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Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Vier Jahre [] sind vergangen, seitdem der CDU-Kanzler Dr. Adenauer mit seiner Stimme Mehrheit den Auftrag übernahm, die Bundesregierung zu bilden. Selbstverständlich wählte er die Parteien zu seinen Partnern die, wie er selber, den Wunsch hatten, daß die großen Besitzer und Verdiener geschont würden, wenn es galt, die Folgen des verlorenen Krieges zu überwinden und die Lasten zu verteilen. [] Vier Jahre sind eine lange Zeit [] und wenn wir heute zurückblicken, müssen wir erkennen, daß sich seit dem Jahre 1949 vieles gewandelt hat. Nach der schweren Hungerzeit der ersten Nachkriegsjahre haben die westlichen Siegermächte der Bevölkerung der Bundesrepublik wieder bessere Lebensmöglichkeiten zugestanden. Aber nach wie vor leben wir in einem besetzten Land, das in zwei Teile zerrissen ist und darunter schwer leidet. Von den Propagandisten der Regierungskoalition wird die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahre als "das deutsche Wunder" gepriesen und dem Wirtschaftsminister Dr. Erhard ein Glorienschein ums Haupt gehängt. [] Man muß sich wundern über die Fingerfertigkeit, [] mit der hier die Wahrheit verdreht und dem Volk ein X für ein U vorgezaubert wird. Die Wundertäter auf der Regierungsbank unterschlagen die Tatsache, daß die deutsche Wirtschaft nur dank dem ungebrochenen Schaffenswillen der arbeitenden Schichten und im Rahmen eines großen Hilfsplanes der USA sich so rasch erholen konnte. Sie verschweigen auch, daß sich nach dem Ausbruch des Koreakrieges für Deutschland ungeahnte Exportmöglichkeiten eröffneten, die heute schon in Frage gestellt sind. [] Weil es ihnen selber gut geht, [] darum Wollen die Verfechter unseres vielgepriesenen Wirtschaftssystems die Not nicht wahrhaben, die noch im Lande herrscht. Vor lauter Weihrauch im eigenen Hause sehen sie neben Hunderten von neuen Millionären nicht die Millionen darbender Rentner und Kriegsopfer, sie sehen nicht die Elendsquartiere, in denen noch heute Ausgebombte und Heimatvertriebene hausen, nicht das Heer der Arbeitslosen und die verderbliche Arbeitsnot unserer Jugend. Und ebenso wie die Parteimänner der Regierungskoalition dem Volke vorreden, daß es ihm dank ihrer Tätigkeit doch erstaunlich gut gehe, ebenso versichern sie, daß die von ihnen verfochtenen Verträge (General- und EVG-Vertrag) [] eine Patentlösung unserer Außenpolitik [] darstellen, durch die allein die Sicherheit des deutschen Volkes gewährleistet sei. Sie haben allen Grund, dabei zu verschweigen, daß in diesen Verträgen von einer Gleichberechtigung Deutschlands keine Rede ist und daß sie die Unterstellung deutscher Soldaten unter ein fremdes Kommando ohne deutschen Einfluß bedeuten. Trotz der Bereitwilligkeit unserer Regierungskoalition, solch unwürdige Bedingungen zu schlucken, hat sich aber inzwischen herausgestellt, daß diese Verträge bereits gescheitert sind. Die sozialdemokratische Politik in dieser Frage hat damit eine eindeutige Rechtfertigung gefunden. [] Die friedliche Wiedervereinigung Deutschlands [] ist für die SPD der Angelpunkt jeder künftigen deutschen Außenpolitik. Sie wird in unerreichbare Ferne gerückt, wenn durch weiteres Wettrüsten die Verhandlungsbereitschaft zwischen West und Ost vollends zerstört wird. Die SPD fordert deshalb sofortige Verhandlungen über die Wiedervereinigung und erklärt, daß die Frage eines deutschen Verteidigungsbeitrages vor solchen Verhandlungen undiskutabel ist. Die SPD ist [] bereit zur Teilnahme an einem europäischen Sicherheitssystem. [] Sie verlangt aber für Deutschland das gleiche Maß an Souveränität, an Gleichberechtigung und Sicherheit, wie es allen anderen Partnern zugebilligt wird. Eine solche Verteidigungsgemeinschaft muß auch auf breitester Basis, d. h. unter Einschluß Großbritanniens und der skandinavischen Staaten, aufgebaut werden. [] Die Gewähr für die soziale Sicherung der Bundesrepublik [] ist angesichts der katastrophalen Kriegsfolgen nicht nur die Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung der Demokratie. Sie allein kann auch die moralische Verteidigungsbereitschaft schaffen, ohne die keine militärische Kraft wirksam werden kann. Soldaten kämpfen nicht, wenn Frauen, Kinder und Greise hungern. [] Ein gesicherter Arbeitsplatz und eine ausreichende Wohnung [] sind die Grundelemente der sozialen Sicherheit. In dieser Erkenntnis tritt die SPD ein für eine Politik der Vollbeschäftigung, deren vordringliches Anliegen die Ausweitung des sozialen Wohnungsbaues ist. Eine vorausschauende Planungöffentlicher Arbeiten muß die Arbeitslosigkeit in Krisenzeiten abfangen. Wer ein Leben lang geschafft hat oder unverschuldet arbeitsunfähig wird, soll nicht von Almosen leben. [] Ein freies Deutschland in einer Familie gleichberechtigter Völker [] ist eine Voraussetzung für den Frieden der Welt. Die Sozialdemokraten diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs kämpfen dafür, unbeirrt durch die Anwürfe ihrer Gegner von rechts und links. Die westdeutsche Sozialdemokratie unter Kurt Schumacher war das Bollwerk, an dem die bolschewistische Flut sich brach. Ostdeutsche Sozialdemokraten haben die Hauptlast des Kampfes gegen die östliche Tyrannei zu tragen. [] Eine buntgescheckte Schar von Kandidaten [] aus dem Lager der Regierung und zu ihrer Rechten schlägt sich in diesen Tagen um die Stimmen der Wähler. Sie verträgt sich, wenn es gegen die Sozialdemokratie geht. Nachdem der Versuch mit einem betrügerischen Wahlgesetz mißlungen ist, sollen zwielichtige Wahlbündnisse helfen, der SPD ihren Platz streitig zu machen. Wer Charakter hat und diese Eigenschaft auch an dem Vertreter seiner politischen Interessen schätzt, der wendet sich angewidert von den Kuhhändlern ab, die vor der Wahl um Parlamentssitze feilschen. Glaubt aber auch denen nicht, die mit einem Lippenbekenntnis für die Demokratie die Blutschuld vergessen machen wollen, die sie als Akteure und Zutreiber des Nazireiches auf sich geladen haben! [] Dein Kandidat für den Wahlkreis Bayrenth -Wunsiedel heißt [] Herbert Hauffe [] Seine Wahl gibt die Gewähr, daß er seine ersprießliche Tätigkeit für unser oberfränkisches Notstandsgebiet, die er als Mitglied des Bayerischen Landtags entfaltete, als Abgeordneter des Bundestags mit um so größerem Fleiß und Erfolg fortsetzen wird. [] Wählerinnen und Wähler, vergeßt nicht, daß Ihr zwei Stimmen habt! [] Setzt Euer Kreuz in jeden der zwei Kreise bei der Liste 2, [] Sozialdemokratische Partei Deutschlands [] Dann wählt Ihr richtig! [] Druck: Julius Steeger & Co. Bayreuth
Published:06.09.1953