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HAMBURG DOKUMENTATION [] Unsere Politik: Freie Entfaltung für die Familie, aber auch Hilfen [] Info [] KLAUS VON DOHNANYI: [] "Die Familie erfüllt in unserer Gesellschaft wichtige Aufgaben, die nur sie erfüllen kann. Sie liegen zum einen in der Erziehung der Kinder, zugleich ist die Familie der Ort, wo Kinder wie Erwachsene Schutz und Geborgenheit, Zuwendung und Anerkennung finden. [] Es war seit jeher das Ziel Hamburger Sozialdemokraten, den Lebens- und Handlungsraum für die Familie zu sichern und Hilfe anzubieten, um ein freies und selbstverantwortliches Zusammenleben in Familien zu ermöglichen. Im Vordergrund stehen die Interessen des Kindes, dem schwächsten Glied der Gesellschaft, und die Forderung nach Verwirklichung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern in Familie und Beruf. [] Sozialdemokratische Familienpolitik ist deshalb darauf gerichtet, in unserer Gesellschaft das Recht auf Selbstbestimmung durchzusetzen. Sozialdemokraten lehnen die traditionelle und von der Realität überholte Rollenteilung von Mann und Frau, wie sie die CDU in ihren Leitsätzen über die Familie propagiert, ab. Das "Heimchen am Herd" und die "neue Mütterlichkeit" entsprechen dem Weltbild vergangener Zeiten, in dem die Frau erst dann Anerkennung findet, wenn sie ihre Mutterrolle erfüllt. Damit werden die berufstätigen Frauen diskriminiert. Die familienpolitischen Grundsätze der CDU stimmen umso nachdenklicher, als die politische Forderung nach Rückkehr der Frau in die Hauptrolle bei der Kindererziehung gerade in einer Zeit knapp werdender Arbeitsplätze erhoben wird. Eine solche Politik, bei der das Rad der Geschichte zurückgedreht werden soll, findet bei den Sozialdemokraten keine Unterstützung. [] Die Sozialdemokraten wollen die Familie als Ganzes schützen, deshalb wenden sie sich vor allem den Familienmitgliedern zu, die unserer besonderen Unterstützung bedürfen: den Frauen und Kindern." [] KINDERTAGESHEIMPLÄTZE [] Sozialdemokraten gehen davon aus, daß die Erziehung der Kinder am besten in der Familie geleistet werden kann und vorrangig auch geleistet werden muß. Aufgabe der Gesellschaft ist es, die Erziehung in der Familie durch zusätzliche Erziehungsangebote und soziale Dienste zu ergänzen. [] Wir haben Kindertagesstätten immer als ein familienergänzendes Angebot verstanden, das umso wichtiger wird, je mehr Frauen auch für sich das Recht auf Berufstätigkeit in Anspruch nehmen. Fast 27 Millionen Mark haben Senat und Bürgerschaft für neue Kindertagesheimplätze zur Verfügung gestellt. Mit dem neuen Haus in Kirchdorf-Süd II werden dann seit 1978 insgesamt 450 neue Kindertagesheimplätze und 37 neue Krippenplätze geschaffen worden sein. Sozialdemokraten werden dafür eintreten, daß dieses Programm mit zusätzlichen Plätzen und Ersatzbauten für alte Häuser fortgesetzt wird. [] Trotz der angespannten Haushaltslage hat der sozialdemokratisch geführte Senat die Elternbeiträge für Fünfjährige in den letzten zwei Jahren zweimal gesenkt, so daß für fünfjährige Kinder, die von den Sozialen Diensten einen Halbtagsplatz in einem Kindertagesheim zugewiesen bekommen, nur noch 49,00 DM zu bezahlen sind. [] Mit dem Ausbau der Förderung auf Plätzen der Kindertagesheimeinrichtungen hat der sozialdemokratisch geführte Senat in den vergangenen Jahren immer stärker auch die Familien einbezogen, bei denen soziale Gründe nicht im Vordergrund standen. Gefördert wird in erheblichem Maße der Besuch von Kindergärten aus überwiegend pädagogischen Gründen. So wird vielen Einzelkindern auf diesem Weg das Erlernen sozialen Verhaltens ermöglicht. [] In Hamburg lebten im Jahr 1979 79,6 % der Bevölkerung in Familien mit zwei oder einem Elternteil, 53.100 Kinder lebten bei alleinerziehenden Eltern; 198.000 Kinder bei verheirateten Eltern. [] Wir Sozialdemokraten werden in den kommenden vier Jahren weiter daran arbeiten, daß Kinder und Jugendliche nicht zu kurz kommen. [] SPD [] JUGEND UND FREIZEIT [] Seit 1979 hat Hamburg im Landesjugendplan in jedem Jahr mehr Geld für die Verbandsjugendarbeit und für die Jugendarbeit vieler Initiativen bereitgestellt. Waren es 1978 noch 7.263.000 DM, so waren es 1981 schon 11.345.000 DM und für 1982 sind es rund 12 Millionen DM. [] Fast die Hälfte des Betrages erhalten die Bezirke, damit sie - weil sie "ihre Initiativen" besser kennen - das Geld zur Unterstützung der Jugendarbeit verteilen können. Allein um eine Million Mark ist von 1978 bis 1981 der Etat für bestehende pädagogisch betreute Abenteuerspielplätze Freier Träger aufgestockt worden. [] In Stadtteilen, in denen wenig Freizeitmöglichkeiten bestanden, konnte das Angebot mit neuen oder