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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Das Dokument des Verrats [] Der "Fall Spengemann" ist auch der "Fall SPD-Vorstand Hannover" [] Es gibt nicht mehr allein einen "Fall Kriedemann", einen "Fall Spengemann", es gibt einen "Fall SPD-Vorstand Hannover". Kriedemann, die rechte Hand Dr. Schumachers und SPD-Fraktionsvorsitzender im Frankfurter Wirtschaftsrat, wurde durch das Urteil der 2. Strafkammer des Landgerichts Hannover überführt, mit der Gestapo Hitlers zusammengearbeitet zu haben. Die Tatsachen waren seit Jahren dem SPD-Vorstand in Hannover bekannt. Trotzdem rückte er nicht von Kriedemann ab. Warum? Weil dieser gleichzeitig Agent des englischen Geheimdienstes (PID) war und ist, dem auch die Mehrzahl des Parteivorstandes in Hannover angehört. Andere arbeiten für den französischen und amerikanischen Geheimdienst. Zu diesem Personenkreis gehören u. a.: Fritz Heine, Erich Ollenhauer, Waldemar von Knörringen [!], Carlo Schmidt, Erich Schöttle und der "Gewerkschaftsführer" Kramer, alias Jahn. [] Walter Spengemann, der nicht nur Hunderte von Angehörigen der "Sozialistischen Front", sondern auch führende Persönlichkeiten der Weimarer Republik der Gestapo ans Messer lieferte, wurde von Dr. Schumacher persönlich seinerzeit zum Chefredakteur des Parteiorgans der SPD in Hannover ernannt. Bis vor kurzem war er Chefredakteur der "Norddeutschen Zeitung" und hetzte in diesen Blättern mit britischer Genehmigung hemmungslos gegen die Ostzone und gegen die Sowjetunion. [] Wie ist es möglich, daß diese Agenten und Helfershelfer der Gestapo, auf deren Schuldkonto Freiheit und Leben von hunderten Sozialdemokraten und Demokraten kommt, so schnell bei der SPD avancieren und das Vertrauen der britischen Militärregierung gewinnen konnten? Die Antwort ist außerordentlich einfach. Weil sie von der Gestapo dazu gebraucht wurden, ihr diejenigen ans Messer zu liefern, die unerschrocken gegen die Entfesselung dies Krieges durch Hitler kämpften und weil sie nach dem Sturz Hitlers vom angelsächsischen Geheimdienst gegen diejenigen "gebraucht" werden, die gegen die Entfesselung eines neuen Krieges durch London und Washington kämpfen. Die Gründung dies sogenannten "Ostbüros" beim SPD-Vorstand in Hannover und die jüngsten Enthüllungen seiner Agenten Wilhelm Lorenz und Heinz Kühne haben den endgültigen Beweis erbracht: Der sogenannte SPD-Vorstand in Hannover ist in Wirklichkeit nicht der Vorstand einer Partei, geschweige denn einer deutschen Partei, sondern nichts weiter als eine ausländische Agenten- und Spionagezentrale, die für die politische Polizei und die Generalstäbe in London und Washington arbeitet, um ihnen wirtschaftliches, politisches, diplomatisches und militärisches Material für die Vorbereitung und Entfesselung eines neuen Krieges zu, liefern und unter Anleitung durch Yankee-Nazis vom Schlage Howleys die nötigen Kriegsprovokationen nach dem Muster der Berliner S-Bahn-Tumulte zu schaffen. [] In der von diesem Spionagezentrum und seinen Agenten - wie Kriedemann und Spengemann - geleiteten Presse treten sie daher gegen jeden Verständigungsversuch zwischen den Großmächten, gegen jeden Versuch der Einigung der Deutschen für den Abschluß eines Friedensvertrages und den Abzug der