Wussten Sie das? [Serie] Nr. 22 . Der Wähler wurde betrogen

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; WUSSTEN SIE DAS? [] Nr. 22 [] Der Wähler wurde betrogen [] Der 10. Juli 1966 ist mit dem hervorragenden Ergebnis bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen für die deutschen Sozialdemokraten ein Markstein ihrer Nachkriegsentwicklung gew...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Bundesvorstand, Vorwärts-Druck, Bad Godesberg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 10.07.1966
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/68BF6852-3DB8-438B-A799-536CEE51431C
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; WUSSTEN SIE DAS? [] Nr. 22 [] Der Wähler wurde betrogen [] Der 10. Juli 1966 ist mit dem hervorragenden Ergebnis bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen für die deutschen Sozialdemokraten ein Markstein ihrer Nachkriegsentwicklung geworden. 4225667 Frauen und Männer bekundeten ihr Vertrauen zur SPD. Der Stimmenanteil stieg von 43,3 Prozent im Jahre 1962 auf nunmehr 49,5 Prozent, die Zahl der Mandate von 90 auf 99. Alle 99 Mandate wurden in direkter Wahl errungen! Die CDU aber verlor 10 Mandate und verfügt nur noch über 86 Sitze im Düsseldorfer Landtag. Ihr Anteil ging von 46,6 Prozent 1962 auf 42,8 Prozent 1966 zurück. Sie verlor an Direktmandaten sogar 25 an die SPD. [] Den Erfolg der SPD machen folgende Tatsachen noch deutlicher: [] 1. Mit 49,5 Prozent hat die SPD in Nordrhein-Westfalen einen Stimmenanteil erzielt, über den die CDU in keinem Bundesland verfügt. Auch die CSU in Bayern nicht, die bei der letzten Landtagswahl nur 47,5 Prozent erreichte. [] 2. Die erzielte absolute Stimmenzahl der SPD ist um 75000 höher als bei der Bundestagswahl (Zweitstimmen), obwohl die Wahlbeteiligung bei der Landtagswahl um 11 Prozent geringer war. [] 3. In 81 von den 150 Wahlkreisen des Landes Nordrhein-Westfalen hat die SPD absolute Mehrheiten erzielt, in 29 Wahlkreisen erreichte ihr Stimmenanteil 60 Prozent und mehr, bis zu 68,3 Prozent. [] 4. Von den 52 Wahlkreisen des Industriegebietes an der Ruhr wird nur noch ein einziger durch einen Abgeordneten der CDU vertreten. Dieser CDU-Abgeordnete konnte seinen Platz nur mit einem Vorsprung von 0,2 Prozent bzw. 353 Stimmen halten. [] 5. In 48 der 52 Wahlkreise des Ruhrgebietes hat die SPD absolute Mehrheiten erzielt. [] 6. Die in Köln nach Geschlechtern getrennt durchgeführte Wahl hat ergeben, daß die SPD jetzt auch bei der Wahlentscheidung der Frauen klar vorn liegt. So entfielen 49,7 Prozent ihrer Stimmen auf die SPD und 44 Prozent auf die CDU. Die Männer wählten zu 59,7 Prozent SPD und nur zu 33,1 Prozent CDU. [] 7. 1959 betrug der Vorsprung der CDU/CSU in der Bundesversammlung (die den Bundespräsidenten wählt) 131 Stimmen. Vor dem 10. Juli 1966 war der Abstand bereits auf 24 Stimmen geschrumpft. Nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen beträgt er nur noch 15 Stimmen. [] 8. Von den insgesamt 1348 Mandaten in den Länderparlamenten verfügt die SPD über 661, die CDU über 448 Mandate. 111 Sitze hat die FDP inne, 109 die CSU und 19 entfallen auf Splittergruppen. [] Nordrhein-Westfalen wird trotz des großen Wahlerfolges der SPD zunächst von einer Koalition der Verlierer regiert, die von der Mehrzahl der Wähler am 10. Juli abgewählt worden ist. Die eigene Stimme des alten und neuen Ministerpräsidenten Meyers, der sich selbst in der Wahlnacht als den Verlierer der Wahl bezeichnete, gab den Ausschlag. Mit der Stimme von Meyers erhielten die Verlierer 100, der sozialdemokratische Gegenkandidat Heinz Kühn erhielt 99 Stimmen. Damit entstand die Mini-Koalition gegen den Sieger der Wahl. Stabilität, die das Land Nordrhein-Westfalen mit seinen vielfältigen Problemen wirklich braucht, soll durch politische Hochseilakrobatik ohne Netz ersetzt werden. So etwas kann und wird nicht von Dauer sein. Der Wähler fühlt sich betrogen, denn [] sein Vertrauen gilt der SPD! [] weitersagen . . . weitergeben . . . weitersagen . . . weitergeben . . .
Published:10.07.1966