Achtung, Arbeitnehmer!

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Achtung, Arbeitnehmer! [] So greifen sie die Gewerkschaften an: [] "Die Gewerkschaften haben kein Recht mehr, sich den Arbeitgebern gegenüber als Sozialpartner aufzuspielen. Sie haben es nicht fertiggebracht, wirkliche Treuhänder der Arb...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), soziale Arbeitsgemeinschaften, Neue Graphische Gesellschaft GmbH, Berlin
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/3D91DFCC-6A1B-462B-8AF4-BC9BB7933AD1
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Achtung, Arbeitnehmer! [] So greifen sie die Gewerkschaften an: [] "Die Gewerkschaften haben kein Recht mehr, sich den Arbeitgebern gegenüber als Sozialpartner aufzuspielen. Sie haben es nicht fertiggebracht, wirkliche Treuhänder der Arbeiter und damit auch der Unternehmer zu werden ... Die Machtansprüche der Gewerkschaften im Mitbestimmungsrecht sind nur mit den Forderungen von Hitler und Ley zu vergleichen." [] "Die Gewerkschaften versuchen die Macht an sich zu reißen." [] "Man muß der Diktatur der Gewerkschaften in den Betrieben entgegentreten." "Die FDP hat die wesentliche Aufgabe, den Gedanken des Klassenkampfes mit Stumpf und Stiel auszurotten, denn die Gewerkschaften sind nicht dazu da, als Kampfgemeinschaften gegen die Unternehmer aufzutreten." [] Ernst Scharnowski sagt dazu: [] Ähnliche Dinge wurden in fast den gleichen Formulierungen von Adolf Hitler schon gesagt. Heute hört man sie in den Wahlversammlungen der FDP, CDU, DP usw. [] Aus diesen und vielen anderen Bemerkungen geht hervor, daß die Unternehmer und ihre politischen Freunde dreierlei versuchen: [] 1. Die Tätigkeit der Gewerkschaften als "Klassenkampf" zu diffamieren und möglicherweise die Bildung von Konkurrenzgewerkschaften zu unterstützen sowie Betriebs- und Werksgemeinschaften zu bilden. [] 2. Durch die Kennzeichnung der gewerkschaftlichen Forderung nach Mitbestimmungsrecht als Streben nach Diktatur soll die gewerkschaftliche Arbeit der kommunistischen Tätigkeit gleichgestellt und in Verruf gebracht werden. [] 3. Die Gewerkschaften, besonders in Berlin, will man als ein Anhängsel der SPD hinstellen, um damit, wenn nicht die politische Partei, so doch die Gewerkschaften zu treffen. [] Es erscheint auf den ersten Blick nicht unvernünftig, den "Klassenkampf" abzulehnen, besonders angesichts der Notwendigkeiten des wirtschaftlichen Wiederaufbaus der Berliner Wirtschaft und der Sicherung der politischen Freiheit. Das wäre um so begründeter, wenn man unter "Klassenkampf" eine konstruierte wirtschaftliche Kampftheorie verstünde. So wenig jedoch die Unternehmer die "natürlichen" Grundprinzipien der kapitalistischen Wirtschaft, das Rentabilitäts- und das Konkurrenzprinzip, als konstruierte Kampftheorie ansehen, ebensowenig können sie den Klassenkampf als ein politisches Programm der Gewerkschaften hinstellen. Das Konkurrenzprinzip beeinflußt die Rentabilität und das Rentabilitätsprinzip beeinflußt die Lohn- und Lebenshaltung der Arbeitnehmer. Diesem so wirkenden Konkurrenzprinzip wollen die Unternehmer durch vertragliche Preis-, Produktions- und Marktabreden untereinander begegnen und außerdem die politische Gesetzgebung in den Dienst der privatwirtschaftlichen Rentabilität stellen. [] Die organisierte Arbeitnehmerschaft, welche diesen Vorgang erkennt, ist der lebendige Widerpart gegen die Bemühungen der Unternehmer, die Auswirkungen der Konkurrenz auf die Lohnseite zu verlagern. Das ist im Grunde genommen und roh gesagt die Bewegung in der Wirtschaft, welche Marx als Klassenkampf bezeichnete. Nur Ignoranten oder Dummköpfe konnten Marx oder sogar die Gewerkschaften als "Erfinder" des Klassenkampfes bezeichnen. [] Die Gewerkschaften sind gezwungen, sich gegen die Unternehmer immer bessere vertragliche - und im Staatswesen durch demokratische Wahlen immer sozialere gesetzliche - Rechte zu erkämpfen. [] Die Erfüllung der gewerkschaftlichen Forderungen nach dem Mitbestimmungsrecht verändert das Verhältnis von Arbeitnehmern und Arbeitgebern zu gleichberechtigten Wirtschaftspartnern. Damit entsteht erst der Demokratisierungsprozeß im Wirtschaftsleben. Die Ablehnung des Mitbestimmungsrechts durch die Unternehmer ist Klassenkampf von oben. [] Als die Gewerkschaften noch kommunistisch geführt wurden, gingen die Unternehmer mit dem Hute in der Hand zu den damaligen Gewerkschaftsführern. Als die unabhängig gewordenen Gewerkschaften die Freiheit für Berlin erkämpften, klatschten sie Beifall. Als die mit Gewerkschaftshilfe erreichten Kredittransfusionen den gelähmten Wirtschaftskörper stärkten, warteten die Gewerkschaften den Erholungsprozeß ab. Das Ducken der Unternehmer war kein Heldentum, aber menschlich zu verstehen. Das Zusammenstehen der Gewerkschaften mit den Unternehmern während der Blockade war eine lebensnotwendige, durch den Freiheitskampf bedingte Selbstverständlichkeit, und die Geduld der Gewerkschaften gegenüber dem wirtschaftlichen Aufbauprozeß nicht angenehm, aber notwendig und richtig. Die jetzige Haltung vieler Berliner Unternehmer jedoch, von rühmlichen Ausnahmen wie im Baugewerbe abgesehen, ist ein Rückfall in finstere Reaktion. [] Die Gewerkschafter Berlins haben nur die Möglichkeit, sich den ihnen wirtschaftlich und sozial aufgezwungenen Kampf an der inneren Front durch aktive Teilnahme des letzten Arbeitnehmers an dieser Wahl zu erleichtern. Denn letzten Endes ist der Lohn auch heute noch ein politischer Lohn, und die soziale Sicherung ist nur politisch zu erreichen. Wer politisch richtig handelt, erleichtert die Gewerkschaftsarbeit und damit das Los aller Arbeitnehmer. [] Die Sozialdemokraten vertreten die Forderungen aller Arbeitnehmer [] Wählt Liste 1 [] Herausgeber: Soziale Arbeitsgemeinschaften in der SPD. Lizenz-Nr. 177 der Britischen Militärregierung. Druck: Neue Graphische Gesellschaft G. m. b. H., Berlin Grunewald, Bismarckplatz
Published:14.08.1949