Besatzungstruppen auf und versuchen zu diesem Zweck, die deutsche Bevölkerung gegen die Sowjetunion, gegen die Volksdemokratien und gegen die Ostzone aufzuhetzen. [] Die Tatsache, daß diese deutschfeindlichen Elemente sich der Führung großer Parteien des Westens bemächtigt haben, zeigt, wie notwendig es ist, daß alle vaterlandsliebenden Deutschen sich in einer großen Nationalen Front zusammenscharen, um unsere Heimat gegen diese verbrecherischen Pläne zu schützen und zu verhindern, daß sie ein drittes Mal in eine - diesmal vernichtende - Katastrophe geführt wird. [] Wir veröffentlichen heute das Dokument des Verrates von Walter Spengemann mit unwesentlichen Kürzungen in den Schlußsabsätzen, die sich mit rein familiären Verhältnissen befassen. Wir sind im Besitz von Material über weitere führende Persönlichkeiten in der Politik Westdeutschlands - auch aus anderen Parteien - und werden diese Veröffentlichungen im Interesse der deutschen Nation fortsetzen. [] In der Ostzone allerdings besteht für diese Elemente nicht mehr die Möglichkeit, ihre Agententätigkeit ungestört auszuüben. Dort werden sie ins Gefängnis gesperrt. Etwas anderes ist für sie nicht angebracht. Wenn sie sich darüber aufregen, gestehen sie in Wirklichkeit nur ihre schlechten Absichten ein. [] "Ganz aus freiem Willen" [] Gerichtsgefängnis [] Hannover, den 3. Juli 1937 [] Absender: Walter Spengemann [] Zugangsliste: I 2833 Abteilung: B 4 (255) [] Aktenzeichen: 34 Gs. 1882/36 des Amtsgerichts in Hannover [] An den [] Herrn Reichsanwalt beim Volksgerichtshof [] in Berlin. [] Die verständnisvolle und humane Art, in der ich am 22. Juni 1937 im Auftrage des Herrn Reichsanwaltes hier vernommen wurde, ermutigt mich, dem Herrn Reichsanwalt das Nachfolgende zu unterbreiten. Es handelt sich um Tatsachen, die meine Mitwirkung bei der Aufklärung des gesamten Komplexes "Sozialistische Front" betreffen. Diese Tatsachen sind seinerzeit nicht aktenkundig gemacht. Sie bedeuten aber, wie ich zuversichtlich hoffe, eine erhebliche Verbesserung meiner Lage. [] I. Daß meine Aussagen vor der Staatspolizei umfassend und erschöpfend waren, wurde mir bereits in der obenerwähnten Vernehmung vom 22. Juni 37 zugebilligt. Soweit es sich bei meinen Angaben um wirkliche, von mir beobachtete Tatsachen beziehungsweise um von mir oder anderen begangene strafbare Handlungen handelte, war es fraglos meine Pflicht, offen darüber auszusagen. Daß ich diese Pflicht ohne jeden Druck, vielmehr ganz aus freiem Willen getan habe, ist mehrfach in den Protokollen zum Ausdruck gebracht. Auch können es die mich vernehmenden Beamten der Staatspolizei, die Herren Krim.-Kommissar Satler, Krim.-Bez.-Sekretär Rikowski und Krim.Assistent Wenzel (Staatspol.-Stelle Hildesheim) bezeugen. [] Der Vollständigkeit halber füge ich zwei weitere Tatsachen hinzu: [] 1. In achttägiger angestrengter Arbeit habe ich in meiner Zelle auf der Schreibmaschine die bei den Akten befindliche, etwa 40 Seiten umfassende "Entwicklungsgeschichte der Soz. Front" verfaßt. Bei einer staatspolizeilichen Vernehmung vor wenigen Tagen konnte ich mich überzeugen, daß diese Niederschrift auch heute noch wertvolle Dienste leistet. Zur Anfertigung der Niederschrift hatte ich mich aus freien Stücken den Herren K.-B.-S. Rikowski und K.