300 Gramm Fett

Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; 300 Gramm Fett [] in 4 Wochen, das bedeutet weniger Arbeitsleistung und verstärkte Anfälligkeit für Krankheiten, das bedeutet, daß der Wiederaufbau noch langsamer vor sich geht als bisher. [] Muß das so sein? [] Zweifellos ist die schlechte E...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Kommunistische Partei Deutschlands (KPD), Bezirk Franken, Schirmer, H., Beißwanger, Nürnberg
Institution:Archiv der sozialen Demokratie (AdsD)
Format: IMAGE
Language:German
Published: 09.1946
Subjects:
Online Access:http://hdl.handle.net/11088/009FC21A-2041-419B-B64A-FD5C9FF1A04A
Description
Summary:Bemerkungen: [] = Absatzmarken im Volltext des Originals; 300 Gramm Fett [] in 4 Wochen, das bedeutet weniger Arbeitsleistung und verstärkte Anfälligkeit für Krankheiten, das bedeutet, daß der Wiederaufbau noch langsamer vor sich geht als bisher. [] Muß das so sein? [] Zweifellos ist die schlechte Ernährungslage zu einem erheblichen Teil eine Folge des Hitlerkrieges; aber es ist nicht nur das. Es gibt eine ganze Anzahl Wege, auf denen man wenigstens zu einer gewissen Besserung unserer Ernährungslage kommen könnte. [] Die Kommunisten haben bereits vor 1 Jahr ihre Vorschläge gemacht. [] Jetzt erklärte der Landwirtschaftsminister, Herr Dr. Baumgartner, daß er im nächsten Jahr mehr Oelsaaten anbauen lassen werde, um so die Fettversorgung zu verbessern. Das hatten wir schon vor einem Jahr gefordert und nachgewiesen, daß auf diesem Wege jeder Familie im Monat 1 kg Speiseöl gesichert werden könnte. Man hat nicht auf uns gehört. Im Frühjahr haben wir vor der Bierpreiserhöhung gewarnt, weil wir befürchteten, daß die Bauern dann ihre Milch anstatt teures Bier trinken würden und auf diese Weise die Milchanlieferung beeinträchtigt würde. Was wir befürchteten ist eingetreten. [] Herr Dr. Baumgartner erklärt jetzt, er werde sich die Kontrolle, ob genügend Oelsaaten angebaut werden, nun persönlich vorbehalten. [] Wir Kommunisten sind der Ansicht, daß nicht die persönliche Kontrolle des Herrn Landwirtschaftsministers, sondern einzig [] und allein demokratische Bauern-Ausschüsse [] in jedem einzelnen Ort dem Schaffenden in der Stadt im nächsten Jahr eine größere Fettmenge garantieren kann. Diese Bauernausschüsse sollen aus Klein- und Mittelbauern sowie aus Umsiedlern gebildet würden. Sie kennen jedes Stück Land, sie werden sich für die richtige Verteilung der Anbauflächen für Oelsaaten, Zuckerrüben, etc. einsetzen. [] Der Reichsnährstand und die Nazimethoden auf dem Lande müssen endlich verschwinden. [] Man kann es immer wieder von den kleinen Bauern hören, wie die nach wie vor amtierenden Ortsbauernführer vorgehen; nämlich nach dem Prinzip: Dem kleinen Bauern das Letzte an erzeugten Produkten abzuzwingen und den Großbauern und vor allem den Großgrundbesitzern nach Gutdünken abliefern zu lassen. [] Die Sabotage in der Versorgung muß ein Ende nehmen. [] Eine restlose Erfassung ist notwendig. Diese kann jedoch nur durchgeführt werden, wenn die Erfassung und Ablieferung der einzelnen Bauernwirtschaften durch die demokratischen Bauernausschüsse gesichert wird. Diese Bauernausschüsse haben eng zusammenzuarbeiten mit den von uns vorgeschlagenen Ernährungsbeiräten in den Städten. [] Die Ernährungsbeiräte, die in jeder Stadt zu bilden sind, haben die Verantwortung anstelle der bürokratisch arbeitenden Ernährungsämter zu übernehmen. [] Für sofortige Durchführung der demokratischen Bodenreform. [] Das Siedlungsgesetz der Bayerischen Regierung ist ungenügend, weil es nur eine geringfügige Landabgabe vorsieht. Ohne die Enteignung der Großgrundbesitzer können sich aber die Bauern, die zur Zusammenarbeit mit den Arbeitern bereit sind, auf dem Dorfe nicht durchsetzen. Gegen das Machtwort des Gutsherrn kommt kein Gemeindevorsteher auf. [] Wir fordern deshalb: Sofortige entschädigungslose Enteignung des gesamten Großgrundbesitzes. Aufteilung von Land und Geräten, Vieh und Maschinen an landlose Bauern, Pächter und Umsiedler. [] Städter, Ihr hungert! Was könnt Ihr tun? [] Helft mit, daß die Pächter von ihrer Fronzinsenlast befreit werden, daß den Umsiedlern Ackerboden und Geräte gegeben werden, sie werden arbeiten, so wie sie in ihrer Heimat, die sie verlassen mußten, das Land als selbständige Bauern bebaut hatten. Sie werden alles tun, um Eure Ernährung zu sichern. Das Land der Großgrundbesitzer muß entschädigungslos enteignet werden, denn die Flüchtlinge, die ja alles verloren haben, können keine Entschädigung zahlen, oder wollt Ihr Steuerzahler die Entschädigung der Junkerkaste auf Euch nehmen? Wir Kommunisten denken, daß die Großgrundbesitzer froh sein sollen, nicht vor ein Volksgericht gestellt zu werden, denn sie waren im Verein mit den Rüstungskönigen die Hauptschuldigen an zwei Weltkriegen. [] Wenn wir nicht neue Rationskürzungen erleben wollen, müssen wir uns endlich zum Handeln aufraffen, müssen wir endlich mit neuen Methoden dem Hunger zu Leibe rücken. Die vergangenen 16 Monate haben bewiesen, daß unsere Bürokratie dazu nicht imstande ist. Das Letzte muß aus dem Boden herausgeholt werden. Der Schieber kann nur ausgeschaltet werden, wenn die Schaffenden in Stadt und Land gemeinsam die Sache in die Hand nehmen. [] Kommunistische Partei - Bezirk Franken [] Verantw.: H. Schirmer, Nbg., Hallerstr. 51. Druck: Beißwanger, Nbg. Aufl. 35000. Sept. 1946 [] Licensnumber AG 00011/0 MGB-5 of Military Gov.
Published:09.1946