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Saarbrücken, im Dezember 1955[] Meine lieben Landsleute! liebe Jugend! Nicht mehr als Ministerpräsident und nicht als Kandidat der CVP des künftigen Landtags schreibe ich diesen Brief, sondern als Landesparteivorsitzender der Christlichen Volkspartei des Saarlandes. 10 Jahre lang haben alle Saarländer, auch die, die heute unsere Gegner und unserer Parole am 23. Okt. nicht gefolgt sind, die Möglichkeit gehabt, die Tätigkeit der CVP und meine eigene zu verfolgen und zu prüfen. Sie alle werden mir sicherlich zubilligen, daß unsere Heimat einen beispielhaften Wiederaufbau aus Krieg und Not und Elend erlebt hat, nicht zuletzt dank der Arbeit der CVP. Wenn ich heute an diese Tatsache erinnere, dann nicht um damit eine Polemik gegen diese oder jene Partei zu entfachen, sondern um Sie alle mit einem guten Grund bitten zu können, auch am 18. Dez. der CVP die Treue zu halten und für ihre Liste zu stimmen. Die Männer und Frauen, die in schwerster Zeit Wege und Mittel gefunden haben, das christliche Kulturleben an der Saar zu fördern, die wirtschaftliche Sicherheit zu schaffen, den sozialen Frieden zu garantieren und den deutschen Charakter unserer Heimat zu erhalten, diese Männer und Frauen, meine lieben Landsleute, verdienen sicherlich Ihr Vertrauen auch in Zukunft; denn sie haben bewiesen, w a s sie leisten können und gerade dieser Beweis soll Sie ermutigen, der CVP wieder einmal Ihre Stimme zu geben. Wer weiß, ob wir nicht doch noch schwere Zeiten vor uns haben und ob nicht die reiche Erfahrung und die pflichtbewußte, zähe Kleinarbeit der echten christlichen Vertreter des Saarvolkes, wie Sie sie auf den Listen der CVP finden, gerade in Zukunft noch von großem Wert bei der Gestaltung unseres öffentlichen Lebens, sein werden! Wir haben das christliche Programm der CVP während 10 Jahren zu verwirklichen versucht. Vieles wird noch in Zukunft verwirklicht werden müssen. Und viel christliches Kulturgut, das wir geschaffen haben, wird erhalten werden müssen, was angesichts der neuen Parteien und Umstände sicher nicht ohne Kampf vonstatten gehen wird. Helfen Sie uns darum und wenn Sie vielleicht berechtigte Kritik an der CVP zu üben haben, dann denken Sie daran, daß bei allem guten Willen gerade Parteiarbeit immer Menschenwerk und allem Menschenirrtum unterworfen bleibt. Vergessen Sie alle kleinlichen Bedenken! Vergessen Sie, wenn Sie mein Gegner sein sollten, auch diese Gegnerschaft um der großen Sache willen, die die CVP hier an der Saar zu vertreten hat. Denken Sie nur daran, daß wir, wie die Bischöfe es so schön in ihrem Hirtenbrief sagen, für das "Heil unseres Volkes" und für die "christlichen Grundsätze in der Staatsführung" verantwortlich sind. [] Vor allem die Frauen bitte ich: denkt an Eure Familie, an Eure Kinder und an die Arbeitsplätze Eurer Männer. Ich habe - Gott kann es bezeugen - in 10jähriger Arbeit der Heimat mein Bestes gegeben. Meine ganze Politik war auf das Wohl der saarländischen Familien ausgerichtet. Darum nehme ich mir das Recht, Sie, meine lieben Landsleute, christliche Männer und Frauen aus allen Ständen und Kreisen, zu bitten: bleibt der Christlichen Volkspartei treu, auch in Eurem eigenen Interesse. Es geht nicht um Personen, es geht um eine große Sache: es geht darum, das christliche Antlitz Unseres Landes zu wahren und das deutsche Volkstum an der Saar christlich zu erhalten; es geht darum, Ihre Arbeitsplätze zu sichern und die sozialen Errungenschaften zu behaupten und zu mehren! Darum wählen Sie die Liste 2! [] Ich grüße Sie mit einem herzlichen Glück auf, als Ihr getreuer Landesparteivorsitzender der CVP
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