eisenfresser, Stützen der Säbelherrschaft. Throne und Dynastien sind auch das Bollwerk der nationalen Zersplitterung Deutschlands, der Misère der Kleinstaaterei, der zwei Dutzend Vaterländer, - jedes ein Schlupfloch der Reaktion. Die deutsche Monarchie war seit der Thronbesteigung des jetzigen Hohenzollern die ärgste Treiberin zu weltpolitischen Abenteuern, uferlosen Flottenrüstungen, zum imperialistischen Machtkitzel. Wer warf mit Schlagworten um sich: "Der Dreizack gehört in unsere Faust ! Unsere Zukunft liegt auf dem Wasser?" Wer hetzte nach jeder neuen Flottenvorlage: "Nun aber weiter!" Wer beunruhigte und reizte ständig ganz Europa durch abenteuerliche Reisen, wahnwitzige Reden, provokatorische Telegramme, brutales Säbelgerassel, was alles die Katastrophe des Weltkrieges mit vorbereiten und beschleunigen half ? Und trat nicht der Sohn getreulich in die Fusstapfen des Vaters, hetzte der junge Hohenzoller nicht zur Bestialität und Säbelherrschaft mit seinem "Immer feste druff?" War es nicht die kronprinzliche Clique, die den Ausbruch des Weltkrieges mit zitternder Ungeduld erwartete, ihn stürmisch forderte, ihn in jenen ersten Augusttagen des Jahres 1914 durch allerlei Intrigen und Schiebereien geradezu erzwang, genau wie in Oesterreich der Erzherzog Franz Ferdinand der Mittelpunkt der Kriegshetzer war? Und war nicht die erste Sorge der Hohenzollern jetzt, mitten im Kriege, während die Völker verbluteten und die Welt sich in Qualen wand, war es nicht ihre erste Sorge, auf Trümmern des Völkerglücks ein halb Dutzend neue Throne für deutsche Prinzen zu errichten? Solange diese Bollwerke der imperialistischen Reaktion aufrecht bleiben, ist Demokratie und dauernder Frieden in Deutschland Lug und Trug. Sie werden ständig auf Gelegenheit lauern, um durch einen Staatsstreich die ärgsten Feinde des Volkes wieder ans Ruder zu bringen und einen neuen Weltkrieg anzuzetteln. Auch ein Wilson, ein Poincaré sind nur Laufburschen der Kapitalistenklasse, Werkzeuge zur Ausbeutung und Knechtung der Massen. Aber sie sind ohne Umschweif, ohne mittelalterlichen Plunder. Die Zeiten sind ernst. Jetzt treten grosse Aufgaben an uns wie an die Arbeiter aller Länder heran. Jetzt gilt es, zur grossen Abrechnung mit dem Erzfeind der Arbeiterklasse und dem hauptschuldigen des Weltkrieges: mit dem Kapitalismus zu rüsten. Da muss denn zu allererst die Vogelscheuche aus dem finsteren Mittelalter: die Monarchie und die Zersplitterung Deutschlands aus dem Wege geräumt werden. Das Volk hat genug moderne Parasiten am Leibe, die es mit seinem Blute mästet. Fort wenigstens mit den mittelalterlichen Parasiten des Gottesgnadentums, die das Land in den Abgrund geführt haben. Die Bahn frei für den grossen Kampf gegen die Klassenherrschaft der Bourgeoisie, gegen den Kapitalismus! Das Wort Demokratie hat in Deutschland seinen Einzug gehalten, es gilt, das Wort zum Fleische, die Phrase zur Tat, den Schein zur Wirklichkeit zu machen. Der erste Schritt auf dem Wege zum Sozialismus ist wahre Demokratie und der erste Schritt der wahren Demokratie heisst: Deutschland- Republik!
Published:11.1918