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Beim Sterben schreien sie deutsch [] Die französische Fremdenlegion als Vorbild für die westdeutsche Söldnerarmee [] Lieber Leser, Sie haben das blaue Wunder erlebt, daß die Staatsmänner der im Atlantikkriegspakt zusammengezwungenen Länder zu Weihnachten Festreden hielten, die von Friedensbeteuerungen und Heuchelei ebenso überflossen wie die Reden, die Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß Jahr für Jahr am 24. Dezember zu halten pflegte. Es sind die gleichen Staatsmänner, die soeben in Rom und Paris zusammen mit den Generalen die Kriegsvorbereitungen ein weiteres Stück vorangetrieben haben und die in Paris zusammen mit Dr. Adenauer die Aufstellung westdeutscher Söldnerverbände endgültig vereinbarten. Allerdings ohne das deutsche Volk zu fragen und ohne es über die Einzelheiten des sogenannten Generalvertrages aufzuklären - mit gutem Grund. [] Tropfenweise, wie bei einem tödlichen Gift, wird der furchtbare Inhalt dieses Dokuments der Schande und des nationalen Verrats an Deutschland bekanntgegeben. Da hat der britische Oberkommissar Kirkpatrick (das ist der Mann, der dem deutschen Volk im Februar 1951 weissagte, es müsse "so große Opfer auf sich nehmen wie noch nie in den letzten hundert Jahren") einem Pressevertreter bei einem Whisky anvertraut, daß die aufzustellenden deutschen Söldnerverbände von allen Mitgliedsstaaten des Atlantikpaktes zur Niederknüppelung von Streiks und Unruhen in deren Ländern angefordert und eingesetzt werden können! [] Adenauer hat also seine Zustimmung gegeben, daß die deutsche Jugend, soweit sie sich in seinem und der Oberkommissare Machtbereich befindet, zu Fremdenlegionären erniedrigt werden soll, daß sie den Widerstand anderer Völker gegen Ausbeutung und nationale Versklavung brechen soll. Die deutsche Jugend soll nicht nur auf den Schlachtfeldern des geplanten amerikanischen Krieges in der vordersten Linie ihr Blut hingeben, sie soll vorher auch noch selbstmörderische Hilfsdienste tun. Denn nichts weiter als organisierte Selbstmörder sind die Fremdenlegionäre. Das beweist die berüchtigte französische Fremdenlegion, mit der wir uns hier als einem abschreckenden Beispiel für das Schicksal, das die westdeutschen Söldnertruppen erwartet, beschäftigen wollen. [] 50000 Deutsche in der französischen Fremdenlegion [] Die französische Fremdenlegion besteht seit über hundert Jahren und dient den räuberischen Regierungen Frankreichs zur grausamen Unterdrückung der mit ihrer Hilfe im vorigen Jahrhundert und zu Anfang dieses Jahrhunderts eroberten Kolonialgebiete. Sie ist eine Schande für Frankreich. Eine noch größere Schande für Deutschland aber ist, daß dieser durch eine drakonische Strenge zusammengehaltene Söldnerhaufen zu achtzig Prozent aus Deutschen besteht. Nach einer offiziellen Angabe der Bonner Regierung vom Juni 1950 stehen etwa 120000 Deutsche im Dienste ausländischer Armeen. Rund 50000 dienen in der französischen Fremdenlegion, von ihnen sind 30000 in Vietnam eingesetzt, im "schmutzigen Krieg", wie ihn die Franzosen selber nennen, der Rest in Nordafrika und auf Madagaskar. Unter den in Nordafrika stehenden Truppen warb der Inspekteur der Fremdenlegion, General Montclair, bereits Ende 1950 "Freiwillige für Korea". Der jetzt auf einer Bochumer Zeche arbeitende ehemalige Legionär Walter H. erhielt, während er, vom Tropenfieber gezeichnet, in einer Sahara-Garnison seine Dienstzeit beendete, im Herbst 1951 aus Korea Briefe damals angeworbener Kameraden. Darüber berichtete ausführlich die britisch lizenzierte Zeitung "Die Welt" am 18. Oktober 1951. [] Über das Schicksal der deutschen Fremdenlegionäre gibt es genug Unterlagen: Aussagen noch Lebender, Briefe von Toten. [] Für 12 D-Mark ein menschliches Wrack [] Da ist zum Beispiel Hans Nagel aus Hamburg-Rothenstedt. 