Ein persönliches Wort . Liebe Wählerinnen und Wähler!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Ein persönliches Wort [] Liebe Wählerinnen und Wähler! [] Hans Hermsdorf [] Kandidat für den Bundestag des Wahlkreises Nr. 32 Cuxhaven - Hadeln - Wesermünde [] Die Sozialdemokratische Partei hat mir das Vertrauen geschenkt, mich als ihren Kan...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Cuxhavener Presse
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.09.1953
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/968F566E-3631-4B37-AA5A-826103C4F786
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Ein persönliches Wort [] Liebe Wählerinnen und Wähler! [] Hans Hermsdorf [] Kandidat für den Bundestag des Wahlkreises Nr. 32 Cuxhaven - Hadeln - Wesermünde [] Die Sozialdemokratische Partei hat mir das Vertrauen geschenkt, mich als ihren Kandidaten in dem Wahlkreis Cuxhaven - Land Hadeln - Landkreis Wesermünde aufzustellen. Diese Kandidatur ist für mich eine große Ehre, und ich hoffe, daß ich durch meine Arbeit das Vertrauen rechtfertigen kann, das mir entgegengebracht wurde. [] Ich möchte heute durch diesen Brief ein persönliches Wort an Sie richten und mich Ihnen vorstellen. [] Ich wurde im Dezember 1914 als Berliner Arbeiterjunge geboren, und besuchte 7 Jahre die Volksschule und 4 Jahre bis zum Reifezeugnis die Wirtschafts-Oberschule Chemnitz. Anschließend ging ich in die Lehre als Handlungsgehilfe. Mit 14 Jahren kam ich zur Sozialistischen Arbeiter-Jugend. Mit achtzehneinhalb saß ich bereits im KZ Sachsenburg. Nach kurzer Zeit wurde ich wegen meiner Jugend wieder entlassen. Zwei Jahre später machte man mir einen Prozeß. Illegale Betätigung als Sozialdemokrat! Urteil: Zwei Jahre Gefängnis. Nach meiner Entlassung bekam ich im Lande Sachsen keine Arbeit. Ich ging daher zunächst nach Magdeburg und war dort Disponent einer Nährmittelfabrik. Anschließend kehrte ich in meine Geburtsstadt Berlin zurück und war hier Privatsekretär einer Filmgesellschaft. Im Februar 1943 wurde ich Soldat und zog als Infanterist nach Rußland. Im Jahre 1944 geriet ich in die Hölle sowjetischer Kriegsgefangenschaft. 1946 war ich wieder in Chemnitz und Bürgermeister dieser Stadt, außerdem zweiter Bezirksvorsitzender und Mitglied des Landesvorstandes der SPD. Ich galt als ausgesprochener Kommunistengegner und mein Bezirk war der einzige der ganzen Sowjetzone, der den Verschmelzungsaufruf KP - SP nicht unterschrieb. Erneut stand ich wieder vor der Verhaftung, der ich mich diesmal durch die Flucht nach Westdeutschland entzog. [] Ab Herbst 1946 führte ich die Jungsozialisten der Bundesrepublik und Westberlins. Nach den Bundestagswahlen im Jahre 1949 wurde ich der persönliche Referent Erich Ollenhauers, des jetzigen Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. [] Gestatten Sie mir nun einige Bemerkungen zu dem am 6. September zur Entscheidung stehenden Fragen, denen auch Sie nicht ausweichen können. Auch dann nicht, wenn Sie eventuell nicht von Ihrem staatsbürgerlichen Recht Gebrauch machen wollen und sich nicht an der Wahl beteiligen würden. Bei einer Wahlenthaltung überlassen Sie es anderen, über Ihr Schicksal zu bestimmen, und das kann nicht Ihre Absicht sein. [] Die Demokratie ist die einzige Staatsform, die jeden wahlberechtigten Bürger in unserem Land die Möglichkeit gibt, zu entscheiden, welcher Weg in Zukunft beschritten werden soll. Sie entscheiden somit am 6. September durch Abgabe Ihres Stimmzettels nicht nur über Ihr persönliches Wohlergehen, sondern gleichzeitig über das weitere Schicksal unseres Landes. [] Bevor Sie nun Ihre Entscheidung fällen, bitte ich Sie, Bilanz zu ziehen. Bilanz über die letzten vier Jahre. Betrachten Sie dabei Ihre nächste Umgebung, aber blicken Sie