Käte Strobel Bundestagsabgeordnete

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Literarische Form des Flugblatts: Brief.<NZ>Der vorliegende Brief ist Teil einer vierteiligen Briefserie seitens sozialdemokratischer Bundestagsabgeordneter (Käte Strobel; Irma Keilhack, Alma Kettig und Anneliese Reuning), geric...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Strobel, Käte
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 15.09.1957
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/C283CB98-BA1C-47EF-B199-A2C2509791FE
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Literarische Form des Flugblatts: Brief.<NZ>Der vorliegende Brief ist Teil einer vierteiligen Briefserie seitens sozialdemokratischer Bundestagsabgeordneter (Käte Strobel; Irma Keilhack, Alma Kettig und Anneliese Reuning), gerichtet an Hausfrauen, anläßlich der Bundestagswahl am 15.9.1957. Vgl. Sammlung Flugblätter und Flugschriften im AdsD, Signaturen: 6/FLBL003673 - 6/FLBL003676. Käte Strobel [] Bundestagsabgeordnete [] Nürnberg, im Febr. 1957 [] Minervastr. 30 [] Ueber die ständige Teuerung und das Verhalten der Hausfrauen beim Einkauf wird in der Oeffentlichkeit viel geschrieben. Oft sagt man, die Frauen seien schuld an den hohen Preisen. Die Regierung, insbesondere der Bundeskanzler, trägt nicht wenig dazu bei. Eine kleine Blütenlese ihrer Auffassungen ist: "Die Frauen müßten wieder mehr mit dem Pfennig rechnen", sie "wollten am liebsten immer nur Koteletts kaufen" oder auch sie hätten "Maßhalten" verlernt. [] Finden Sie es auch? Ich bestreite es entschieden, denn nicht die Hausfrau hat verursacht, daß innerhalb eines Jahres allein [] das Obst um 15,4%, Gemüse um 32%, Fleischwaren um 11% und mehr, [] die Butter seit 1952 um 36%, und der Hausbrand seit ca. 1950 um mehr als 35% teurer geworden sind, sondern die Regierungspolitik. [] Wir forderten im Bundestag deshalb einige Male, daß u.a. die Einfuhrzölle ganz wegfallen, oder so herabgesetzt werden, daß die importierten Lebensmittel merkbar verbilligend wirken. Diese Zölle erhöhen jetzt noch die Preise [] für Butter um 25%, Fleischwaren 10%, Schmalz 20/22%, Milchprodukte 20/30% und selbst für das bei uns knappe Konservengemüse um 20%! [] Die Regierungsmehrheit lehnte unsere Anträge stets ab! [] Kämen zur Zollermäßigung noch reichliche Einfuhren, scharfe Bestrafung von Preistreibereien und tatsächlicher Schutz der Verbraucher gegen die unablässigen Forderungen des Bauernverbandes auf Preiserhöhungen, könnten die Preise durchaus stabil bleiben. [] Statt dessen läßt die Regierung weiter steigende Butterpreise zu, unternimmt nichts gegen die Brotpreis-Erhöhungen, gestattet die Verteuerung von Kohle und Stahl und verordnet die Heraufsetzung der Alt- und Neubaumieten! [] Als Ausgleich empfiehlt Ihnen unser Bundeswirtschaftsminister, Herr Erhard, in großen Zeitungsinseraten (die die Industrie oder der Steuerzahler bezahlen!), daß Sie Ihr Glück nicht in materiellem Wohlstand suchen sollten! Auch das soll offenbar ein Privileg für die reichen Leute bei uns bleiben. [] Diese beunruhigende Preisentwicklung ist nur mit den angeführten politischen Mitteln, die Regierung und Parlament in der Hand haben, zu ändern. Als sozialdemokratische Abgeordnete sehe ich das als vordringliche Aufgabe an. Lassen Sie es deshalb auch nicht zu, daß man bei Ihnen, bei den Hausfrauen den Schuldigen sucht! [] Ich würde mich sehr freuen, wenn SIE mir Ihre Meinung dazu einmal schreiben würden.- Es würde meine Arbeit im Parlament sehr unterstützen. [] Mit freundlichem Gruß! [] Käte Strobel
Published:15.09.1957