An das deutsche Heimatheer!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Signatur der Graphik: Anton Hoffmann / Muenchen / 18 An das deutsche Heimatheer! [] Befreiung der Welt! [] Wer das Friedensbedürfnis, und auch das der eigenen Person, heute leugnet, ist ein Mensch, der nicht ernst genommen werden kann. Allein...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: N.N., Graphische Kunstanstalt Jos. C. Huber, Diessen vor München
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 18.03.1918 - 18.04.1918
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/EBDD2A59-6699-48E6-9B59-A5AAEEDE58EE
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Signatur der Graphik: Anton Hoffmann / Muenchen / 18 An das deutsche Heimatheer! [] Befreiung der Welt! [] Wer das Friedensbedürfnis, und auch das der eigenen Person, heute leugnet, ist ein Mensch, der nicht ernst genommen werden kann. Allein über die Sehnsucht darf die Zukunft nicht vergessen werden. [] Die englische Weltherrschaft ist bis heute an das Ziel ihrer Wünsche nicht gelangt und soll es nie erlangen. [] Aber sie hat ihre ganze Existenz aufs Spiel gesetzt, darum muß sie kämpfen, bis zum letzten Atemzug. [] Wir sind in unserem Denken moderner als die Engländer, denn unser Staat erwuchs aus einer neuen Zeit, wurde daher erfüllt mit einem neueren Denken. England ist ein Feudal- und Machtstaat, wir sind ein Rechtsstaat. Weil wir ein Rechtsstaat sind, haben wir die Neigung, den Gedanken der allgemeinen Menschlichkeit in den Vordergrund zu schieben, während die Engländer ihr Staatsziel darin sehen, die Menschheit zu Sklaven der britischen Rasse zu machen. Wir haben diesen blutigsten aller Kriege geführt, um deutsche Art zu erhalten. Soll uns nachher geraubt werden, wofür wir jetzt hunderttausende von Menschenleben hingegeben haben? [] Wer vermag zu behaupten, mit dem Friedensschluß werde eine plötzliche Beruhigung eintreten. Wir hoffen es, wissen können wir es aber nicht. Sogar unsere Staatsmänner können es nicht wissen. Wir leben in einem Zeitalter, in dem man von einem Wettbewerb ohne Krieg träumte und von einer Weltverbrüderung schwärmte, die sogar das Nationalbewußtsein überwinden könnte, und doch ging an unseren Toren und [] an unseren Grenzen der Krieg um und auf einmal war er da. [] Wenn wir nur eines lernen sollen aus diesem Schicksal, so wäre es das: Auf der Hut zu sein und uns selbst zu besinnen, nicht andere sich für uns besinnen zu lassen; denn wir wissen nicht, trotz aller Versicherungen, ob sie es auch wirklich tun. Wollen wir aber den kommenden Frieden als einen zuverlässigen machen, dann müssen wir die erstaunliche Gefühlsseligkeit und Sorglosigkeit - dies gefährliche Erbteil der deutschen Rasse - hinter uns werfen und den Dingen ins Gesicht sehen wie sie sind und nicht sie ausmalen wie wir sie uns wünschen. [] Nr. 2 Druck und Verlag der Graph. Kunstanstalt Jos. C Huber, Diessen vor München. (Gesetzl. geschützt). [] Im Osten. [] Das große russische Reich ist in die unvermeidliche Gliederlähmung und die innere Knochenaufweichung eines besiegten Staatskörpers verfallen. Finnland, Esthland, die Ukraine, der Kaukasus, sogar das Dongebiet und die innerasiatisch-islamitischen Vorwerke russischer Macht, kurz, der größte Teil der Fremdvölker machen Miene, sich vom alten moskowitischen Stammreich wie Aste, die der Sturm vom morschen Baum abbricht, abzutrennen. Die Zerrüttung der Märkte und das jeder vernünftigen Regelung spottende Steigen und chaotische Durcheinander der Preise und Tauschwerte treibt die Bevölkerung, namentlich der entlegenen Reichsteile dahin, überhaupt nichts mehr zu verkaufen. [] Mit anderen Worten, Russland ist kein eigenes Wirtschaftsgebiet mehr, sondern zerfällt mehr und mehr