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Bürger von Bonn! [] Über 50 000 Bergleute ziehen heute durch die Straßen Ihrer Heimatstadt, um mit schwarzen Fahnen schweigenden Protest gegen ihre soziale Bedrängnis abzulegen. Auch Sie werden sicher von der Kohlenkrise schon gehört haben und wissen auch, daß lohnschmälernde Feierschichten und Entlassungen die Existenz der Bergarbeiter und ihrer Familien bedrohen. Seit über 20 Monaten dauert diese Krise schon an, und die demonstrierenden Bergleute wollen hier in Bonn noch einmal mit allem Nachdruck darauf aufmerksam machen, daß auch sie ein Recht auf soziale Sicherheit haben. [] Schließlich ist es für jeden Menschen ein sehr unangenehmes Gefühl, Tag für Tag damit rechnen zu müssen, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Schon mußten über 50 000 Bergarbeiter - das entspricht der Zahl, die heute in Bonn demonstriert - aus dem Bergbau ausscheiden. Die Bergbauunternehmer haben die Entlassung von weiteren 50 000 Bergarbeitern für die nächste Zeit bereits angekündigt. Es ist also eine verständliche Unruhe, die jetzt unter den Beschäftigten des Bergbaus herrscht. [] Hinzu kommen noch die unbezahlten Feierschichten, die allwöchentlich eingelegt werden müssen und durch die den Bergarbeitern bisher ein Lohnausfall von etwa 130 Millionen DM entstanden ist. In dem heutigen Demonstrationszug marschieren Tausende von Bergarbeitern mit, deren Jahreseinkommen durch die Feierschichten schon um fast zwei Monatslöhne vermindert wurde. Sie werden selbst sagen müssen, daß dies kein zufriedenstellender Zustand ist. [] Noch vor wenigen Tagen haben die Bischöfe von Essen und Paderborn in einem gemeinsamen Bischofswort zur Kohlenkrise Stellung genommen und "alle, die es angeht", aufgefordert, bei der Lösung der Schwierigkeiten im Bergbau zusammen zu wirken, um die Zeit der qualvollen Ungewißheit zu verkürzen. [] Nicht weniger deutlich war auch der nordrhein-westfälische Innenminister Dufhues, der alle Verantwortlichen aufforderte, möglichst schnell und umfassend zur Behebung der Krise im Ruhrbergbau beizutragen. Er bescheinigte den Bergarbeitern Ruhe, Disziplin und auch Immunität gegen den Kommunismus, aber er zeigte auch gleichzeitig Verständnis dafür, daß die Bergarbeiter ihre Forderungen nach langem ergebnislosem Warten und Verhandeln nun in Bonn vorbringen. [] Sehen Sie, verehrte Bürger von Bonn, genau um ein solches Verständnis für unsere heutige Demonstration möchten wir auch Sie gebeten haben. Sicher wird es hier und dort einige Verkehrsstockungen geben; vielleicht werden auch Sie persönlich durch unsere Demonstration für eine kurze Zeit aufgehalten - dafür bitten wir Sie recht herzlich um Nachsicht. Wenn Sie dazu dann noch einige Gedanken dafür verwenden könnten, daß der um den wirtschaftlichen Aufstieg der Bundesrepublik verdiente Bergarbeiter am heutigen Tage für die Sicherung und Erhaltung seiner und seiner Familien Existenz in Bonn demonstriert hat, wären wir Ihnen sehr zu Dank verbunden. [] HAUPTVORSTAND DER IG BERGBAU [] Druck: Verlagsgesellschaft der IG Bergbau mbH, Bochum
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