-A. Wenzel gegenüber erboten. [] "Diese Anzeige stammt auch von mir"" [] 2. Die Festnahme der Brüder Heinrich und Ludwig Ferdinand Schneider erfolgte auf Grund einer als "Vertraulich" bezeichneten Anzeige. Diese Anzeige stammt gleichfalls von mir. Ich ersuchte die Herren K.-K. Satler und K.-B.-S. Rikowski, aus persönlichen Gründen meinen Namen dabei nicht zu nennen, und bitte auch den Herrn Reichsanwalt höflichst darum, falls es sich vermeiden läßt. [] II. Über diese Angaben hinaus, die ich pflichtgemäß gemacht habe, wirkte ich aber freiwillig an der Aufklärung mit 1. durch freie Kombination, 2. durch enge Zusammenarbeit mit den Beamten der Staatspolizei, 3. durch persönliches Einwirken auf Mitgefangene, die ich zur offenen Aussage bewogen habe. [] Hier muß ich hervorheben, daß ausschließlich durch meine auf freier Kombination beruhenden Anregungen, die ich den Beamten der Stapo gab, die Überführung des Franz Nause bewirkt ist. [] Wie aus den Akten hervorgeht, hatte ich keinerlei greifbare Beweise für meine immer wieder geäußerte Vermutung, daß der Organisationsleiter der "SF" und der Drucker der "SBI" Franz Nause sei. Nun hätte ich es beim Angeben meiner Verdachtsgründe bewenden lassen und die Auswertung dieser Angaben der Stapo überlassen können. Denn meine Pflicht, eine freimütige Aussage zu machen, hatte ich zur offenbaren Zufriedenheit der vernehmenden Beamten getan, so daß mir schon längst alle Hafterleichterungen und Vergünstigungen gewährt waren. [] Spengemann verrät die "SF" [] Damals wurde Nause bereits seit etwa 3 Monaten von Berliner, Hildesheimer und hannoverschen Stapo-Beamten ohne jeden Erfolg vernommen. Und da keine Beweise vorlagen, die zu einer Überführung hinreichten, so ist anzunehmen, daß dieser "Kerl aus Eisen", wie ihn ein Beamter einmal nannte, auch fernerhin nichts gestanden hätte. [] Ohne Nauses Aussage wäre es aber niemals möglich gewesen, den Organisationsapparat der SF so restlos aufzudecken, wie es nun geschehen ist. Denn von den damals Festgenommenen kannte nur Nause alle Funktionäre der SF. [] Hätte ich mich damals, mit dem Gedanken begnügt, meine Pflicht getan zu haben - wie das nach allem mein gutes Recht gewesen wäre -, so wären die Ermittlungen für unbestimmte Zeit, wenn nicht für immer, steckengeblieben. Ich war mir voll bewußt, daß es von mir, meinem guten Willen, meiner Kenntnis der sozialdemokratischen Arbeiter Hannovers abhing, ob die SF weiterbestehen und Hunderte von Menschen vor Haussuchungen, Haft, Vernehmungen und auch Strafe bewahrt werden sollten oder nicht. [] "Regelrechte Mitarbeit" bei der Gestapo [] Aus freiem Entschluß habe ich damals nicht aufgehört, sondern durch eine - wenn der Ausdruck gestattet ist - kriminalistische Mitarbeit der Staatspolizei geholfen, den toten Punkt zu überwinden. Es waren nicht einfache "Aussagen" eines "Schutzhäftlings", sondern es war eine regelrechte Mitarbeit. Das haben mir alle beteiligten Berliner und hannoverschen Stapo-Beamten oft und bereitwillig zugegeben. Der Vorgang, den ich als einziger gern schildern möchte, da er den Wendepunkt in der ganzen Sache bedeutet, war folgender: [] Die Herren K.-K. Satler und K.-B.