Ein persönliches Wort

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Oswald Paulig [] Kandidat für den Bundestag des Wahlkreises Nr. 33 Stade-Bremervörde [] Ein persönliches Wort [] Liebe Wählerinnen und Wähler! Gestatten Sie, daß ich mich auf diesem etwas ungewöhnlichen Wege vorstelle. Leider wird es mir nich...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Cuxhavener Presse
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 06.09.1953
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/0D45151D-FD6C-4508-B57C-874528D6FC4B
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Oswald Paulig [] Kandidat für den Bundestag des Wahlkreises Nr. 33 Stade-Bremervörde [] Ein persönliches Wort [] Liebe Wählerinnen und Wähler! Gestatten Sie, daß ich mich auf diesem etwas ungewöhnlichen Wege vorstelle. Leider wird es mir nicht möglich sein, in der noch kurzen Zeit bis zur Bundestagswahl am 6. September alle Gemeinden des wahlkreises Stade-Bremervörde zu besuchen und dabei auch mit Ihnen einige Worte zu wechseln. Da es aber notwendig ist, daß Sie sich von den Kandidaten und den Parteien, die sich um Ihre Stimme bewerben, ein Bild machen können, muß ich diesen Weg wählen, um zu allen Wählerinnen und Wählern des Wahlkreises sprechen zu können. Mein Name ist Oswald Paulig. Ich bin 31 Jahre alt, verheiratet und Vater eines einjährigen Sohnes. Mein Vater ist gelernter Glasmacher. Von 1929 bis 1933 besuchte ich die Volksschule und danach bis 1940 die Oberrealschule in Hamburg?Bergedorf. Noch auf der Schulbank erreichte mich der Ruf zu den Waffen. So habe ich vom ersten Tage bis zum 7. Dezember 1941 den Ostfeldzug als Kradschütze in einem Kradschützen?Bataillon einer Panzer?Division mitgemacht, um dann zur Flugzeugführerausbildung zur Luftwaffe überzuwechseln. Nach erfolgter Ausbildung zum Kampfflieger habe ich an fast allen Frontabschnitten bis zu meiner Gefangennahme am 8. Mai 1945 meine Pflicht erfüllt. Nach kurzer englischer Gefangenschaft kehrte ich Ende Juni 1945 in meine Heimat zurück und stand ? wie viele zurückkehrende Soldaten ? vor der Frage, was ich beginnen sollte. Mit der Wiedereröffnung er Hamburger Universität im Herbst 1945 wurde ich Student der Wirtschaftswissenschaften und habe bis zu meinem Abschluß?Examen als Diplom?Volkswirt die Mittel für mein Studium als Werkstudent selbst verdient. In dieser Zeit war ich u.a. als Landarbeiter tätig und habe mir ein Bild darüber machen können, welche unendlich schweren Anforderungen gerade an den Teil der Bevölkerung gestellt werden, die ihre Existenz in der Landwirtschaft haben. Aus der Kenntnis der Lage unserer arbeitenden Menschen und ihrer Not, die ich während der Arbeitslosigkeit meines Vaters von 1933 bis 1938 am eigenen Leibe spüren mußte, habe ich den Weg zur Sozialdemokratischen Partei Deutschlands gefunden, weil sie die Partei ist, die konsequenter und klarer als alle anderen politischen Gruppen die Verbesserung der Lebensverhältnisse für alle arbeitenden Menschen zum Hauptziel ihrer politischen Bemühungen gemacht hat. Es ist die Aufgabe des ganzen Volkes und somit des Staates, dafür zu sorgen, daß niemand unverschuldet Not leidet. Es ist die Pflicht des Staates, dafür zu sorgen, daß jeder einen Arbeitsplatz erhält. Es ist die Pflicht der Gemeinschaft, dafür zu sorgen, daß alle Teile der Bevölkerung gerechten Lohn für ihre Arbeit erhalten. Betrachten wir uns den imponierenden Wiederaufbau der Wirtschaft unserer Bundesrepublik nach der Katastrophe, dann stellen wir fest, daß diejenigen, die durch ihren Fleiß und ihre Arbeit diesen Wiederaufbau ermöglicht haben, keineswegs den gerechten Lohn für ihre Arbeit erhalten haben. Es hat sich zwar die Lebenshaltung unseres gesamten Volkes seit 1945 ständig verbessert, aber in der gleichen Zeit hat sich die Spanne zwischen arm und reich vergrößert. In der gleichen Zeit, in der die Einkommen unserer Rentner nur um solche Beträge gehoben wurden, die die vorher geschehenen Preissteigerungen ausglichen, hat sich auf der anderen Seite Reichtum und Luxus breitmachen können. Es ist schlecht bestellt um ein Volk, das es nicht fertigbringt, erst die Not von Millionen Menschen zu beseitigen, bevor man einigen wenigen ein Leben in Reichtum und Überfluß gestattet. Es ist schlecht bestellt um eine Wirtschaft, die einen ihrer wesentlichsten Teile, nämlich die Landwirtschaft, hinter den anderen Zweigen zurückbleiben läßt. Der Landwirt und seine Arbeitskräfte haben einen Anspruch, ihren Kapital? und Arbeitseinsatz vergleichbar zu Industrie und Gewerbe belohnt zu bekommen. Es ist schlecht bestellt um einen Staat, der es noch immer nicht fertiggebracht hat, Millionen von Heimatvertriebenen und Ausgebombten wieder eine Existenz zu verschaffen. Das "Nein" der Sozialdemokratie zum EVG?Vertrag ist gleichzeitig ein Bekenntnis zur Verteidigung unserer Freiheit als Gleicher unter Gleichen. Das "Nein" der Sozialdemokratie zum Vertrag über die Montan?Union, der schon jetzt die wirtschaftliche Benachteiligung der Bundesrepublik gegenüber Frankreich gebracht hat, ist gleichzeitig ein "Ja" zur europäischen Zusammenarbeit zwischen gleichen und freien Völkern. Bei allem muß als unsere erste politische Aufgabe die Befreiung unserer 18 Millionen Schwestern und Brüder in Mitteldeutschland und Ost?Berlin von der Unterdrückung durch eine sowjethörige Gewaltregierung angesehen werden. Diesem Ziel muß alles andere untergeordnet sein. Was der erste Bundestag zu leisten unterlassen hat, wird im zweiten nachzuholen sein. Helfen Sie bitte mit, indem Sie einen besseren Bundestag wählen. Geben Sie Ihre Stimme der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands. Mit freundlichem Gruß Ihr Oswald Paulig [] So wählen Sie richtig! [] Stimmzettel für die Bundestagswahl im Wahlkreis Nr. 33 Stade - Bremervörde am 6. September 1953 [] Jeder Wähler hat 2 Stimmen! [] Erststimme für die Wahl des Wahlkreisabgeordneten Paulig, Oswald Dipl.?Volkswirt Hamburg Bergedorf SPD [] Zweitstimme für die Wahl nach Landeslisten [] Ollenhauer, Erich Mitglied des Bundestages Bonn SPD [] Sie haben 2 Stimmen! [] Eine Stimme für den Kandidaten des Wahlkreises und eine Stimme für die Landesliste. [] Machen Sie daher je ein Kreuz in den Kreis Nr. 1 der linken und rechten Seite (wie das Beispiel zeigt). Wählen Sie die SPD und ihre Kandidaten Druck: Cuxhavener Presse
Published:06.09.1953