1946 verpflichtete sich der 19jährige als Kriegsgefangener in einem Hungerlager in Südfrankreich auf fünf Jahre. Er erhielt tausend Fr. (zwölf D-Mark) Handgeld und wurde als Fallschirmjäger eingesetzt. Als Andenken behielt er außer dem indonesischen Schwarzfieber einen Bauchschuß, einen Oberschenkelschuß, einen Schulterschuß und striemige Narben von den Schultern bis in die Achselhöhlen: Vom Strafexerzieren mit einem 25 kg schweren Rucksack, gefüllt mit spitzen Steinen, der anstatt Tragriemen Telefondraht hatte. [] "Unser Bataillon war 800 Mann stark, neunzig Prozent der Mannschaften waren Deutsche. Die Offiziere waren Franzosen, die Unteroffiziere meistens Elsässer. Es gab aber auch deutsche Sergeanten. Kommandiert wurde französisch, aber beim Einsatz wurde mit "Hurra" gestürmt. Auch beim Sterben schrien sie deutsch". [] So Hans Nagel, der noch lebt, wenn auch mit 24 Jahren sechzig Prozent arbeitsunfähig und ein menschliches Wrack. [] Der letzte Brief an die Mutter [] Aber K. H. R. aus Ahlen in Westfalen lebt nicht mehr. Den letzten Brief erhielt seine Mutter im November 1949 aus Indochina. [] "... war Afrika die Hölle, so ist das Leben in Indochina so furchtbar, daß sich die Feder sträubt, die Zustände zu schildern. Von den französischen Offizieren werden wir 'Hunde', 'Hundesöhne' und 'Bastarde' betitelt. Auf die Straße können wir nur mit dreißig bis vierzig Mann gehen, denn in jeder Ecke lauert der Tod auf uns. Gestern sind wir von einer zweitägigen mißlungenen Operation zurückgekommen. Viele haben dabei ins Gras beißen müssen ... Heute werde ich 19 Jahre alt, auf meinen Papieren bin ich 22 Jahre." [] Marschierende Nummern in Steppe, Urwald und Wüste [] Auch Fremdenlegionär Nr. 64815 lebt nicht mehr. Am 23. August 1949 schrieb er aus Nordafrika an ein Mädchen, das er liebte, in einer kleinen westdeutschen Stadt: [] "Gestern machten wir zum Abschluß der Ausbildung einen Gewaltmarsch mit 110 Mann durch Steppe, Wüste und Gebirge, dreiundzwanzig Stunden lang, obwohl die Sonne zum Verrücktwerden brannte. Zwei Mann mußten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Der eine starb, der andere hat einen Tropenkoller und sitzt schon in einer Zelle." Sein letzter Brief kam aus dem Hafen Haiphong in Indochina: "Was sind wir? Marschierende Nummern, von den Herren am grünen Tisch bewegt. Marschieren, schießen, sterben." [] Am 13. Dezember fiel Legionär Nr. 64815 im Kampf gegen ein Volk, das um seine nationale Freiheit ringt. Er fiel für die Interessen französischer und amerikanischer Kautschuk-Konzerne. Auch Fremdenlegionär Kurt R. aus Magdeburg wird nicht mehr leben, denn der letzte Brief kam im Sommer 1950. [] Tausende fielen schon, Tausende werden noch fallen für eine schlechte Sache, ruhm- und ehrlos. Und unter Tausenden von Weihnachtsbäumen mußten auch diesmal wieder deutsche Mütter vor den Bildern ihrer Söhne weinen, die nach dem großen Krieg, der der letzte sein sollte, Tag für Tag sinnlos verbluten. [] Der "Verschleiß" ist groß bei der Fremdenlegion, [] die Nachfrage nach billigem Menschenfleisch entsprechend. Die billigste Ware kommt aus Westdeutschland. Der Handel mit Soldaten blühte schon nach dem Dreißigjährigen Krieg, als die deutschen Fürsten und Herzöge von "Gottes Gnaden" ihre Untertanen gegen klingende Münze an ausländische Regierungen zu verkaufen begannen. (Siehe Schillers "Kabale und Liebe".) Diese Zeit nationaler Schande und Würdelosigkeit ist leider noch nicht vorüber. Französische Werbeoffiziere sind in ganz Westdeutschland, nicht nur im französischen Besatzungsgebiet, auf der Jagd, wohlwollend unterstützt von den anderen Besatzungsmächten, nicht gehindert durch deutsche Behörden. Bezeichnend für die Zusammenarbeit der westlichen Besatzungsmächte und der deutschen Behörden ist der Fall Jack Holsten und Kameraden. Als 17jähriger ging er in die Fremdenlegion und geriet mit anderen Legionären in vietnamesische Gefangenschaft. Sie wurden auf Fürsprache unserer Regierung entlassen. Holsten und fünf seiner Kameraden gingen nach Westberlin zu ihren Angehörigen. Sie wurden dort auf Veranlassung britischer Dienststellen durch Westberliner Kriminalpolizei im August 1951 verhaftet und den französischen Behörden ausgeliefert. Französische Militärgerichte in Landau (Pfalz) und in Oran in Afrika verurteilten sie zu zehn Jahren Zuchthaus. [] Nachschubzentrale Holderstock