auch weiter. Schauen Sie sich die Lebensverhältnisse in Ihrer Gemeinde, in der nächsten Stadt, aber auch im ganzen Lande an. Sie werden dabei feststellen, daß diese Verhältnisse sehr unterschiedlich sind. Hinter einer glänzenden Fassade des angeblichen Wirtschaftswunders verbergen sich düstere Fakten der Not, der Sorge und des Elends. [] Wir haben in der Bundesrepublik seit 1949 200 neue Millionäre. Wir haben 10000 Menschen, die nach Abzug aller Steuern noch mehr als 65000 DM im Jahr verdienen. Auf der anderen Seite aber haben wir mehr als zwei Millionen Menschen, die mit dem Fürsorgesatz von 43,20 DM im Monat auskommen müssen. Wir haben weiter fast zehn Millionen Menschen, deren Einkommen unter dem Existenzminimum liegt. Hier gilt es zu ändern. [] Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion hat diese Mißstände immer und immer wieder im Bundestag zur Debatte gestellt und Vorschläge zur Beseitigung dieser Mißstände gemacht. Die Vorschläge zur Änderung wurden rücksichtslos durch die Regierungsparteien CDU - FDP - Deutsche Partei, die die Mehrheit in diesem Bundestag haben, niedergestimmt. [] Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion legte im Bundestag ein Programm zur Vollbeschäftigung vor. Arbeit für alle die arbeitsfähig sind, hieß unsere Devise. Die Regierung lehnte nicht nur dieses Programm, sondern die Vollbeschäftigung überhaupt ab. [] Die sozialdemokratische Bundestagsfraktion kämpfte im Bundestag für ausreichende Renten und einen gesicherten Lebensabend für alle. Die Regierungsparteien lehnten auch diese Vorschläge ab, und der Herr Finanzminister erklärte, er habe kein Geld. Derselbe Herr Finanzminister aber hatte Geld, um Steuergeschenke an den Großbesitz zu machen. Er hatte auch Geld für die Mittelbeschaffung für neue Divisionen. Er hat aber immer zugeknöpfte Taschen, wenn es gilt, den kleinen Leuten zu helfen. [] Sie, liebe Wählerinnen und Wähler, haben nun am 6. September zu entscheiden, ob dieses Unrecht in unserem Lande auch in Zukunft weiter bestehen bleiben soll, oder ob Sie einen neuen Weg gehen wollen. Einen Weg der Gerechtigkeit und der sozialen Sicherheit für alle Menschen, einen Weg, der uns zu menschenwürdigeren Verhältnissen führt. [] Ich bin fest überzeugt, daß die Politik unserer Partei uns zu diesen Zielen führt und darüber hinaus unserem leidgeprüften Vaterland die Einheit in Freiheit zurückbringt und den Frieden sichert. [] Ich würde, falls Sie mir Ihr Vertrauen schenken, mich im Bundestag mit meiner ganzen Kraft und Energie für diese Ziele einsetzen. Ich würde darüber hinaus es für meine selbstverständliche Pflicht halten, mit allen Menschen in unserem Wahlkreis den engsten persönlichen Kontakt zu halten, mich um Ihre Sorgen und Nöte zu kümmern, und Ihnen zu helfen, soweit das in meinen Kräften steht. [] Ich bitte Sie um Ihr Vertrauen. Gehen Sie mit uns einen neuen, einen besseren Weg. Geben Sie Ihre beiden Stimmen am 6. September den sozialdemokratischen Kandidaten und der Sozialdemokratischen Partei. [] Mit freundlichen Grüßen [] Ihr [] Hans Hermsdorf [] So wählen Sie richtig! [] Stimmzettel [] für die Bundestagswahl im Wahlkreises Nr. 32 Cuxhaven - Hadeln - Wesermünde am 6. September 1953 [] Jeder Wähler hat 2 Stimmen! [] Erststimme für die Wahl des Wahlkreisabgeordneten [] Hermsdorf, Hans Angestellter Cuxhaven Bahnhofstr. 26 SPD [] Zweitstimme für die Wahl nach Landeslisten [] Ollenhauer, Erich Mitglied des Bundestages Bonn SPD [] Sie haben 2 Stimmen! [] Eine Stimme für den Kandidaten des Wahlkreises und eine Stimme für die Landesliste. [] Machen Sie daher je ein Kreuz in den Kreis Nr. 1 der linken und rechten Seite (wie das Beispiel zeigt). [] Wählen Sie die SPD und ihre Kandidaten [] Druck: Cuxhavener Presse
Published:06.09.1953