Dein Kandidat . Bruno Diekmann

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Dein Kandidat [] Bruno Diekmann [] Ein Wort an die Wählerinnen und Wähler des Wahlkreises II Flensburg [] Verehrte Wählerinnen, verehrte Wähler! [] Als Kandidat der Sozialdemokratischen Partei für die Bundestagswahl in Ihrem Wahlbezirk, der a...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Kieler Druckerei
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 14.08.1949
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/70A8D77B-6DFB-4CC6-8871-F239881ADEF2
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Dein Kandidat [] Bruno Diekmann [] Ein Wort an die Wählerinnen und Wähler des Wahlkreises II Flensburg [] Verehrte Wählerinnen, verehrte Wähler! [] Als Kandidat der Sozialdemokratischen Partei für die Bundestagswahl in Ihrem Wahlbezirk, der als ein Grenzlandbezirk seine besonderen Probleme hat, habe ich das Verlangen, einige Worte an Sie zu richten. [] Ich bin Schleswig-Holsteiner und kenne die Sorgen und Nöte dieses Landes, insbesondere aber die des Grenzbezirkes seit meiner Jugend. Daher war es für mich eine große Freude, als ich in meiner Eigenschaft als Mitglied der Schleswig-Holsteinischen Landesregierung durch mehrere Besuche in Dänemark einen bescheidenen Teil dazu beitragen konnte, daß sich die Gegensätze nicht verschärft, sondern im Gegenteil entspannt haben. [] Schleswig-Holstein befindet sich als Land mit der höchsten Flüchtlingsbelegung in Deutschland in einer Lage, wie sie noch nie in der Geschichte vorgekommen ist. Die historische Betrachtung ist also nicht geeignet, Normen für eine Lösung zu geben. Vielmehr muß diese Lösung von den heute hier lebenden Menschen, gleichgültig ob Einheimische oder Heimatvertriebene, gefunden werden. Hierzu kommt für den Landesteil Schleswig das Grenzproblem, an das man nur mit größter Objektivität und Sachlichkeit herangehen kann. Diejenigen, die mich kennen, wissen, daß ich gerade auf Objektivität und Sachlichkeit von jeher den größten Wert gelegt habe. Es kann für das Grenzproblem keine Gewaltlösung und auch keine Patentrezepte geben. [] Daß es bei der geographischen Lage Dänemarks Bevölkerungsteile und Gruppen gibt, die jede sich bietende Möglichkeit zur Expansion ausnutzen möchten, ist verständlich. Der sich in diesen Kreisen bildende Chauvinismus darf aber von deutscher Seite unter keinen Umständen mit noch größerem Chauvinismus beantwortet werden, sondern wir müssen uns bemühen, das ganze Problem in einem größeren Rahmen zu sehen. Die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte hat in Europa und darüber hinaus in der ganzen Welt gezeigt, daß die Grenzen der Nationalstaaten das größte Hemmnis auf dem Wege zum wirtschaftlichen Wohlstand der Völker sind. Der Marshall-Plan beweist, daß Europa nur durch engstes Zusammenarbeiten seiner Einzelstaaten wieder wirtschaftlich gesunden kann. Darüber hinaus gibt es bekannte, ernst zu nehmende Staatsmänner und andere Persönlichkeiten, die noch einen Schritt weitergehen und eine politische Vereinigung Europas erstreben. Es kann also schon aus diesen Gründen niemals gut für Deutschland und Dänemark sein, jetzt eine Grenze zu verschieben, die 1920 nach dem demokratisch ermittelten Willen der Grenzbevölkerung festgelegt worden ist. [] Aber auch noch viele andere Gründe sprechen gegen eine Veränderung der Grenze. [] Das Anwachsen der dänischen Wähler von 2000 Stimmen im Jahre 1932 auf ungefähr 100000 im Jahre 1947 zeigt ganz deutlich, daß es sich bei der überwiegenden Mehrzahl dieser Wähler um Menschen handelt, die nicht im dänischen Kulturleben verwurzelt sind und meistens nicht einmal die dänische Sprache sprechen. Die Zahl der wirklich echten Minderheit wird, im großen gesehen, immer konstant bleiben. Es handelt sich also um eine aus den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen der Nachkriegszeit geborene unechte Minderheit. Diese Menschen würden auch nach einer Angliederung an Dänemark das bleiben, was sie seit Generationen sind, nämlich Deutsche. Sie werden die deutsche Sprache sprechen und in ihrem innersten Wesen deutsch denken und deutsch handeln. Sie würden für Generationen ein Fremdkörper im dänischen Volk sein. [] Den Landwirten in dieser unechten Minderheit aber sei gesagt, daß sie bei einem Anschluß an Dänemark in ein Land mit einer hochentwickelten Agrarwirtschaft