Brauchen wir Parteien? [Serie]

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Brauchen wir Parteien? [] Brauchen wir Parteien? [] Viele geistig Schaffenden antworten heute kurzerhand: Nein. [] Das ist zu bedauern! Kann es richtig sein, daß gerade die im Hintergrunde bleiben, die kraft ihrer geistigen Schulung und ihrer...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), Parteivorstand, Hannoversche Presse, Druck- und Verlagsgesellschaft m.b.H., Hannover
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 1945 - 1948
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/D07D2640-F715-4960-8BD2-1C421C5FE48A
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; Brauchen wir Parteien? [] Brauchen wir Parteien? [] Viele geistig Schaffenden antworten heute kurzerhand: Nein. [] Das ist zu bedauern! Kann es richtig sein, daß gerade die im Hintergrunde bleiben, die kraft ihrer geistigen Schulung und ihrer Fähigkeiten berufen sind, auf dem Wege voranzugehen, der unser Volk aus Not und Elend herausführen soll? Ist es recht, untätig zu bleiben und dort nur Nutznießer zu sein, wo man Vorkämpfer sein sollte? Wie war es denn vor hundert Jahren, als die körperliche und seelische Not des Volkes zum Himmel schrie, bis der Druck sich schließlich in gewaltigen Explosionen Luft machte? Damals stellten sich weite Kreise der geistig Schaffenden an die Spitze des Volkes und setzten Schulter an Schulter mit ihm das Leben ein im Kampf für ein geeintes Deutschland, für Freiheit und Menschenrechte. Ja - sie haben eine große Tradition zu wahren, die geistig Schaffenden! [] Auch heute ist die Not riesengroß und es bedarf der stärksten Kräfte und der besten Köpfe, sie zu meistern. Nicht - wie von den Vorvätern - mit der Waffe in der Hand, nein, mit geistigem Rüstzeug ist der Kampf zu führen, damit unser Vaterland nach furchtbarstem Zusammenbruch auf demokratischer Grundlage neu erstehen kann. [] Demokratie ist Herrschaft, ist Verbundenheit des ganzen Volkes. Aber wie soll die Herrschaft ausgeübt werden - durch jeden einzelnen unmittelbar? Das ist unmöglich. Also ist die Demokratie zunächst einmal ein organisatorisches Problem. Seine Lösung ist bekannt: Wahlen, Abgeordnete, Parlamente. Damit stehen wir aber vor der Frage: Brauchen wir Parteien? Bei den ersten Wahlen nach der Kapitulation wurden vielerorts parteilose Kandidaten aufgestellt und zum Teil gewählt. Der Versuch hat aber wohl niemanden recht befriedigt. So bleibt tatsächlich nur der Weg über die politischen Parteien, um die Kandidaten für die Wahlen zu nominieren und die Abgeordneten zu stellen. Das heißt: Ohne politische Parteien ist die Demokratie technisch unmöglich, solange es über den Weg zu ihr und über die Ausgestaltung des demokratischen Staates verschiedene Meinungen gibt. Aber auch im öffentlichen Leben außerhalb der Parlamente sind, die politischen Parteien unentbehrlich als mitarbeitende, beratende und kontrollierende Vertreter des Volkes! [] Wenn dem so ist - wenn Demokratie erwünscht und Parteien zu ihrer Verwirklichung nötig sind - warum gehören dann nicht alle Staatsbürger und Wähler diesen Parteien an? Grundsätzliche Ablehnung? Das hieße die Demokratie überhaupt verneinen. Sparsamkeit? Die Kosten sind gering. In der Regel dürfte es Bequemlichkeit und Lauheit sein: "Die andern werden's schon machen." Aber ist dieser Standpunkt richtig, der anderen alle Mühen überläßt und sich darauf beschränkt zu ernten, ohne gesät zu haben? Wenn alle so handelten, dann ade Demokratie, dann müßte, eben doch der Diktator wieder her. [] Das wünscht kein vernünftiger Mensch. Deshalb sollten auch diejenigen, die heute noch fernstehen, mit in die Reihen derer treten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, unserm wiedererstehenden demokratischen Staat den gebührenden Inhalt zu geben. Dazu gehört aber, daß auch Sie sich auf den Standpunkt stellen: [] Wir brauchen Parteien! [] Warum gerade die SPD? [] Die SPD ist die Partei aller schaffenden Menschen, mögen sie nun Kopf- oder Handarbeiter sein. [] Die SPD tritt ein für eine planmäßige Ordnung der Gütererzeugung und -verteilung. [] Die SPD ist mit Erfolg bestrebt, die Verbindungen mit dem Auslande wieder anzuknüpfen und bei andern Nationen um Verständnis und Vertrauen für unser Volk zu werben. [] Die SPD bietet in Zuge der Verwirklichung ihrer Ziele den Geistesarbeitern aller Sparten bei Wiederaufbau und Neugestaltung vielerlei Möglichkeiten zu ungehemmter Entfaltung aller Kräfte. [] Die SPD vermittelt durch Förderung aller Bestrebungen, das kulturelle Niveau der breiten Masse zu heben, dem Schaffen des geistigen Arbeiters die erwünschte Resonanz. [] Sie nützen sich selbst und dienen der Allgemeinheit, wenn Sie die SPD in ihren Bestrebungen um die Neuformung unseres staatlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Lebens unterstützen. [] Darum: steh' zur SPD [] Herausgeber: Vorstand der SPD - Druck: Hannoversche Presse, Druck- und Verlagsgesellschaft m. b. H., Hannover
Published:1945 - 1948