bei Offenburg [] Das Sammellager Holderstock bei Offenburg in Baden ist die deutsche Nachschubzentrale für die "Grüne Hölle von Vietnam". Allein mit dem Frühzug aus Landau kommen täglich dreißig bis vierzig junge Deutsche, angeworben vom dortigen Rekrutierungsbüro. Aber auch aus Hamburg und München, aus Hannover und Köln kommen sie, mit Freifahrtscheinen versehen. Und Woche für Woche verläßt ein Transport von tausend und mehr das Lager in Richtung Marseille. Einen ununterbrochenen Aderlaß, eine ständige Blutentziehung bedeutet die Fremdenlegion für Deutschland. Was treibt sie hinaus, die jungen, außer dem Zwang in den Hungerlagern der Kriegsgefangenschaft in der ersten Zeit nach 1945? Arbeitslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, das Elend im Elternhaus, der verheerende Einfluß amerikanischer Verbrecherfilme und der alles überflutenden Gangsterliteratur. Aber die Fremdenlegion ist kein Ausweg - sie ist das Ende. [] Eine solche Fremdenlegion soll nach dem Willen Adenauers und seiner ausländischen Partner nun auch in Westdeutschland aufgestellt werden. Ein deutsches Söldnerheer, das gemäß dem schändlichen Generalvertrag genau wie die französische Legion, wie die deutschen Einheiten bei den ausländischen Besatzungstruppen "zu jedem Dienst an jedem Ort und zu jeder Zeit" bereit sein muß! [] Das können wir verhindern, indem wir die deutsche Einheit wiederherstellen. Der Weg dazu geht über die Einigung der Deutschen, [] Über freie, demokratische, gesamtdeutsche Wahlen zu einer Nationalversammlung! [] In einem einheitlichen demokratischen Deutschland wird es keinen ausländischen Offizieren gestattet sein, mit Söldneruniformen hausieren zu gehen, wird den Menschenhändlern das Handwerk gelegt werden. Dann kann auch die deutsche Mutter Gewißheit haben, daß sie nie mehr einen Sohn, der einem räuberischen Krieg zum Opfer fiel, beweinen wird. [] [] Aufbruch der Fremdenlegionäre eines französischen Forts in Afrika zum Marsch durch Wüste, Sand und glühende Sonnenhitze gegen die Bevölkerung, die unter dem Kolonialjoch fremder Fronherren darbt, hungert, drangsaliert und mißhandelt wird. - Nicht alle werden ins Fort zurückkehren, weil die Unterjochten überall verbissen gegen ihre Fronherren um ihr nationales Recht, um ihre Freiheit kämpfen. - "Der Legionär ist kein Mensch", sagt verächtlich die Bevölkerung. [] "Legionäre sind billig", sagt verächtlich die Bevölkerung. - Sie hat recht. Das Bild zeigt den ehemaligen Legionär Werner T., dem es gelang, der Hölle der menschlichen Erniedrigung zu entfliehen. Das Andenken sind ein Granatsplitter im Bein und die kaputtgeschossene Schulter. - Für wen? Für die menschenverachtenden Herren des französischen Finanzkapitals. Wofür? - Für nichts! [] "Der Legionär ist ein Schwein"', sagt verächtlich die Bevölkerung. - Ein schlammiges, verschmutztes Rinnsal in der Nähe eines Nachbarforts muß gesäubert werden. Unter der Aufsicht eines Korporals bedeutet das bei sengender Sonne unsagbare Anstrengung, Fieber und oft tödliche Krankheit, abgesehen davon, daß jeden Augenblick auch die Kugeln der aufständischen Bevölkerung Leben und Gesundheit bedrohen. [] "Legionäre gibt's mehr als genug", sagt das französische Offiziersgericht, das hier zusammensitzt, um einen der Gestrandeten für Jahre in die düsteren Kasematten eines entsetzlichen Zuchthauses oder gar ins jenseits befördern zu lassen. - Wofür? - Weil ein letzter Rest mißhandelter Menschenwürde gegen die brutale Unmenschlichkeit der zynischen Vergewaltiger aufzubegehren wagte! [] Aber es gibt einen Ausweg! Junge Legionäre in Vietnam haben auf Grund eines Aufrufes der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik die schändlichen Waffen der Unterdrücker weggeworfen. Sie sind auf die Seite des mißhandelten, um seine nationale Freiheit kämpfenden Volkes übergegangen und haben schließlich den Weg in die Heimat gefunden. Sie sind glücklich, weil das Leben der friedlichen Aufbauarbeit im Kampfe gegen die imperialistischen Kriegstreiber vor ihnen liegt, eine glückliche Zukunft ...
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