-S. Rikowski waren mit mir der Meinhung, daß außer Nause noch eine andere Person die Hauptverteiler kennen müsse: die Person nämlich, die den Hauptverteilern die Pakete mit den Schriften zutrug. Aus den Berichten des geflüchteten Peter Schneider hatte ich entnommen, daß diese Person ein junges Mädchen sei. Nach tagelangem Nachdenken fiel mir ein, ob wohl Nauses Freundin, von deren Existenz ich mal gehört hatte, die Verteilerin sein könnte. K.-K. Satler, dem diese Freundin Nauses bereits dem Namen nach und von Person bekannt war, veranlaßte die Festnahme der mir völlig unbekannten Freundin Nauses, also der Auguste Breitzke. [] "Da kam ich auf den Einfall ..." [] Das Ergebnis einer mit ihr vorgenommenen Vernehmung war in jeder Weise negativ, da die Breitzke zunächst alles leugnete. Durch meine Orts- und Personenkenntnis aber kam ich auf den Einfall, die Breitzke der Ehefrau Marie Milewczek gegenüberzustellen, weil ich es für möglich hielt, daß letztere sie einmal beim Überbringen eines Paketes gesehen haben könnte. Frau Milewczek, die offenbar fürchtete, ihren damals noch nicht geständigen Ehemann zu belasten, machte erst Schwierigkeiten. K.-K. Satler gab mir auf meinen Wunsch hin Gelegenheit, mit der mir gut bekannten Frau Mileweczek einige Zeit unter vier Augen zu sprechen, und es gelang mir endlich, sie zur Aussage zu überreden. Die Gegenüberstellung hatte Erfolg. Frau Milewczek erkannte die Breitzke wieder, und daraufhin brach der Widerstand der Breitzke zusammen. [] Erst die Festnahme und das Teilgeständnis seiner Freundin veranlaßte nun Nause, ebenfalls ein Geständnis abzulegen. Er hat den ihn vernehmenden Beamten, K.-O.-A. Ortmann und Kling, ausdrücklich erklärt, ohne die Festnahme der Breitzke würde er nie gestanden haben. [] Spengemanns "Verdienst" [] In ähnlicher Weise trug ich bei zur Überführung der Brunhilde Schmedes, des Papierlieferanten Otto Schmidt und besonders des (von mir seinerzeit sogenannten) "älteren Beraterkreises" Blumenbergs, der aus alten SPD-Abteilungsleitern unter Leitung des Buchdruckers Böttcher (oder ähnlich) bestand. In allen diesen Fällen fehlte mir jedes greifbare Beweismaterial. Nur durch häufig recht gewagte Schlußfolgerungen aus unscheinbarsten Beobachtungen gelang es mir, den Beamten Fingerzeige zu gehen, die in allen Fällen zum Erfolg führten. [] Das wurde mir noch, dadurch ermöglicht und erleichtert, daß die Beamten mich stets über die Fortschritte der Ermittlungen, soweit das möglich und nötig war, auf dem laufenden hielten und alle zweifelhaften Punkte mit mir offen besprachen. [] Mit Fug und Recht darf ich das Verdienst für mich in Anspruch nehmen, daß meine Mitarbeit die schnelle und restlose Aufklärung des ganzen Komplexes "SF" erheblich gefördert hat. Allein durch die Überführung Nauses konnten folgende Funktionäre festgestellt werden: 1. Organisationsleiter (Nause); 2. Drucker (Nause); 3. Matrizenschreiber (Brunhilde Schmedes); 4. Oberverteiler (Auguste Breitzke); 5. die "älteren Berater" (Böttcher u. a.); 6. Papierlieferant (Otto Schmidt); 7. alle Kreis- und Abteilungsleiter; 8. die Masse der Unterverteiler. Endlich ist dadurch auch das sogenannte "Büro" aufgefunden. [] Die Richtigkeit meiner obigen Schilderung und der daraus gezogenen Schlüsse können neben allen übrigen mit der SF befaßten Beamten vor allem K.-K. Satler und K.-B.