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WUSSTEN SIE DAS? [] Nr.9 [] Der Kanzler antwortete - die Mitbürger fragen sich: "Ist unsere deutsche Mark stabil geblieben?" [] Dr. h.c. Dr.-Ing. E.h. Alex Möller [] Mitglied der SPD-Regierungsmannschaft [] Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, [] wir haben von Ihnen erfahren, daß Sie sich nun plötzlich Sorgen um die Stabilität unserer D-Mark und um die Entwicklung der Preise machen. Diese Sorgen sind seit langem unsere Sorgen. [] Sie behaupten, daß die Preise im letzten Jahr bei uns zwar um 2,5 Prozent, in anderen Ländern aber noch stärker gestiegen seien, "wir also günstig dastünden". Das war kein gutes Wort! [] Erstens stimmen die Vergleichszahlen nicht ganz: Die Lebenshaltungskosten stiegen 1964 in Großbritannien um 3,3 Prozent (und nicht um 4 Prozent), in Schweden um 3,6 Prozent (und nicht um 4 Prozent), in Belgien um 4,2 Prozent (und nicht um 5 Prozent), in den Niederlanden um 5,6 Prozent (und nicht um 6 Prozent), in Italien um 5,9 Prozent. Die von Ihnen verwendeten Zahlen sind etwas großzügig nach oben aufgerundet worden. *) [] Zweitens: auch die Auswahl der von Ihnen mit Deutschland verglichenen Länder setzt die deutsche Preissteigerung in ein falsches Bild. Tatsächlich ist der deutsche Platz im internationalen Panorama der Geldentwerter keineswegs rühmlich. Nach einer umfassenden Zusammenstellung der First National City Bank, New York, für 42 Länder, hatten im Zeitraum 1958 bis 1963 nicht weniger als 17 Länder geringere Preissteigerungen als die Bundesrepublik Deutschland; England teilte sich mit uns den 18. Platz. [] *) Main economic indicators, April 1965, hrsg. von der OECD [] Das war nicht immer so: in den fünf Jahren davor, also von 1953 bis 1958, hatten nur acht Währungen eine geringere Entwertung als die D-Mark erfahren. [] Drittens: Ihre Momentphotographie der deutschen Preisentwicklung nur für das Jahr 1964 zeigt nicht, daß der Preisauftrieb immer stärker geworden ist. Betrachten Sie bitte die folgende Zusammenstellung; sie berichtet uns über die Preissteigerung vom letzten Wahljahr 1961 bis heute: [] Die Lebenshaltungskosten haben sich in dieser Zeit um 11,9 Prozent oder um 2,8 Prozent jährlich erhöht. Vergleichen Sie bitte dieses Resultat mit denen der früheren Kabinette; für den jeweils gleichen Zeitraum sind die Preise von Mal zu Mal stärker gestiegen. [] Preisentwicklung *) in den vier Nachkriegsregierungen [] 1. Regierung 2. Regierung 3. Regierung 4. Regierung [] Adenauer Adenauer Adenauer Adenauer/Erhard 1949 bis 1953 bis 1957 bis 1961 bis [] April 1953 April 1957 April 1961 April 1965 [] Gesamt- [] steigerung +1,3% +5,2% +7,2% +11,9% [] je Jahr +0,3% +1,3% +1,7% + 2,8% [] *) Preisindex für die Lebenshaltung im Bundesgebiet 1962 = 100. [] Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden. [] Das ist eine Gesamtveränderung von 27,9 Prozent! Wir stehen also leider keineswegs günstig da - Sie hätten das wissen oder Ihre Minister hätten Ihnen das sagen müssen. Nun sagen wir es Ihnen. Nun fragen wir aber auch, wie das weitergehen soll? Sie erzählen uns schöne Dinge von Ihrer formierten Gesellschaft. Wir wollen aber, daß ehrlich mit uns gesprochen wird. Wir wollen keine uniformierte Gesellschaft! Aber: wir brauchen einen informierten Kanzler! [] [Unterschrift] [] (A1ex Möller) [] weitersagen ... weitergeben ... weitersagen ... weitergeben ... [] Herausgeber: Vorstand der SPD, SOPADE-Rednerdienst
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