kommen, gegen das unsere Landwirtschaft rückständig ist. Bei uns machen sich die ehemaligen Autarkie-Bestrebungen noch auf viele Jahre hinaus nachteilig bemerkbar. Die Landwirte würden also über Nacht einer Konkurrenz ausgesetzt sein, der sie früher oder später erliegen müßten. [] Alle diese Gründe wurden auch von der dänischen Regierung und dem größten Teil des dänischen Volkes erkannt und führten schon im Jahre 1945 zu der Erklärung, daß an der Grenze nicht gerüttelt werden soll. [] Es liegt nun an uns Deutschen, innen- und außenpolitisches Geschick zu zeigen und dafür zu sorgen, daß diese durch die Not der Zeit aufgeblähte unechte Minderheit wieder auf ihre ursprüngliche Stärke zurückgeführt wird. D. h. also, daß wir um jeden irregeleiteten deutschen Schleswiger ringen müssen. Wir müssen ihm das Sinnlose seines Handelns vor Augen führen, damit er einsieht und zurückkehrt. [] Aber dieses wollen wir nicht erreichen mit Maßnahmen des Zwanges, denn wir glauben nicht daran, daß man durch Zwang Menschen ehrlich wandeln kann. Wir wollen vielmehr den Einsatz der wertvollen kulturellen Mittel, die unserem deutschen Volke auch jetzt noch, nach einem verlorenen Krieg, in reichem Maße zur Verfügung stehen. Wir wollen mit allen Kräften den wirtschaftlichen Wohlstand unseres Landes heben. Wir wollen der Jugend unseres Landes die besten Schulen bauen und der schulentlassenen Jugend jede Hilfe angedeihen lassen. Wir wollen allen Menschen zeigen, wohin sie gehören: in den Verband der deutschen Kultur. Nicht negative Kräfte sollen sich hier auswirken, sondern ein positiver Einsatz soll uns ans Ziel führen. [] Dieser Einsatz verlangt aber den Zusammenschluß aller Kräfte. Hier möchte ich ein Wort richten an die Landsleute, die durch den Krieg und seine Nachwirkungen aus ihrer Heimat vertrieben sind und hier bei uns versuchen müssen, eine neue Heimat zu gewinnen. Von ihnen dürfen wir erwarten, daß sie einem solchen Einsatz auch ihre Kräfte zur Verfügung stellen. Viele von ihnen kennen aus dem Osten unseres Vaterlandes, wo auch sie an der Grenze saßen, ähnliche Situationen. Sie werden mit uns, die wir Einheimische in diesem Lande sind, eng zusammenarbeiten. Darüber hinaus dürfen wird nicht müde werden, an das gesamtdeutsche Bewußtsein zu appellieren, denn der Kampf hier oben an der Nordgrenze des Reiches ist letzten Endes ein gesamtdeutscher Kampf. Es wird eine der vornehmsten Aufgaben des kommenden Bundestages sein, dieses zu erkennen und danach zu handeln. [] Der echten dänischen Minderheit aber sei versichert, daß sie alle Freiheiten erhält, die sie als Staatsbürger im Lande fordern kann. Alle Rechte, die im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland der deutschen Bevölkerung gewährt werden, gelten auch für sie. Darüber hinaus bemüht sich die Landesregierung, ein friedliches Zusammenleben der dänischen Minderheit mit der deutschen Bevölkerung zu gewährleisten und ein gut nachbarliches Verhältnis zum dänischen Volke herbeizuführen. [] Die Sozialdemokratische Partei glaubt dem hier geschilderten Ziel nicht zu dienen, wenn aus jeder innerdeutschen Wahl eine Volksabstimmung für oder gegen Dänemark gemacht wird und hat aus diesem Grunde eine Wahlgemeinschaft mit anderen Parteien abgelehnt. Außerdem wird eine solche Wahlgemeinschaft zur Farce, wenn - wie es leider geschehen ist - einer der Partner nach der Wahl mit der dänischen Minderheit paktiert. Ich möchte auch nicht versäumen, darauf hinzuweisen, daß ein sogenannter unabhängiger Kandidat, will er im Bundestag überhaupt zur Geltung kommen, sich einer Fraktion anschließen muß, und ob das die ist, für die der Wähler seine Stimme abgegeben hätte, wenn er in einem anderen Teile Schleswig-Holsteins wohnen würde, muß doch sehr bezweifelt werden. [] Darum, verehrte Wählerinnen und verehrte Wähler, vergeuden Sie Ihre wertvolle Stimme nicht, wählen Sie am 14. August [] den sozialdemokratischen Kandidaten! [] Stimmzettel [] für die Wahl zum ersten Bundestag am 14. August 1949 im Wahlkreis 2, Flensburg [] Nicht mehr als einen Bewerber ankreuzen! [] Ankreuzen von mehreren Bewerbern macht den Stimmzettel ungültig! [] 1 Bruno Diekmann SPD [] Wähle den Kandidaten Nr. 1 [] Damit dienst Du am besten der deutschen Sache! [] Postwurfsendung [] An alle Haushaltungen. [] Flensburg [] Kieler Druckerei, DF 81 - BB 30000 8. 49 Kl. C
Published:14.08.1949