Die gleiche Blutgruppe

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Die gleiche Blutgruppe [] "Die SRP hat die gleiche Blutgruppe wie die NSDAP", verkündete der SRP-Redner und frühere Generalarbeitsführer von Bothmer in Uelzen in Niedersachsen. Dieses Wort trifft den Nagel auf den Kopf. Die Führerta...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1949 - 1952
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/73C08151-1A5D-4316-8184-590A2C224BB1
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Die gleiche Blutgruppe [] "Die SRP hat die gleiche Blutgruppe wie die NSDAP", verkündete der SRP-Redner und frühere Generalarbeitsführer von Bothmer in Uelzen in Niedersachsen. Dieses Wort trifft den Nagel auf den Kopf. Die Führertagungen der SRP sind die Treffpunkte der ehemaligen Ortsgruppen und Kreisleitungen der NSDAP, der SS- und SA-Führer und der übrigen Nutznießer des dritten Reiches. Derse1be Personenkreis, der einst die NSDAP finanzierte, unterstützt auch heute wieder die SRP und erhofft davon wiederum die Zerschlagung der Gewerkschaften und neuerdings die Verhinderung des Lastenausgleichs. Das Aktionsprogramm der SRP ist ein modernisiertes Naziprogramm mit politisch ostzonalem Einschlag. Wie die Kommunisten fordert Artikel 2 Absatz 2: "Im Namen des Rechts, im Namen der Befriedung Europas erwartet und verlangt die SRP (neben anderem) den sofortigen Abzug der Besatzungstruppen." Ganz offen erklärte der SRP-Chef Dr. Dorls: "Unterstützt die Propaganda del KPD, da die Bonner Regierung zum dritten Weltkrieg führt." Die Folgen dieser Ohne-uns-Propaganda-Parole werden augenblicklich in Korea durchexerziert, wo auch der Abzug der Besatzungstruppen zum kommunistischen Angriff auf das schutzlose Südkorea lockte. Auf eineähnliche Auswirkung zielt der Artikel 3 Absatz 2: "Jeder Teilzusammenschluß in einseitiger Ablehnung an eine der beiden außereuropäischen Machtbelange bedeutet Zerstörung Europas." Nutznießer einer solchen Neutralitätsillusion wäre wiederum die Sowjetunion. Man kann sich darum des Eindrucks nicht erwehren, daß bei der SRP Agenten Moskaus die Hand im Spiel haben. Nicht umsonst befinden sich die Unterschriften von Remer und Dr. Dorls unter den Werbelisten der Ostzonenregierung. Das weitere Programm der SRP ist nichts weiter als eine Neuauflage der alten NS-Parolen. In Artikel 6 heißt es: "Die verhängnisvolle Aufspaltung des deutschen Volkes in Besitzende und Besitzlose muß überwunden werden." Wie diese Forderung erfüllt werden soll, bleibt selbstverständlich offen. Dafür wird in Artikel 7 Beschäftigung für die ehemaligen Reichsarbeitsdienstführer gesucht: "Die SRP fordert Maßnahmen in Gestalt eines nationalen Notwerkes und Aufbaudienstes." In demselben Artikel wird den Vertriebenen und Ausgebombten das Recht auf den Lastenausgleich abgestritten und ersetzt durch den schwammigen Hinweis einer "gesetzlich zu regelnden Hilfe und Pflicht der Berufsgruppen". Die NS-Devise: "Gemeinnutz geht vor Eigennutz" heißt jetzt: "Im Sinne der Verpflichtung und Verantwortung des einzelnen gegenüber der Volksgesamtheit." Das gewerkschaftliche Mitbestimmungsrecht kann man dabei natürlich nicht gebrauchen. Es heißt darum in Artikel 8: "Der Arbeiter ist zum Mitträger und Mitgestalter des Betriebes zu machen, ohne daß außerbetriebliche Machtbestrebungen dadurch gefördert werden." Daß die Inhaber der Aktienpakete immer außerbetriebliche Machtgruppen sind, wird in diesem Programm nicht erwähnt. Den Bauern verspricht man die Brechung der Zinsknechtschaft: "Die heutigen hohen Kosten, besonders für den Kapitaldienst, müssen auf einen Bruchteil reduziert und jede Spekulation verhindert werden." Jedermann aber weiß, daß die Bauern heute am wenigsten von allen für den Kapitaldienst zu arbeiten haben. Eine vernünftige Bodenreform lehnt man selbstverständlich auch ab. In Artikel 10 heißt es: "Daß eine wirkliche Lebensgrundlage nicht durch gewaltsame Reformmaßnahmen in Westdeutschland, sondern einzig durch Rückgabe des deutschen Ostens zu schaffen wäre." Die Frau wird an den Kochtopf zurückverwiesen. In Artikel 12 Absatz 3 heißt es: "Daß die Frau im Daseinskampf auch ihre rechtliche und gesetzliche Stellung erhalten soll, aber unter Formen, die der fraulichen Eigenart entsprechen." Das entscheidende Vorbild bleibt Hitler selbst: "Die NSDAP hat viel mehr Positives geleistet als alle heutigen Parteien zusammen", verkündete der Goebbels der SRP, Remer, in Wolfenbüttel. Er vergaß die eindrucksvollen Beweise dieser "positiven Leistungen" aufzuzeigen: die deutschen Ruinenstädte, die 3 1/4 Millionen toter Soldaten, die 500 000 Zivilopfer des Bombenkrieges, die 600 000 Deutschen, die in den KZ-Lagern verhungerten, die lebenden Zeugen der Kriegsversehrten und Flüchtlinge und die Elbgrenze zwischen Freiheit und Not, mitten durch unser Vaterland. Remer hat die Katze aus dem Sack gelassen: Die SRP Ist die Neuauflage der NSDAP. Es ist der gleiche Personenkreis, es sind die gleichen Ziele, und es sind dieselben Radaumethoden. Sie rechnen mit dem kurzen Gedächtnis der Deutschen. Sie glauben, was einmal von München aus gelang, ist von Niedersachsen aus zum zweiten Male möglich. Würden sie recht behalten, so wäre das Ende die Auslöschung des deutschen Volkes überhaupt. Diese Partei zu dulden, wäre darum nationaler Selbstmord. Jeder Mensch muß darum wissen, wer die SRP ist und was sie will, damit es den Nazis nicht gelingt, noch einmal das deutsche Volk in den Abgrund zu führen. Darum: für in freies, demokratisches Deutschland mit der SPD [] Herausgeber: Vorstand der SPD, Bonn
Published:1949 - 1952