-S. Rikowski bezeugen. [] Er überschlug sich vor Eifer [] Daß mir die Protokolle von etwa 30 bis 40 Festgenommenen vorgelesen sind, damit ich Hinweise zur Aufklärung unrichtiger Angaben machen könnte, geht aus den Akten hervor. Die Herren K.-K. Satler und K.-B.-S. Rikowski können bezeugen, daß ich mich zu dieser Mitarbeit aus freien Stücken und unaufgefordert erboten habe. [] Ferner können K.-K. Satler, K.-B.-S. Rikowski, K.-O.-A. Kling und K.-O.-A. Ortmann bezeugen, daß ich bereitwillig und erfolgreich zahllose Mitgefangene durch persönliches Zureden zum Geständnis veranlaßt habe. Dieselben Herren sowie besonders Herr K.-A. Wenzel können auch bezeugen, daß mein Eifer bei der Mitarbeit stets rege war und daß ich jede Rücksichtnahme auf Essens- oder Schlafenszeit immer abgelehnt habe. [] Die Korrektheit und Wahrhaftigkeit meiner Angaben ist ja aktenmäßig nachgewiesen. Ich möchte nur noch kurz eingehen erstens auf die mit der "SF" zusammenhängende Polizeibeamten-Angelegenheit und zweitens auf die Waffensache, da ich zu beiden Sachen neuerdings mehrfach vernommen bin. [] "Meine Angaben lenkten auf die Spur" [] In der Beamtensache haben allem Anschein nach nur drei Fälle zum Erfolg geführt: die Fälle Graetsch, Hoppe und Peter. Auch in diesen Fällen sind es meine fast ausnahmslos auf freier Kombination beruhenden Angaben, die auf die richtigen Spuren lenkten. Das gleiche gilt für die Waffensache. [] III. In der Vernehmung vom 22. Juni 37 wurde mir erklärt, es komme dem Volksgerichtshof wesentlich darauf an, in den Angeklagten hineinzusehen. Es ist wohl nicht unbillig, wenn ich darum bitte, auch die positiven Seiten meines Falles und die dabei zugrunde liegenden Motive zu würdigen. Ich bitte nochmals zu erwägen: mir war klar, daß ich durch ein Unterlassen aktiver Mitarbeit die illegale Tätigkeit der SF-Funktionäre schützen und fördern konnte, ohne meine Pflicht zu verletzen. Wenn ich trotz dieses Bewußtseins in solcher Weise zur restlosen Aufklärung beitrug, wie ich es getan habe, so ist das ein unanfechtbarer Beweis für meinen ehrlichen Willen, nach Kräften wiedergutzumachen, was ich durch meine illegale Tätigkeit verschuldet habe. Ich meine, schon dies müßte hinreichend für meine Umkehr sprechen, denn es fällt einem anständigen Menschen wahrhaftig nicht leicht, seine Freunde und Kameraden anzuzeigen. Aber ich kann mich noch auf einen gewichtigeren Beweis berufen: [] "Dinge von größter Tragweite" [] Auch in mehreren anderen Angelegenheiten habe ich der Staatspolizei freiwillig Angaben gemacht. Bei der wichtigsten Sache handelt es, sich um Dinge von größter Tragweite, um die illegale, den Staat ernstlich gefährdende Betätigung ehemals hochgestellter Persönlichkeiten der Weimarer Republik. Es handelt sich dabei weder um marxistische noch um ausgesprochen proletarische Organisationen. Die von mir angegebenen Tatsachen waren der Staatspolizei völlig neu. Ihre Tragweite ist voll anerkannt. [] Ich füge hinzu, daß ich mich in dieser Sache sogar erboten habe, zusammen mit einem Stapo-Beamten als "Vertrauensmann" der Stapo einige Reisen zu machen, um einige der fraglichen Personen selbst zu überführen. Zu solchem Dienst entschließt man sich, beeinflußt vom Odium des Wortes "Spitzel", wirklich nicht leicht. Wenn ich es trotzdem tat, so nur deshalb, weil ich glaube, daß ich in meinem Willen, wiedergutzumachen, auch vor Dingen nicht haltmachen