Arbeiter, Parteigenossen!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; siehe hierzu auch 6/FLBL005103 Arbeiter, Parteigenossen! [] Durch unterschriftlose Flugblätter und durch Agitation von Mund zu Mund ist an Euch die Aufforderung ergangen, in den nächsten Tagen die Betriebe zu verlassen und auf die Straße zu g...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD), Vorwärts Buchdruckerei und Verlagsanstalt Paul Singer & Co., Berlin / Eugen Creuz, Berlin
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 04.11.1918
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/7C45BFE7-0DB4-4437-96F3-CDF995B5B6DC
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; siehe hierzu auch 6/FLBL005103 Arbeiter, Parteigenossen! [] Durch unterschriftlose Flugblätter und durch Agitation von Mund zu Mund ist an Euch die Aufforderung ergangen, in den nächsten Tagen die Betriebe zu verlassen und auf die Straße zu gehen. [] Wir raten Euch dringend, dieser Aufforderung nicht zu folgen. [] Wie Ihr alle wißt, befindet sich die sozialdemokratische Partei im Zuge einer sehr wichtigen Aktion. Sie hat einige Genossen in die Regierung entsandt, damit diese schleunigst Frieden schließe und im Innern alle bürgerlichen Freiheiten herstelle, deren die Arbeiterklasse zu ihrer weiteren Entwicklung bedarf. [] Seit dem Eintritt unserer Genossen in die Regierung hat diese [] an die Gegner ein Angebot gerichtet, das in kürzester Zeit zu Waffenstillstand und Frieden führen muß, [] das gleiche Wahlrecht in Preußen durchgesetzt, [] dem Reichstag die Stellung der eigentlichen Zentralgewalt im Reiche verschafft und das Persönliche Regiment beseitigt, [] die Unterstellung der Militärgewalt unter die Zivilgewalt durchgeführt und damit den Militarismus des stärksten Rückhalts beraubt, [] die Preßfreiheit und Versammlungsfreiheit erweitert, [] Liebknecht und viele andere aus dem Gefängnis befreit. [] Dies alles genügt uns nicht. Wir arbeiten weiter, um kriegshetzerische Strömungen zu bekämpfen und die Demokratisierung Deutschlands bis aufs letzte durchzuführen. [] Wie Ihr alle aus den Zeitungen wißt, hat Genosse Scheidemann im Einvernehmen mit der Partei dem Reichskanzler empfohlen, er möge [] dem Kaiser raten, zurückzutreten. [] Ueber diese Frage schweben in diesem Augenblick noch wichtige Verhandlungen. [] Arbeiter, Parteigenossen, wir fordern Euch auf, diese Verhandlungen nicht durch unbesonnenes Dazwischentreten zu durchkreuzen. Mir stehen vor den schwersten Entscheidungen, jeden Tag können wir in die Lage kommen. Euch auffordern zu müssen, daß Ihr Euer Wort in die Wagschale der Entscheidung werfen möget. Jetzt gilt es aber, ruhiges Blut und Disziplin zu wahren und sich von keinerlei Verwirrungsparolen einfangen zu lassen. [] Je geschlossener Ihr unsere Aktion unterstützt, desto früher werden alle [] militärischen Einziehungen [] und sonstigen Maßnahmen, die Euch beunruhigen, wieder rückgängig gemacht werden, desto sicherer werden wir rasch zu einem dauernden Frieden gelangen, desto ohnmächtiger werden alle Versuche der Reaktion bleiben, sich wieder in den Sattel zu setzen. [] Aus unbesonnenen Streichen kann einzelnen von Euch und der Gesamtheit nur namenloses Unglück erwachsen. Aktionen, die Erfolg versprechen, müssen von der Gesamtheit der Arbeiterschaft getragen sein, für solche ist aber jetzt der Augenblick nicht da. [] Folgt darum keiner Parole, die von einer unverantwortlichen Minderheit ausgegeben wird [] Der Vorstand der sozialdemokratischen Partei Deutschlands.
Published:04.11.1918