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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Der RATTENFÄNGER von .... [] Die Familie Michelmann lebte seinerzeit ganz beschaulich in ihren vier Wänden. Man hätte durchaus zufrieden sein können, wenn es auch an manchem in dem bescheidenen Hausstand haperte. Doch da hatten die Jüngsten eine recht dumme Idee. Wollten sie doch so gern einige braune Mäuslein zum Spielen haben. Vater Michelmann brummelte darüber, aber schließlich gab er nach. Er meinte, wenn es die braunen Mäuslein gar zu toll trieben, so könnte er sich eine Katze zulegen und dann wäre es wieder aus mit den braunen Mäuslein. So dachte Vater Michelmann und ließ seine Jüngsten gewähren. D [och ?] gar bald mußte er erkennen, daß die braunen Wühlmäuse sich zu gefräßigen Tieren entwickelten und der ganzen Familie immer mehr zur Last fielen. Am gefräßigsten war der Obermäuserich, der einen schier unersättlichen Rattenhunger entwickelte. Vor ihm mußte die ganze Familie auf der Hut sein, und er tyrannisierte binnen kurzem das ganze Haus, die ganze Stadt und das ganze Land. Diese Mäuseratte fraß schließlich ganze Länder mit Stumpf und Stiel. Alls [] [Als] sie dann noch mit dem sibirischen Steppenigel einen Pakt schloß, kannte die Freßgier keine Grenzen mehr. Zwar waren sie erklärte Feinde, aber es ist nun mal eine der "guten Seiten" der braunen Mäuseidee, keine Grundsätze zu haben ... Gleich und gleich gesellt sich gern. Die Familie Michelmann stöhnte immer m [ehr ?] unter dieser Mäuserattendiktatur, und der Vater hatte längst eingesehen, daß eine Katze allein hier nicht mehr helfen könnte, diese [] Landplage zu vertreiben. Die Obermäuseratte entdeckte ihre genialen Feldherrntalente und nun gab es kein Aufhalten. Krieg und Brand, Mord und Totschlag waren an der Tagesordnung, den unersättlichen Rattenappetit zu stillen. Vater Michelmann schaute entsetzt aus seinem Kellerloch, wie rings umher alles in Schutt und Asche sank, wie das Lebenswerk von Generationen bedenkenlos dieser Raub- und Freßgier des braunen Rattendiktators geopfert wurde. Nur einige einsichtige Männer lehnten sich dann dagegen auf und versuchten, die wahnsinnige Feldherrnmaus an weiteren Zerstörungen zu hindern. Und hierbei wurde sie ein wenig blessiert. Voller Angst bangte sie um ihr Leben und rief aus dem Mäusehauptquartier einen einfachen Kammerjäger um Hilfe an. Mit dem schloß sie einen Pakt, obgleich doch der Kammerjäger ansonsten sich mit der Vertreibung von Ungeziefer, Ratten und Mäusen zu beschäftigen pflegt ... Aber, es ist das unabdingbare Vorrecht der "guten Seiten" der Mäuse- und Rattenmoral, sich immer gleichzubleiben. Dieser Kammerjäger nun wurde seinem ganzen Berufsstand untreu und unterwarf sich bedingungslos dem Willen der heulenden und feigen Oberratte, obwohl er doch auch einiges hätte dazu beitragen können, die sinnlose Vernichtung weiterer Leben und Werte zu verhindern. Als Ausdruck obersten Mäusedankes wurde er daher vom einfachen Kammerremer zum Generalkammerremer befördert. Auch erhielt er von dem Mäusefeldherrn auf einem güldenen Kissen die silberne Mäuseflöte, auf daß er ewig [] den nagenden Mäuseidealen treu sei und für weitere 1000 Jahre das "Gute der Idee" weitertrage. Aber dies half alles nichts. Von Tag zu Tag zerfiel die braune Mäusediktatur mehr. Krachend stürzte das Kartenhaus zusammen, und nur Trümmer zeugten rauchend von der guten Seite dieser Mäuseidee. Das Volk der Michelmänner atmete erlöst auf, als der entsetzliche Spuk endlich vorbei war. Die braunen Mäusegestalten waren sämtlich verschwunden und hatten sich in schlichter. Bescheidenheit in alle Mäusewinkel verkrochen, während die Obermaus ihr freßgieriges Leben unter einem Kanister Benzin aushauchte. Die Michelmänner als brave, tüchtige Leute beschauten sich nicht lange die Trümmer, sondern spuckten fleißig in die Hände und begannen, einen neuen Anfang zu suchen, wobei sie gelobten: Nie wieder braune Mäuse in ihre Wohnung zu lassen! Alldieweil saß der beschäftigungslose Generalkammerremer dumpf und brütend in seinem Kammermäuseloch. Oh, hatte er doch die silberne Mäusepfeife ... vielleicht ließen sich damit neue Mäuseratten sammeln. Auch dachte er daran, wie viele "gute Seiten" die Mäuseidee doch gehabt hatte. Da hielt ihn nichts mehr und mit wildem Trommeln, Pauken und Trompeten zog also der Herr Generalkammerremer wenige Jahre nach dem bitteren Mäuseende auf neuen Fang aus. Gleich einem Rattenfänger durchzog er die Lande und blies gar laut-tönende Mäusemelodien auf seinem Tuterohr. Das klang gar manchem von ehedem lustig in den weit aufgesperrten Mäuseohren, und hier und da [] schauten die braunen Schnäuzlein wieder in die frische Morgenluft Auch der Herr Gevatter aus der sibirischen Wüste hörte die munteren Klänge, die über seine eiserne Blechmauer wehten, und gar wohlwollend sah er dem gleichgesinnten Treiben zu. Hatte er nicht bereits einmal einen fetten Happen durch diese Mäusemusik ergattert? War ihm nicht das halbe Deutschland, Polen, Rumänien, die Tschechei und vieles andere mehr gleich einem Geschenk in den Schoß gefallen? Er ist dem Generalkammerremer so dankbar, daß dieser ihm wieder eine braune Mäusebrücke bauen will, über die er ohne Verluste marschieren kann. Voller List lächelt er über die Versammlung der Mäuse und die Mühe ihres Rattenfängers, ihm so viel Arbeit abzunehmen. Aber die Michelmänner lächeln nicht. Sie wissen, wie harmlos es damals mit den kleinen, braunen Mäuslein angefangen hat. Sie überlegen nüchtern und klar, daß es viel besser ist, gleich eine Katze anzuschaffen, als noch einmal unter diese Mäuse- und Rattenplage zu geraten. Sie sträuben sich dagegen, wiederum braune Wühlmäuse in ihre Wohnung zu lassen. Haben sie doch das Ende noch in allzu guter Erinnerung. [] Und überlegst auch Du die Moral dieser Rattenfängergeschichte? Zeige dem Herrn Generalkammerremer, wo der Zimmermann die Tür gelassen hat. Er soll schnellstens mit seiner Mäusepfeife aus Deutschland verschwinden. [] Deine klare, nüchterne Überlegung wird Dir sagen. Die Sozialdemokraten hatten 1933 recht, als sie vor Hitler warnten, und sie haben heute recht mit ihrer Meinung: Weg mit diesem Generalkammerremer! [] Darum: Für Deutschland mit der SPD [] Herausgeber: Vorstand der SPD, Bonn
Published:ca. 1951