Summary: | Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Herkunft: DGB-Archiv, Sammlung Flugblätter und Flugschriften, Signatur: 1246 Fl.; Stempelaufdruck: DGB Bundesvorstand, Archiv
Du gehörst Dir. Nicht den Bossen! [] Jetzt Reform des Bildungswesens [] Die Lage der Arbeitnehmer in unserer Gesellschaft ist durch Abhängigkeiten gekennzeichnet. Neben anderen Lebensbereichen ist dafür das Bildungssystem ein Beispiel. Es löst für die Mehrzahl der Lohnabhängigen nicht das Recht auf Entfaltung der Persönlichkeit ein und verletzt den Grundsatz der gleichen Bildungschancen. [] Jetzt Reform des Bildungswesens [] Die Bildungseinrichtungen verstärken trotz vieler positiver Reformansätze der letzten Jahre die Klassenstruktur der Gesellschaft, indem sie gerade für die meisten Lohnabhängigen nahezu unüberwindliche Schranken aufrichten. [] Der Gewerkschaftsjugend geht es bei der Reform des Bildungswesens nicht darum, die Voraussetzungen für das Funktionieren der kapitalistischen Wirtschaft und damit des Prinzips der Profitmaximierung zu verbessern, sondern um eine Bildungsreform, die den Klassencharakter des Bildungssystems aufhebt. Forderungen nach emanzipatorischer Bildung, gleichen Bildungschancen und Demokratisierung des Bildungssystems bleiben ohne Folgen, wenn sie nicht an diesem Ziel orientiert sind. [] Kindererziehung - Vorschulerziehung [] Es ist nicht nur erforderlich, die Zahl der Kindergärten so zu erhöhen, daß für alle Kinder - insbesondere aus sozial schwachen Familien - ab 3 Jahren bis zur Vorschule ein Kindergartenplatz zur Verfügung steht. Anzustreben ist, daß die Zahl der Kinder in den Gruppen der Kindergärten auf höchstens 15 verkleinert wird; qualifizierte Sozialpädagogen in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen; die Kinder ihre Bedürfnisse frei äußern und ohne Schuldgefühle in funktional begründeter Rücksichtnahme aufwachsen können; sich die Erziehungsinhalte und -methoden an der Vermittlung des Bewußtwerdens der eigenen Persönlichkeit, der Kritikfähigkeit und der Selbstregulierung orientieren müssen. [] Elementar- und Primarstufe [] Um allen Kindern unabhängig von regionalen Zufälligkeiten die gleiche Förderung zukommen zu lassen, müssen die Arbeitsbedingungen in der Grundschule verbessert werden, unter anderem durch Erhöhung der Zahl der Schulen und Lehrer, Verkleinerung der Klassenstärken (Höchstfrequenz von max. 20 Schülern), zusätzliche Lehrerstunden für Förderungsmaßnahmen, Zubilligung von Verfügungs- und Vorbereitungsstunden für sozialpädagogische Fachkräfte. [] Sekundarstufe I [] Alle Schüler der Sekundarschulen müssen die Chance zum Sekundarabschluß I erhalten. Dabei muß davon ausgegangen werden, daß nur eine mindestens vierzügige Sekundarschule ein System von Förderungs- und Leistungskursen anbieten kann, das geeignet ist, sowohl die leistungsfähigen Schüler zum Abschluß zu führen als auch die schwächeren Schüler angemessen zu fördern. [] Wenn die Integration von Berufs- und Allgemeinbildung in der Sekundarstufe II funktionieren soll, müssen schon in der Sekundarstufe I polytechnische Inhalte gelehrt werden, d. h. Arbeitslehre (sozialwissenschaftlich geprägte Polytechnik) muß Lehrfach für alle Schüler sein, nicht nur für die späteren "Berufsschüler". [] Allgemeine und berufliche Bildung [] Die Überwindung der Trennung von allgemeiner und beruflicher Bildung ist ein Schlüsselproblem der Bildungsreform. [] Die Gesamtschule muß durch Integration und Differenzierung eine optimale Förderung von Begabung und Interesse sicherstellen. Darüber hinaus muß sie als Ganztagsschule milieubedingte Benachteiligung ausgleichen. In der Sekundaroberstufe muß durch ein vielfältiges Angebot praxisorientierter und theoriebezogener Lehrinhalte die Trennung zwischen allgemeinbildendem und berufsbildendem Schulwesen aufgehoben werden. Die Gesamtschul-Oberstufe soll die Studierfähigkeit oder eine erste berufliche Qualifikation oder beides vermitteln. [] Sekundarstufe II [] Die heutigen Formen der gymnasialen und berufsbildenden Schulen müssen in der Sekundarstufe II von Gesamtschulen integriert werden. [] Bildung und Ausbildung dürfen nicht mehr als Gegensätze, sondern müssen als Einheit begriffen werden. Es kann nicht mehr hingenommen werden, daß einerseits derjenige, der die Eignung für wissenschaftliches Arbeiten durch die Beschäftigung mit historisch-philologischen Stoffen im bisherigen Gymnasium erwirbt, praktisch alle Fächer der Hochschule studieren kann, daß aber andererseits derjenige, der diese Eignung, etwa an der Beschäftigung mit technologischen Problemen, in der neuen Fachoberschule erwirbt, nur ein eingeschränktes Studienrecht hat. Es ist vielmehr daran festzuhalten, daß die Eignung für wissenschaftliche Arbeiten die Voraussetzung für den Hochschulzugang sein sollte, aber an einer Fülle verschiedener, austauschbarer Stoffe erworben werden kann. [] Neugestaltung der Schülervertretung [] Gemäß den emanzipatorischen und demokratischen Erziehungszielen der allgemein- und berufsbildenden Schulen muß den Schülern die Möglichkeit geboten werden, in einem rechtlich abgesicherten Rahmen eine Interessenvertretung an allen Schulen zu bilden. Die Schülervertretung (SV) muß grundsätzlich öffentlich und Sache der Schüler sein. [] Konkretere Vorschläge zur Reform des Bildungswesens hat die Gewerkschaftsjugend in ihren "Jugendpolitischen Forderungen" gemacht. [] '71 Jahr des jungen Arbeitnehmers [] DGB-Gewerkschaftsjugend [] Du gehörst Dir. Nicht den Bossen! Darum: [] Mehr Rechte für Jugendvertreter [] Reform des Bildungswesens [] 15 Tage bezahlten Bildungsurlaub [] Reform des Jugendarbeitsschutzes [] Mit 18 volljährig [] Reform des Jugendrechts [] '71 Jahr des jungen Arbeitnehmers [] DGB-Gewerkschaftsjugend [] Herausgeber: DGB-Bundesvorstand [] Gestaltung: Arno Ploog
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