darf, die zunächst erniedrigend aussehen. Sowohl dies wie den mir gemachten Vorwurf des Verrats an meinen ehemaligen Genossen betrachte ich als Teile einer Strafe, die ich mir selbst auferlege. Ich bitte deshalb den Herrn Reichsanwalt, mich nicht in die geistige Sphäre der "Acht-Groschen-Jungen" einstufen zu wollen, also solcher Leute, die um irgendwelcher Vorteile willen schmutzige Spionendienste tun. Es wäre mir ein leichtes, dem Herrn Reichsanwalt an Hand des betreffenden Protokolls und durch einen einzigen Zeugen zu beweisen, daß gerade mein Abscheu vor allem Schmutz in dieser Sache mein einziges Motiv ist. Aber ich bin staatspolizeilicherseits zu strengstem Stillschweigen verpflichtet und darf deshalb in diesem Schreiben, das ja bei der Beförderung durch viele Hände geht, nichts Deutlicheres darüber sagen. Von meinen auf diese Sache bezüglichen Angaben, die sogar im Staatspolizeiamt Berlin als "Geheim" geführt werden, wissen nur die Herren K.-K. Satler und K.-B.-S. Rikowski, deren Ermessen ich es überlassen muß, meine obigen [] Andeutungen näher zu erläutern, da die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind. [] "Bitte ich ergebenst ..." [] Ich bitte den Herrn Reichsanwalt nun ergebenst, meine Angaben insgesamt überprüfen zu wollen. Es ist natürlich unmöglich, obiges Material in der Hauptverhandlung einzeln vorzubringen, da es sich, wie bei Punkt III., um Dienstgeheimnisse der Staatspolizei handelt, die vor nichtbeamteten Personen, also Zeugen und Mitangeklagten, nicht erörtert werden dürfen. Andererseits fürchte ich ohnehin schon Racheakte von einigen Mitangeklagten in Form von unwahren, mich zu Unrecht belastenden Aussagen, da meine Zusammenarbeit mit der Stapo, also mein "Verrat", leider vielen Mitangeklagten gerüchtweise bekanntgeworden ist. Aus diesen Gründen unterbreite ich dies alles dem Herrn Reichsanwalt schriftlich. [] Walter Spengemann [] Macht Schluß mit Verrat und Schande [] So wie Spengemann und Kriedemann damals ihre Genossen an die Gestapo verraten haben, verraten sie heute die Wähler der SPD an die amerikanisch - britischen Konzerne. [] So wie diese erbärmlichen Agenten Hunderte heldenmütiger Sozialdemokraten an Hitlers Henker verkauften, verschachern sie heute die Demokratie, die Arbeiterbewegung, unser ganzes deutsches Vaterland an die amerikanischen Räuber aus der Wall Street. [] Alle ehrlichen Menschen, alle wirklichen Deutschen, alle, die voller Hoffnung bei den vergangenen Wahlen ihre Stimme den rechten sozialdemokratischen Führern gaben, wenden sich voller Ekel und Abscheu von diesen Landesverrätern und Spionen ab. Der Verrat und die Schande muß ein Ende haben. [] Gebt Eure Stimmen der einzigen Partei, deren Politik und deren Führer immer sauber, gerade und ehrlich dem Frieden, der Völkerfreundschaft und dem Wohle der einfachen Menschen gedient haben. [] Wählt Kommunisten! [] Wählt die Liste Max Reimann! [] Wählt die aufrechten Vertreter der nationalen Unabhängigkeit, die unbefleckten Kämpfer für die Sache unseres Volkes und unserer Nation! [] Parteivorstand der KPD, Verantwortlicher: Ernst Eichelsdörfer, Frankfurt am Main, Gutleutstraße 8-12, veröffentlicht unter Mil.-Reg. Informationskontrolle Lizenz -Nr. US-W-2064. Druck: Rhein-Main-Druckerei Ffm., Gutleutstraße 8-12
Published:1949