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Die Hamburger Sozialdemokratie für Gewerkschaftseinheit! [] 1. Kommunistische Störungen [] Die Hamburger Gewerkschaften forderten auch dieses Jahr zu einer gemeinsamen Kundgebung am 1. Mai auf, die unter Zurückstellung aller Parteipolitik nur die gewerkschaftlichen Ziele herausstellte. Ein amerikanischer Gewerkschaftsvertreter, der als erster Redner zu den Versammelten sprach, geißelte die Zurückhaltung deutscher Kriegsgefangener und ihren Arbeitseinsatz in den alliierten Ländern als Sklavenarbeit. [] Er nannte diese Sklavenarbeit eine ungeheure Gefahr für die freien Arbeiter aller Länder. [] Solange der Redner diesen Bruch der Grundrechte eines jeden Menschen durch die englische und andere Regierungen anprangerte, fand er Zustimmung. Als er jedoch denselben Tatbestand an der Sowjetunion kritisierte, begannen kommunistische Trupps den Redner systematisch durch organisiertes Pfeifen, Johlen und Singen zu stören. [] Aus parteipolitischen Motiven sollte offenbar die Feststellung von Tatsachen, deren Kenntnis für jeden Gewerkschafter wichtig ist, unterdrückt werden. Dieses Verhalten beweist, daß es, der KPD nicht einmal dort um die Einheit der Werktätigen geht, wo sie in den Gewerkschaften schon besteht, sondern daß sie den Einheitsgedanken nur für ihre politischen Zwecke mißbraucht, die sie im Auftrag und Interesse Rußlands verfolgt. [] Die Kommunisten haben auch durch die Ausgabe und das Tragen einer besonderen Maikarte von vornherein erkennen lassen, daß sie Wert darauf legen, als eine Sondergruppe in Erscheinung zu treten. [] Der Ruf der Kommunisten nach einer Einheitspartei ist auch dieses Mal nur als ein Aushängeschild zur Verschleierung ihrer Parteiziele zu bewerten, da sie nicht einmal im Interesse der Gewerkschaften ihre Parteipropaganda zurückstellen! [] Es bedurfte nicht erst dieses erneuten Beweises für die wahren Absichten der Kommunistischen Partei: Sie predigt die Einheit und wirkt für die Spaltung der Arbeiterschaft; denn niemals nach dieser zwölfjährigen Diktatur wird die deutsche Sozialdemokratie die Grundlage der Demokratie, die Freiheit, preisgeben. Kein Sozialdemokrat wird dem Ersuchen der KPD um Verhandlungen zur Vereinigung in der sogenannten SED stattgeben, sondern als unehrlich zurückweisen. [] 2. Die Bedeutung der Gewerkschaften [] Wirtschaft und Politik sind unlösbar miteinander verbunden. [] Ohne wirtschaftliche Gerechtigkeit gibt es keine politische Freiheit. In der Vergangenheit haben die kapitalistischen Beherrscher der deutschen Grundindustrien und des Großgrundbesitzes stets den Krieg als die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln, als Ausweg aus Krisenzuständen gewählt. Wenn es um die Grundlagen ihrer Herrschaft ging, haben sie sich dem parlamentarischen Volkswillen nicht gebeugt, sondern ihn sabotiert. Deshalb ist die Überführung der Grundindustrien in Gemeineigentum des Volkes eine der Voraussetzungen für eine dem Frieden dienende Politik in Deutschland. Die Arbeiter und Angestellten haben durch ihre Gewerkschaften und durch die mit ihnen verbundenen Betriebsräte eine entscheidende Aufgabe bei der Überführung der Grundindustrien in Gemeineigentum und bei ihrer Leitung und Verwaltung im Interesse der Volksgesamtheit zu erfüllen. Deshalb erblickt die SPD in der Arbeit der Gewerkschaften und Betriebsräte eines der wichtigsten Mittel zur Sicherung der deutschen Demokratie und unterstützt sie in ihrem Kampf um die Gleichberechtigung der Arbeiter und Angestellten in der Wirtschaft mit allen Kräften. [] Die Aufgaben der Gewerkschaften und Betriebsräte erschöpfen sich heute nicht in der begrenzten Interessenvertretung einzelner Berufsschichten oder Betriebsbelegschaften; vielmehr haben sie die Interessen der gesamten Volkswirtschaft gegen übertriebenen Egoismus einzelner Betriebe und Interessengruppen zu vertreten. Die Vertretung der richtig verstandenen Interessen der Belegschaft eines Betriebes oder einer Berufsgruppe kann nur solidarisch mit der Gesamtheit der Arbeiter und Angestellten wirksam werden, weil anders die Unternehmer und ihre Interessenvertretungen die einzelnen Belegschaften und Berufsgruppen gegeneinander ausspielen. Diese Aufgabe können die Gewerkschaften nur erfüllen, wenn sie überparteilich und konfessionell ungebunden sind. [] Der Vorstand der Landesorganisation Hamburg der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands [] Herausgeber: SPD Hamburg, Presse und Propaganda. Für den Inhalt verantwortlich: Ernst Kähler Hamburg. - Auerdruck GmbH., EP 36, Hbg. 1 - 2155/ 30000/ 5.47/ Kl. C Pol 080. May 47
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