in Landeshaushaltungen, die sich nach Möglichkeit gegen die Nachbargebiete absperren. [] Das Zauberwort des Triumphes aller Parteigruppen heißt: Friede! [] Ihm jubeln über alle gegensätzlichen sozialistischen Schlagworte hinweg im Herzen die Bauern, ihm die Arbeiter, ihm die Soldaten zu. Wenn auch heute noch die Gefahr des Bürgerkrieges zwischen Norden und Süden gegeben ist, so liegt der Grund doch nur in der Hetze Englands, das allen Einfluß aufbietet, die Zersetzung so weit zu treiben, daß man einen Friedensschluß nicht mehr durchführen kann. Aber gerade das hat den Haß gegen die Kriegsspekulanten in London uns Paris im russischen Volke nur erhöht. Sämtliche Berichte Neutraler Stimmen darinüberein, daß vom Deutschenhaß im russischen Volke heute kaum noch etwas zu spüren ist, daß aber die Totfeindschaft gegen alles Britische sich im herzen der russischen Völker immer mehr festsetzt. [] Und so wird Rußland trotz aller Hemmungen auf die Seite derer zu treten haben, die durch das Weltschicksal bestimmt sind, die Welt von britischer Herrschaft zu befreien. [] Im Westen. [] Dort kämpft man heute den Kampf des Wahnsinns und der Verzweiflung. Alle Hoffnungen, die man seit dem August 1914 hegte, sind in ein Nichts zeronnen. Die Partie schien im Voraus gewonnen. Man malte es sich so schön aus, wie im Oktober, längstens zu Weihnachten, Gurkas und Kosaken in Deutschlands Hauptstadt einziehen würden. Wenn man alles in Rechnung gestellt hat, eines hat man vergessen, Deutschlands Kraft. [] Schließlich griff Deutschland sogar zu seiner schärfsten Waffe und ließ sich diese auch durch Amerika nicht entwinden, noch durch Brasilien, China, Siam, noch durch die freie Negerrepublik Liberia. Nun wurde die Sache ganz brenzelig; die Entente weiß jetzt ganz genau, daß es nur eine Frage der Zeit wäre, wann sie ihr letztes Schiff auf dem Meeresgrunde liegen sehen würde. [] Noch einmal besannen sich die Feinde und was sie jetzt ausklügelten, war furchtbar. Wenn Deutschland auch von außen nicht zu besiegen war, ging es vielleicht von innen, wenn nicht mit der blanken Waffe, so doch mit Gift, Schmutz u. Niedertracht. Man braucht ja nur den Erbfehler der Deutschen auszunützen, Zwietracht ins deutsche Volk zu säen. Das konnte nicht schwer sein, denn wozu ist der Deutsche leichter zu haben, als zur Parteibildung, Eigenbrödelei, Rechthaberei, Eigensinn. [] Man log uns vor, wir seien nicht demokratisch genug - und was die Lügner selbst nicht glauben, das glauben, weil es vom Ausland kommt, die Deutschen. In ihrer Verblendung sehen sie gar nicht, daß sie den Schwindel für bare Münze halten, glauben daran, daß dem Amerikaner Wilson etwas an der innerpolitischen Gesundheit Deutschlands liege. In Wirklichkeit liegt ihnen nur etwas an seiner Zersetzung, weil sie wollen, daß Europa zerbreche und das russische Volk nicht durch den Rückhalt an einem starken deutschen Reich zu dem Genuß seiner Freiheit komme. [] So liegt denn heute der Kampf um unsere Freiheit und um unsere Unabhängigkeit vom britisch-amerikanischen Kapitalismus nicht nur bei den Feldgrauen sondern auch bei dem Heimatheer. [] Mit dem Rühmen und Loben unserer braven Frontsoldaten, daß sie mit bewunderungswürdiger Nervenkraft Trommel- und Wirbelfeuer ertragen haben, ist das Verdienst des Heimatheeres nicht erfüllt. Es muß jetzt selbst auch zeigen, daß es das Trommelfeuer lügenerfüllter Phrasenbomben zu überdauern vermag. [] Schon zittert die Welt, denn Welten wanken [] und wir erwarten vom deutschen Heimatheer, daß es wie ein Mann zusammenstehe und [] durch den Erfolg der 8. Kriegsanleihe den Feinden zeigt, [] daß auch die Offensive auf das deutsche Gemüt, so teuflisch sie veranlagt war, zusammengebrochen ist.
Published:18.03.1918 - 18.04.1918