Warum ... bin ich Sozialdemokrat [Serie] . Willy Brandt

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; warum [] Willy Brandt [] wurde am 18. Dezember 1913 in Lübeck geboren. Dort hat er die Schule besucht und sein Abitur abgelegt. Der SPD gehört er seit 1930 an. [] Während der Jahre des NS-Regimes lebte Willy Brandt in Skandinavien. Er studier...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Werbeagentur ARE (Harry Walter), Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand, Vorwärts-Druck, Bad Godesberg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 28.09.1969
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/4D0DB156-36A3-47C3-BD5A-BCE5E8C3B53F
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; warum [] Willy Brandt [] wurde am 18. Dezember 1913 in Lübeck geboren. Dort hat er die Schule besucht und sein Abitur abgelegt. Der SPD gehört er seit 1930 an. [] Während der Jahre des NS-Regimes lebte Willy Brandt in Skandinavien. Er studierte an der Universität Oslo und war vor allem journalistisch tätig. Ende 1946 kam er nach Berlin. Dieser Stadt hat er über zwei Jahrzehnte gedient: als Vertreter der SPD, als Mitglied des Bundestages, als Präsident des Abgeordnetenhauses und seit 1957 als Regierender Bürgermeister. [] Ehrendoktorwürden und andere Auszeichnungen wurden ihm im In- und Ausland zuteil. Seit Januar 1964 ist Willy Brandt Vorsitzender der SPD, seit Dezember 1966 Bundesminister des Auswärtigen und Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland. [] ... bin ich Sozialdemokrat [] Für mich war der Weg in die SPD leicht. Fast kann ich sagen, daß ich in sie hineingeboren wurde. Ich war noch sehr jung, als ich in meiner Heimatstadt Lübeck der sozialistischen Jugendbewegung beitrat. Meine journalistische Laufbahn begann, als ich noch die Schulbank des Johanneum drückte. [] Aber es war dann doch kein einfacher Weg, den ich vor mir hatte. Nicht ohne Irrungen und Enttäuschungen habe ich mir den eigenen politischen Standort suchen müssen. [] Gerade 19 Jahre alt, mußte ich erleben, wie das "Tausendjährige Reich" über Deutschland kam. Die Geschehnisse des Jahres 1933 sind mir gut im Gedächtnis geblieben. Ich habe für immer daraus die Lehre gezogen: Niemals wieder darf sich unser Volk entmündigen und verführen lassen. Ich weiß, daß heute viele dieser Erkenntnis zustimmen, die damals die Dinge anders gesehen haben. [] Die Jahre 1933 bis 1945 habe ich, durch das damalige Regime aus der Heimat vertrieben, überwiegend in Norwegen und Schweden verbracht. Dadurch mußte ich auf manche Erfahrung verzichten, die man nur in der Heimat selbst hat machen können. Andererseits waren für mich die Jahre im Ausland wertvoll und lehrreich. Vor allem habe ich in Skandinavien miterlebt, was Sozialdemokraten leisten können, wenn das Volk sie in die volle politische Verantwortung ruft. Beispielhaftes ist dort geleistet worden - für den sozialen Ausgleich, die wirtschaftliche und kulturelle Entfaltung und eine bewußte Vertiefung des demokratischen Lebens. [] Als ich in die Heimat zurückkehrte und in Berlin politische Aufgaben übernahm, waren Deutschland und seine Hauptstadt ein großes Trümmerfeld. Die Sorge um das tägliche Brot überschattete alle unsere Gedanken. Es war mein großes Glück, daß ich damals mit Ernst Reuter zusammenarbeiten durfte. Er und seine sozialdemokratischen Freunde haben alle Herausforderungen der kommunistischen Machthaber zurückgewiesen und eine Trümmerwüste mit neuem Leben erfüllt. [] Meine Arbeit in und für Berlin habe ich immer gesehen als einen Beitrag für die Sicherung des Friedens und für die Wiederherstellung unserer staatlichen Einheit. Diesem Ziel fühle ich mich heute wie damals verpflichtet - in meiner Verantwortung als Außenminister und Stellvertreter des Bundeskanzlers mit gleicher Leidenschaft wie als Regierender Bürgermeister von Berlin. In der neuen Bundesregierung sorgte ich zusammen mit meinen Freunden dafür, daß Wirtschaft und Finanzen wieder in Ordnung kamen und daß Deutschland in der Welt als eine Macht des Friedens und des Ausgleichs dasteht. [] Die Sozialdemokratische Partei hat sich gerade in der Regierungsverantwortung als die unverbrauchte und vorwärtsdrängende Kraft unseres politischen Lebens erwiesen. Sie steht seit mehr als 100 Jahren ein für Werte und Ideale, auf die kein Volk verzichten kann. Und zu denen ich mich bekenne. [] Nichts ist vollkommen. Auch nicht die SPD. Aber sie hat sich selbst in den dunklen Tagen der deutschen Geschichte nicht von ihrem Weg abbringen lassen. Wir haben Irrtümer korrigieren, aber uns keiner Gesinnungslumperei schämen müssen. [] Von dem ursprünglichen Auftrag der Sozialdemokratie bleibt viel zu erfüllen. Das Wort Gerechtigkeit wird noch zu klein geschrieben. Breite Schichten unseres Volkes fühlen sich noch vom staatlichen Geschehen ausgeschlossen. Wir arbeiten daran, dies zu ändern. [] Die Politik stellt täglich neue Aufgaben. Der demokratische und soziale Rechtsstaat ist ein dauernder Auftrag. Sozialdemokraten werden sich als letzte mit dem zufriedengeben, was man heute oder morgen gerade erreicht haben mag. [] Es gibt für uns kein selbstgenügsames Ausruhen. Deshalb bin ich vor mehr als 35 Jahren Sozialdemokrat geworden. Und deshalb bin ich stolz, heute als Vorsitzender dieser größten deutschen Partei sprechen zu dürfen. [] Herausgeber: Vorstand dar SPD, Bonn
Published:28.09.1969