erweiterten Häusern der Jugend verbessert werden. So z.B. in Jenfeld, Finkenwerder und Farmsen oder mit der Unterstützung Freier Träger in Marmstorf, Lohbrügge und Hamburg-Süd. [] Nicht alle Jugendlichen haben die Chance und Möglichkeit, sich in der Erwachsenen- und Berufswelt zu behaupten. Deshalb werden die freien Verbände, die hier helfen, unterstützt. [] Hamburg hat ein anerkanntes System von Alkohol- und Drogenberatungsstellen. In diesem Jahr wird eine weitere Beratungs- und Behandlungsstelle für alkoholgefährdete und alkoholabhängige Kinder und Jugendliche in Freier Trägerschaft eingerichtet, die Zuschüsse aus dem Landesjugendplan erhält. [] Darüberhinaus wurde 1980 je eine Beratungsstelle für Jungerwachsene in Billstedt und Neuwiedenthal eingerichtet. [] FAMILIEN [] Sozialdemokratische Familienpolitik will das Spannungsfeld Familie und Arbeitswelt nicht durch ein neues ersetzen, indem Frauen auf Erwerbstätigkeit verzichten. Es kommt darauf an, Familie und Erwerbstätigkeit für Männer und Frauen als Väter und Mütter in Einklang zu bringen. Wir lehnen ein neues Leitbild der Hausfrau auf Staatskosten ab. [] Wir fordern dagegen Maßnahmen zur Verwirklichung einer partnerschaftlichen Lebensgestaltung. Um sie zu ermöglichen, ist die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am Erwerbsleben, einschließlich gleicher Entlohnung, Bildungs- und Aufstiegschancen, eine ganz zentrale gesellschaftspolitische Aufgabe. Ziel sozialdemokratischer Familienpolitik ist es, Hemmnisse zu beseitigen, die der Verwirklichung des Wunsches nach Kindern entgegenstehen, und die Lebensbedingungen der Familie zu verbessern. [] In Hamburg gibt es eine Reihe von Familien- und Elternbildungsstätten, die Orientierungshilfen geben. Auf alle Bezirke verteilt sind die 20 Elternschulen mit Schwerpunkten in Großsiedlungen wie z.B. Osdorfer Born, Steilshoop oder Mümmelmannsberg. [] Familien brauchen oft aber auch materielle Hilfen. Seit 1958 gibt es für junge Eheleute Darlehen zum Bezug einer Wohnung, wenn dafür z.B. Mietvorauszahlungen oder Kautionen aufzubringen sind. Auch alleinstehende Elternteile, kinderreiche Familien und Familien mit behinderten Kindern können ein Darlehen erhalten. [] Zur Sicherung des Unterhalts von alleinerziehenden Vätern und Müttern hat Hamburg eine Unterhaltsvorschußkasse eingerichtet. Sie kann in Anspruch genommen werden, wenn der Unterhaltsverpflichtete kein Geld zahlt. Die Hamburger Unterhaltsvorschußkasse war ein Vorbild für die von der sozialliberalen Bundesregierung geschaffenen Regelung, die am 1. Januar 1980 in Kraft getreten ist. [] Kinder brauchen Ferien. Damit sich Jungen und Mädchen auch aus Familien mit geringerem Einkommen erholen können, gibt Hamburg Zuschüsse zur Familienerholung. Eltern mit mindestens drei Kindern und alleinerziehende Mütter und Väter schon mit einem Kind können einkommensabhängig einen Zuschuß für mindestens 14, höchstens 21 Tage bekommen. Freie Träger erhalten Zuschüsse aus dem Landesjugendplan für Ferienaufenthalte von Kindern und Jugendlichen von 10 bis 18 Jahren aus Familien mit geringem Einkommen. In Tageserholungsstätten und Freiluftschulen gibt es zusätzliche Erholungsmöglichkeiten. [] Trotz aller Hilfen die gegeben werden kann es doch sein, daß Kinder aus Ihren Familien genommen und in Öffentliche Erziehung gegeben werden. Diese Kinder brauchen unsere ganz besondere Fürsorge. In zwei Werbeaktionen hat Hamburg Pflegeeltern gesucht, um Kindern den Heimaufenthalt zu ersparen. Für die Aufwendungen erhalten die Eltern ein Pflegegeld, das im Haushalt 1982 erheblich aufgestockt wurde. [] Aber auch für die Kinder in Heimen hat sich in den letzten vier Jahren vieles verbessert. Es wurden Heime renoviert und modernisiert und erste Schritte eingeleitet, die Kindern und Jugendlichen größere Möglichkeiten gaben, selbständig zu werden. Viele Jugendliche in öffentlicher Erziehung können heute selbst einkaufen und dabei lernen, mit Geld umzugehen. Wir Sozialdemokraten wollen, daß Heimkinder die gleichen Lebenschancen erhalten, wie Kinder in Familien. In den Heimen wurden daher mehr Familiengruppen eingerichtet. Kinder und Jugendliche werden nicht mehr "rundum versorgt"', sondern ihrem Alter entsprechend auf die Selbständigkeit vorbereitet. Die Möglichkeiten, in Jugendwohnungen bei einer pädagogischen Betreuung zu leben, sind in den letzten Jahren erheblich ausgeweitet worden. [] Wir Sozialdemokraten werden auf dem vorgezeichneten Weg weitergehen und unsere erfolgreiche Familien- und Jugendpolitik unbeirrt fortsetzen. [] V.i.S.d.P.: SPD-Landesorganisation Hamburg, Kurt-Schumacher-Allee 10, 2 HH 1 [] Eigendruck Mai 1982
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